Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
Nische wiegte ein betrunkener Tyroshi mit purpurnem Bart ein dralles Mädchen auf den Knien. Er hatte ihr Mieder aufgeknüpft und ließ gerade Wein über ihre Brüste rinnen, um ihn anschließend aufzulecken. Zwei weitere Mädchen saßen vor einem Bleiglasfenster und spielten. Die Sommersprossige trug eine Krone aus blauen Blüten im honigfarbenen Haar. Die Haut der anderen war schwarz und glatt wie polierter Jett, ihre dunklen Augen waren groß, ihre kleinen Brüste spitz. Beide
Mädchen waren in fließende Seide gewandet, die um die Hüfte von perlenbestickten Gürteln gehalten wurde. Das Sonnenlicht, welches durch das bunte Glas hereinfiel, ließ die Silhouetten der jungen Leiber unter dem dünnen Stoff erkennen, und Tyrion spürte, wie es sich in seinen Lenden regte. »Ich würde Euch mit allem gebührenden Respekt das dunkelhäutige Mädchen empfehlen«, sagte Chataya.
»Sie ist jung.«
»Sechzehn, Mylord.«
Ein gutes Alter für Joffrey , dachte er und erinnerte sich an das, was Bronn gesagt hatte. Seine Erste war sogar noch jünger gewesen. Tyrion dachte daran, wie schüchtern sie sich gebärdet hatte, als er ihr zum ersten Mal das Kleid über den Kopf streifte, dachte an ihre langen dunklen Haare und die blauen Augen, in denen man hätte ertrinken mögen – was er dann auch getan hatte. Vor so langer Zeit … Was für ein elender Narr du doch bist, Zwerg. »Stammt sie aus Eurer Heimat? «
»In ihren Adern fließt das Blut des Sommers, Mylord, aber meine Tochter wurde hier in Königsmund geboren.« Seine Überraschung ließ sich offenbar von seinem Gesicht ablesen, denn Chataya fügte hinzu: »Mein Volk betrachtet es nicht als Schande, in einem Kissenhaus zu leben. Auf den Sommerinseln werden jene, welche Freude zu bereiten wissen, hoch geschätzt. Viele hochgeborene junge Damen und Knaben dienen nach ihrem Erblühen einige Jahre lang, um die Götter zu ehren.«
»Was haben die Götter damit zu tun?«
»Die Götter haben unsere Körper und unsere Seelen erschaffen, nicht wahr? Sie schenken uns Stimmen, damit wir sie mit unserem Gesang preisen können. Sie geben uns Hände, auf dass wir Tempel für sie bauen. Und sie statten uns mit dem Verlangen aus, damit wir der Liebe frönen und ihnen auf diese Weise unsere Achtung ausdrücken.«
»Das muss ich dem Hohen Septon erzählen«, meinte Tyrion.
»Wenn ich mit meinem Schwanz beten könnte, würde ich vielleicht noch religiös.« Er winkte mit der Hand. »Ich werde Euren Vorschlag gern annehmen.«
»Ich werde meine Tochter rufen. Kommt.«
Das Mädchen erwartete ihn am Fuß der Treppe. Sie war größer als Shae, wenngleich nicht so groß wie ihre Mutter, und musste sich hinknien, um Tyrion zu küssen. »Ich heiße Alayaya«, sagte sie, wobei der Akzent ihrer Mutter kaum zu hören war. »Kommt, Mylord.« Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn die Treppe hinauf in einen langen Flur. Durch eine der geschlossenen Türen hörte man wollüstiges Keuchen, durch eine andere Kichern und Flüstern. Tyrions Gemächt presste gegen die Schnüre seiner Hose. Dies könnte zu einer Demütigung werden , dachte er, derweil er Alayaya eine weitere Treppe hinauf zum Erkerzimmer folgte. Hier gab es nur eine einzige Tür. Sie führte ihn hindurch und schloss sie hinter sich. In dem Zimmer standen ein großes Himmelbett und ein Kleiderschrank mit erotischen Schnitzereien. Das Glas des schmalen Fensters war mit einem rotgelben Rautenmuster verziert.
»Schön bist du, Alayaya, wunderschön«, sagte Tyrion ihr, nachdem sie allein waren. »Von Kopf bis Fuß bist du begehrenswert. Im Augenblick interessiert mich jedoch vor allem dein Mund.«
»Mylord werden feststellen, wie gut mein Mund geschult ist. Schon als Mädchen lernte ich, wann ich ihn gebrauchen soll und wann nicht.«
»Das gefällt mir.« Tyrion lächelte. »Was machen wir also jetzt? Vielleicht hättest du einen Vorschlag?«
»Ja«, antwortete sie. »Wenn Mylord den Schrank öffnen, wird er finden, wonach er sucht.«
Tyrion küsste ihr die Hand und stieg in den leeren Kleiderschrank. Alayaya schloss die Tür hinter ihm. Er tastete nach der Rückwand, fühlte, wie sie unter seinen Fingern zu rutschen begann, und drückte sie ganz zur Seite. Der Hohlraum
hinter der Wand war stockfinster, doch er tastete umher, bis er Metall fühlte. Seine Hand packte die erste Sprosse einer Leiter. Dann setzte er den Fuß auf die nächsttiefere und begann den Abstieg. Weit unter der Erde öffnete sich der Schacht zu einem schrägen
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