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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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so traurig, dass es sie ängstigte. »Lange«, flüsterte sie. Als Jhiqui mit mehr Wasser kam, trat Mirri Maz Duur zu ihr, die Lider schwer vom Schlaf. »Trinkt«, sagte sie und hob Danys Kopf wieder zum Becher, nur diesmal war es Wein. Süßer, süßer Wein. Dany schluckte, lehnte sich zurück und lauschte dem sanften Klang ihres eigenen Atems. Sie spürte die Schwere in ihren Gliedern, als der Schlaf herankroch, um sie erneut zu umfangen. »Bringt mir …«, flüsterte sie benommen. »Bringt … ich möchte es halten …«
    »Ja?«, fragte die Maegi. »Was wünscht Ihr, Khaleesi?«
    »Bringt mir … Ei … Drachenei … bitte …« Ihre Lider wurden zu Blei, und sie war zu erschöpft, sie offen zu halten.
    Als sie zum dritten Mal erwachte, fiel ein Strahl goldenen Sonnenlichts durchs kleine Rauchloch im Zelt, und ihre Arme waren um ein Drachenei geschlungen. Es war das helle, die Schuppen wie Buttercreme gefärbt, von goldenen und bronzenen Adern durchzogen, und Dany konnte seine Hitze spüren. Unter dem Seidenlaken war die nackte Haut
von einem feinen Schweißfilm überzogen. Drachentau, dachte sie. Ihre Finger fuhren sanft über die Oberfläche der Schale, folgten den goldenen Adern, und sie spürte, wie sich tief im Stein etwas wie zur Antwort wand und streckte. Sie fürchtete sich nicht. Alle Furcht war vergangen, verbrannt.
    Dany berührte ihre Stirn. Unter dem Schweißfilm war ihre Haut ganz kalt, das Fieber abgeklungen. Sie setzte sich auf. Einen Moment lang war sie benommen, spürte einen tiefen Schmerz zwischen ihren Schenkeln. Und dennoch fühlte sie sich stark. Ihre Mädchen kamen gelaufen, sobald sie ihre Stimme hörten. »Wasser«, erklärte sie ihnen, »eine Flasche Wasser, so kalt wie möglich. Und Früchte, glaube ich. Datteln.«
    »Ganz nach Eurem Wunsch, Khaleesi.«
    »Holt mir Ser Jorah«, sagte sie und stand auf. Jhiqui brachte einen Mantel aus roher Seide und legte ihn um ihre Schultern. »Und ein warmes Bad, und Mirri Maz Duur, und …« Da fiel ihr alles mit einem Mal wieder ein, und sie taumelte. »Khal Drogo«, brachte sie hervor und blickte voller Furcht in ihre Gesichter. »Ist er …?«
    »Der Khal lebt«, antwortete Irri leise … doch sah Dany die Finsternis in ihren Augen, als sie die Worte sagte, und kaum hatte sie diese ausgesprochen, eilte sie schon davon, um Wasser zu holen.
    Sie wandte sich Doreah zu. »Sag es mir.«
    »Ich … ich hole Euch Ser Jorah«, erwiderte das Mädchen aus Lys, verneigte sich und lief aus dem Zelt.
    Auch Jhiqui wäre fortgerannt, nur hielt Dany sie beim Handgelenk, dass sie ihr nicht entkommen konnte. »Was ist los? Ich muss es wissen. Drogo … und mein Kind.« Warum hatte sie noch gar nicht an ihr Kind gedacht? »Mein Sohn … Rhaego … wo ist er? Bring ihn mir.«
    Ihre Dienerin blickte zu Boden. »Der Junge … er hat nicht
überlebt, Khaleesi.« Ihre Stimme war ein ängstliches Flüstern.
    Dany ließ ihr Handgelenk los. Mein Sohn ist tot, dachte sie. Jhiqui verließ das Zelt. Irgendwie hatte sie es gewusst. Sie hatte es schon gewusst, als sie das erste Mal aufwachte und Jhiqui weinen sah. Nein, sie hatte es gewusst, bevor sie erwacht war. Der Traum fiel ihr wieder ein, plötzlich und lebhaft, und sie erinnerte sich an den großen Mann mit Kupferhaut und langem, silbergoldenem Zopf, der dort in Flammen stand.
    Sie hätte weinen sollen, das wusste sie, doch waren ihre Augen trocken wie Asche. Im Traum hatte sie geweint, und die Tränen waren auf den Wangen zu Dampf geworden. Alle Trauer in mir ist ausgebrannt, sagte sie sich. Zwar war sie traurig, ja, und doch … sie spürte, wie Rhaego von ihr wich, als hätte es ihn nie gegeben.
    Einen Moment später traten Ser Jorah und Mirri Maz Duur ein und fanden Dany über die Dracheneier gebeugt, zwei davon noch in ihrem Kasten. Sie schienen sich ebenso heiß anzufühlen wie das eine, mit dem sie geschlafen hatte, was höchst seltsam war. »Ser Jorah, kommt her«, sagte sie. Sie nahm seine Hand und legte sie auf das schwarze Ei mit der roten Maserung. »Was fühlt Ihr?«
    »Schale, hart wie Stein.« Der Ritter war vorsichtig.
    »Hitze?«
    »Nein. Kalter Stein.« Er zog die Hand zurück. »Prinzessin, geht es Euch gut? Solltet Ihr auf den Beinen sein, schwach, wie Ihr seid?«
    »Schwach? Ich bin stark, Jorah.« Ihm zuliebe zog sie sich auf ein paar Kissen zurück. »Sagt mir, wie mein Kind gestorben ist.«
    »Es hat gar nicht gelebt, meine Prinzessin. Die Frauen sagen …« Er zögerte, und Dany sah, dass die

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