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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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nach unten ging, um ihr Morgenbrot zu sich zu nehmen. »Wo sind die anderen?«, wollte ihre Schwester wissen, wobei sie die Schale von einer Blutorange riss. »Hat Vater sie ausgesandt, um Jaime Lennister zu jagen?«

    Sansa seufzte. »Sie sind mit Lord Beric geritten, um Ser Gregor Clegane zu köpfen.« Sie wandte sich Septa Mordane zu, die Haferbrei mit einem hölzernen Löffel aß. »Septa, wird Lord Beric Ser Gregor Cleganes Kopf an seinem eigenen Tor aufspießen oder ihn dem König bringen?« Darüber hatte sie am Abend zuvor schon mit Jeyne Pool gestritten.
    Die Septa war starr vor Entsetzen. »Darüber spricht eine Dame nicht beim Haferbrei. Wo bleiben deine Manieren, Sansa? Ich fürchte, in letzter Zeit bist du fast so schlimm wie deine Schwester.«
    »Was hat Gregor denn getan?«, fragte Arya.
    »Er hat eine Festung niedergebrannt und eine ganze Menge Menschen ermordet, auch Frauen und Kinder.«
    Arya zog eine finstere Miene. »Jaime Lennister hat Jory und Heward und Wyl ermordet, und der Bluthund hat Mycah umgebracht. Irgendjemand sollte den beiden die Köpfe abschlagen.«
    »Das ist nicht dasselbe«, wandte Sansa ein. »Der Bluthund ist Joffreys Leibwache. Dein Schlachterjunge hat den Prinzen angegriffen.«
    »Lügnerin«, sagte Arya. Ihre Hand schloss sich so fest um die Blutorange, dass roter Saft zwischen ihren Fingern hervorquoll.
    »Nenn mich, wie du willst«, erwiderte Sansa blasiert. »Das wirst du nicht mehr wagen, wenn ich mit Joffrey verheiratet bin. Du wirst dich vor mir verneigen und mich ›Eure Hoheit‹ nennen.« Sie kreischte, als Arya die Blutorange über den Tisch warf und sie an der Stirn traf. Dann fiel ihr das matschige Ding in den Schoß.
    »Ihr habt Saft im Gesicht, Hoheit«, höhnte Arya.
    Der Saft lief an Sansas Nase hinab und brannte in den Augen. Sie wischte ihn mit einer Serviette ab. Als sie sah, was die Frucht auf ihrem Schoß dem hübschen Seidenkleid
angetan hatte, kreischte sie abermals. »Du bist grässlich«, schrie sie ihre Schwester an. »Dich hätten sie töten sollen, nicht Lady.«
    Septa Mordane sprang auf. »Euer Hoher Vater wird davon erfahren! Geht auf Eure Zimmer, sofort. Sofort!«
    »Ich auch?« Tränen stiegen Sansa in die Augen. »Das ist nicht gerecht.«
    »Die Frage steht nicht zur Debatte. Hinaus!«
    Sansa stolzierte erhobenen Hauptes davon. Sie würde Königin sein, und Königinnen weinten nicht. Zumindest nicht vor den Augen anderer. In ihrer Kammer angekommen verriegelte sie die Tür und zog das Kleid aus. Die Blutorange hatte einen roten Fleck auf der Seide zurückgelassen. »Ich hasse sie!«, schrie sie. Sie knüllte das Kleid zusammen und warf es in den kalten Kamin, auf die Asche vom gestrigen Abend. Als sie sah, dass der Fleck auf ihr Unterkleid durchgefärbt hatte, fing sie unwillkürlich an zu schluchzen. Wild riss sie sich den Rest ihrer Kleider vom Leib, warf sich aufs Bett und weinte sich wieder in den Schlaf.
    Gegen Mittag klopfte Septa Mordane an ihre Tür. »Sansa, dein Hoher Vater will dich sehen.«
    Sansa setzte sich auf. »Lady«, flüsterte sie. Einen Augenblick lang glaubte sie, der Schattenwolf wäre bei ihr im Zimmer und sähe sie mit seinen goldenen Augen an, traurig und wissend. Sie merkte, dass sie geträumt hatte. Lady war bei ihr, und sie rannten gemeinsam und … und … der Versuch, sich zu erinnern, war, als wollte sie Regen mit den Händen fangen. Der Traum verblasste, und Lady war wieder tot.
    »Sansa.« Erneut klopfte es, diesmal scharf. »Hörst du mich?«
    »Ja, Septa«, rief sie. »Dürfte ich mich bitte zuerst anziehen? « Ihre Augen waren rot vom Weinen, doch gab sie sich alle Mühe, sich hübsch herzurichten.
    Als Septa Mordane sie ins Solar führte, saß Lord Eddard
über ein mächtiges ledergebundenes Buch gebeugt, sein gipsumwandetes Bein unter dem Tisch. »Komm her, Sansa«, sagte er nicht unfreundlich, als die Septa gegangen war, um ihre Schwester zu holen. »Setz dich neben mich.« Er schloss das Buch.
    Septa Mordane kam mit Arya zurück, die sich ihr entwinden wollte. Sansa trug ein hübsches, hellgrünes Kleid, und ihr Blick war voller Reue, ihre Schwester hingegen trug nach wie vor das verlotterte Leder und das grobe Leinen, das sie schon zum Frühstück angehabt hatte. »Hier ist die andere«, verkündete die Septa.
    »Mein Dank, Septa Mordane. Ich würde gern mit meinen Töchtern allein sprechen, wenn Ihr so freundlich wäret.« Die Septa verneigte sich und ging.
    »Arya hat angefangen«, sagte Sansa eilig,

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