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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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zurück.
    Abhaya erhob sich.
    »Ich gehe jetzt besser.« Er stand schon auf der Straße, als Nathaniel ihn einholte. Die Nacht lag jetzt über der Stadt. In der Gasse waren die Lichter angegangen, nicht wie üblich die Lampen der Stadt, sondern die vielen kleinen Ölfunzeln der Einwohner zeichneten dutzende Lichtflecke auf die nassen Pflastersteine. Es roch nach Essen und Familie. Nach Würztee und Kinderlachen.
    »Du darfst es ihr nicht übel nehmen. Ihre Hände waren einmal von solcher Schönheit, doch jetzt.« Er sog die Nachtluft ein.
    »Kannst du ihr wirklich eine Salbe machen?«
    »Ja.« Dann sah der Territorie ihn eindringlich an. »Sag Nathaniel Ballad, hast du je von dem Herz aus Glas gehört?«
    Nathaniel überlegte, dann schüttelte er betrübt den Kopf. Er hätte gern geholfen, aber davon hatte er nie gehört.
    »Was ist das? Es hört sich ziemlich gruselig an, wenn ich ehrlich bin.«
    »Geschichten, Nathaniel. Sehr alte Geschichten.« Abhaya brummte in den Himmel. Es hörte sich erschöpft an.
    »Wo übernachtest du eigentlich? Hast du irgendwo ein Zimmer?« Nathaniel konnte es sich nicht erklären, aber zum ersten Mal, seit er den Territorie kannte, war er ihm ein bisschen unheimlich.
    »Außerhalb der Stadtmauer gibt es Unterkünfte für solche wie mich, mach dir keine Sorgen.« Er klopfte ihm kurz auf die Schulter und stapfte dann die Gasse hinunter. »Danke für das Essen, Nathaniel Ballad.« Dieser blickte ihm lange nach.
     

Valkyrja
     
    Robert tauschte die Suite mit Coldlake, der sich dafür in die Mannschaftsquartiere begeben musste, dies aber ohne jedes Murren tat. Er schien sogar glücklich darüber zu sein.
    Der Raum war nur etwa halb so groß, aber nicht weniger luxuriös, doch wenigstens hatte man hier auf den allgegenwärtigen Löwen weitestgehend verzichtet, was Robert durchaus entgegen kam.
    Der Zug stand noch immer mitten zwischen England und Nederland. So nutzte Robert die Zeit, sich den Triebwagen anzusehen. Ein schnauzbärtiger Mechaniker, in beigem Overall und Schmutz auf der Stirn, erklärte dem Lord, wie das Pulver in regelmäßigen Stößen aus den Tanks in die Brennkammern geleitet wurde. Der so erzielte Schub übertrage sich umgehend und ohne jeden Verlust auf die Antriebswellen. Die überschüssige Hitze leite man durch die oberen Abgasrohre, die dadurch jenes charakteristische, bläuliche Glühen ausstießen. Der Mann redete schnell, als wolle er diese Führung möglichst rasch hinter sich bringen. Er deutete auf die unzähligen Anzeigen für Druck, Geschwindigkeit und Bremsklappen, doch Robert hörte nur noch mit einem Ohr zu, als er durch die beiden dickglasigen Bullaugen spähte, die, wie er wusste, vorne die Augen des Löwen bildeten. ›Wie musste es sich anfühlen, hier drinnen zu sitzen und mit über einhundert Kilometern in der Stunde die Gleise unter sich wegzischen zu sehen?‹ Er sah sich den Kommandostand ohnehin nur an, weil man dies von einem Lord erwartete. Robert war von dem Zug selbst fasziniert, nicht von seiner doch recht groben Technik, die eher einem Kanonenrohr auf Rädern glich. Seine Liebe galt schon seit Kindertagen der Feinmechanik. Als Robert das erste Mal seinem Großvater Humberstone dabei zugesehen hatte, wie der ein Spielzeug, nicht größer als ein Daumen, dazu gebracht hatte, einen ganzen Meter auf staksigen Beinen durch die Werkstatt zu wanken, da hatte Lord Neugier , wie Opa Lawrence ihn oft liebevoll geneckt hatte, unwiderruflich Feuer gefangen.
    Robert verabschiedete sich höflich, wie immer. Als er dem verdutzten Mechaniker mit einem Handschlag für die Ausführungen dankte, war dieser so perplex, dass er sich gleich mehrmals verbeugte.
    Robert hatte seinen Vater nie vermisst ... oder gar gemocht. Opa Lawrence war ihm Vater und Freund zugleich gewesen. Auch wenn der Mann meist nur dann an die frische Luft ging, wenn eine Explosion seine Räume vorübergehend in ein Sperrgebiet verwandelt hatte, so waren es für Robert die schönsten Stunden gewesen, mit Lawrence auf dem Anwesen umherzustreifen und allerlei Unfug anzustellen.
    Gleich zu beginn hatte sein Großvater ihm auch noch etwas anderes eingebleut: ›All die Menschen, die auf dem Schloss dafür sorgen, dass du morgens mit vorgewärmten Puschen aufwachst und abends mit vollem Magen einschläfst, all diese Menschen behandelst du mit ehrlicher Höflichkeit, mein Junge. Tust du es nicht, kenne ich dich nicht mehr!‹
    Für Robert war diese Ansprache zu einem Gesetz geworden, eine

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