Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
Snark, halsstarrig, ungeduldig und eigensinnig. Wenn ich die Wahrheit sagen soll, kann ich es kaum ertragen, dieses scheußliche Weib um mich zu haben, doch heißt das nicht, dass meine Liebe zu ihr geringer wäre als die Liebe, die du für deine Halbschwestern empfindest.« Stirnrunzelnd nahm Mormont sein letztes Ei und drückte es in seiner Faust, bis die Schale knirschte. »Oder vielleicht doch. Sei es, wie es sei, trotzdem würde ich trauern, wenn sie sterben sollte, und dennoch siehst du mich nicht fortlaufen. Ich habe den Eid abgelegt, genau wie du. Ich gehöre hierher … wohin gehörst du, Junge?«
Ich gehöre nirgendwohin, wollte Jon sagen, ich bin ein Bastard, ich habe keine Rechte, keinen Namen, keine Mutter und jetzt nicht mal mehr einen Vater. Die Worte wollten nicht heraus. »Ich weiß es nicht.«
»Aber ich«, sagte Lord Kommandant Mormont. »Kalter Wind kommt auf, Schnee. Jenseits der Mauer werden die Schatten lang. Cotter Peik berichtet von großen Elchherden, die südlich und östlich zum Meer ziehen, ebenso die Mammuts. Er sagt, einer seiner Männer habe keine drei Wegstunden von Ostwacht riesenhafte, missgestaltete Fußabdrücke gefunden. Grenzer vom Schattenturm haben ganze Dörfer gefunden, die verlassen waren, und Ser Denys sagt, bei Nacht sehen sie Feuer in den Bergen, mächtige Flammen, die von abends bis morgens auflodern. Qhorin Halbhand hat in den Tiefen des Schlundes einen Gefangenen gemacht, und der Mann schwört, dass Manke Rayder seine Leute in einer geheimen Festung sammelt, die er gefunden hat, zu welchem Zweck, wissen nur die Götter. Glaubst du, dein Onkel Benjen war der einzige Grenzer, den wir im letzten Jahr verloren haben?«
»Ben Jen«, krächzte der Rabe, nickte mit dem Kopf, und Stückchen vom Ei fielen aus seinem Schnabel. »Ben Jen. Ben Jen.«
»Nein«, sagte Jon. Sie hatten auch andere verloren. Zu viele.
»Glaubst du, der Krieg deines Bruders sei wichtiger als unserer?«, bellte der alte Mann.
Jon kaute an seiner Lippe. Der Rabe flatterte ihn mit seinen Flügeln an. »Krieg, Krieg, Krieg, Krieg«, krähte er.
»Ist er nicht«, erklärte ihm Mormont. »Mögen uns die Götter retten, Junge, du bist nicht blind, und du bist nicht dumm. Wenn tote Menschen einen bei Nacht verfolgen, glaubst du, dass es da noch wichtig ist, wer auf dem Eisernen Thron sitzt?«
»Nein.« Aus diesem Blickwinkel hatte Jon die Sache noch nicht betrachtet.
»Dein Hoher Vater hat dich zu uns geschickt, Jon. Wer kann schon sagen, warum?«
»Warum, warum, warum?« , schrie der Rabe.
»Ich weiß nur, dass das Blut der Ersten Menschen in den Adern der Starks fließt. Die Ersten Menschen haben die Mauer errichtet, und es heißt, sie erinnerten sich an Dinge, die ansonsten vergessen wären. Und dieses Vieh, das du da hast … es hat uns zu diesen Kreaturen geführt, hat dich vor dem toten Mann auf der Treppe gewarnt. Ser Jarmy würde es ganz sicher Zufall nennen, aber Ser Jarmy ist tot, und ich hingegen nicht.« Lord Mormont spießte mit der Spitze seines Dolches ein Stück Schinken auf. »Ich glaube, dass du dafür geboren wurdest, hier zu sein, und ich möchte, dass du mit deinem Wolf dabei bist, wenn wir vor die Mauer gehen.«
Seine Worte schickten Jon einen Schauer der Aufregung über den Rücken. »Vor die Mauer?«
»Du hast mich gehört. Ich habe die Absicht, Benjen Stark zu suchen, tot oder lebendig.« Er kaute und schluckte. »Ich werde nicht feige hier herumsitzen und auf Schnee und Eiswind warten. Wir müssen herausfinden, was vor sich geht.
Diesmal wird die Nachtwache als Streitmacht ausreiten, gegen den König-jenseits-der-Mauer, die Anderen und alles, was sonst noch dort draußen sein mag. Ich habe die Absicht, das Kommando selbst zu übernehmen.« Er deutete mit dem Dolch auf Jons Brust. »Üblicherweise ist der Kämmerer des Lord Kommandanten gleichzeitig sein Knappe … nur möchte ich nicht jeden Morgen aufwachen und mich fragen, ob du wieder weggelaufen bist. Also will ich von dir eine Antwort, Lord Schnee, und ich will sie jetzt. Bist du ein Bruder der Nachtwache … oder nur ein Bastardbengel, der Krieg spielen will?«
Jon richtete sich auf und holte lang und tief Luft. Vergib mir, Vater. Robb, Arya, Bran … vergebt mir, ich kann Euch nicht helfen. Er spricht die Wahrheit. Ich gehöre hierher. »Ich gehöre … Euch, Mylord. Ich bin Euer Mann. Ich schwöre es. Ich laufe nie wieder fort.«
Der Alte Bär schnaubte. »Gut. Dann geh und leg dein Schwert
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