Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
Faust, als wollte sie sie verstecken.
»Habt Ihr für Euren Vater gesungen?«, fragte Catelyn.
Brienne schüttelte den Kopf und starrte auf ihren Teller, als ob sie in der Soße eine Antwort finden könnte.
»Und für Lord Renly?«
Das Mädchen errötete. »Nie, ich … sein Narr machte manchmal so grausame Scherze, und ich …«
»Irgendwann müsst Ihr für mich singen.«
»Ich … bitte, dazu fehlt mir die rechte Gabe.« Brienne schob sich vom Tisch zurück. »Verzeiht mir, Mylady. Wenn Ihr erlaubt …?«
Catelyn nickte. Das große, unbeholfene Mädchen verließ die Halle mit langen Schritten, die meisten der Feiernden bemerkten sie gar nicht. Mögen die Götter mit ihr gehen, dachte
Catelyn, während sie sich lustlos wieder ihrem Essen zuwandte.
Drei Tage später ging der Faustschlag nieder, den Brienne vorausgesagt hatte, und es dauerte fünf Tage, bis sie davon erfuhren. Catelyn saß bei ihrem Vater, als Edmures Bote eintraf. Die Rüstung des Mannes war verbeult, seine Stiefel waren staubig, und er hatte ein hässliches Loch in seinem Überwurf. Er brachte gute Neuigkeiten. »Sieg, Mylady«, sagte er und reichte ihr Edmures Brief. Ihre Hand zitterte, als sie das Siegel erbrach.
Lord Tywin hatte versucht, das Überqueren des Flusses an einem Dutzend verschiedener Furten zu erzwingen, war jedoch überall zurückgeworfen worden. Lord Leffert war ertrunken, der Rallenhall-Ritter, den sie Starker Eber nannten, war in Gefangenschaft geraten, Ser Addam Marbrand war drei Mal zum Rückzug gezwungen worden … doch die erbittertsten Gefechte hatten bei der Steinmühle stattgefunden, wo Ser Gregor Clegane den Angriff geführt hatte. Dabei waren so viele seiner Männer gefallen, dass ihre toten Pferde den Fluss zu stauen drohten. Am Ende waren der Reitende Berg und einige seiner besten Männer zwar bis zum Westufer vorgedrungen, doch Edmure hatte seine Reserve auf sie geworfen und sie blutend und geschlagen zurückgedrängt. Ser Gregor selbst hatte sein Pferd verloren; er war aus einem Dutzend Wunden blutend durch den Roten Arm zurückgetaumelt, während ein Hagel von Pfeilen und Steinen auf ihn niedergegangen war. »Sie werden den Fluss nicht überqueren, Cat«, hatte Edmure gekritzelt. »Lord Tywin marschiert nach Südosten. Vielleicht eine Finte oder ein vollständiger Rückzug, aber ganz gleich: Sie werden den Fluss nicht überqueren.«
Ser Desmond Grell war hocherfreut gewesen. »Oh, wenn ich nur hätte dabei sein dürfen«, sagte der alte Ritter, als sie ihm den Brief vorlas. »Wo ist dieser Narr Rymund? Darüber muss er doch ein Lied verfassen, bei den Göttern, ein Lied, das selbst Edmure nur zu gern hören wird. Die Mühle, die
den Berg zermahlte, ich könnte die Worte fast selbst finden, hätte ich nur das Talent eines Sängers.«
»Ich möchte keine Lieder hören, ehe die Kämpfe nicht beendet sind«, sagte Catelyn, vielleicht eine Spur zu scharf. Dennoch erlaubte sie Ser Desmond, die Nachricht zu verbreiten, und stimmte zu, als er vorschlug, zu Ehren der Steinmühlenschlacht ein paar Fässer zu öffnen. Die Stimmung auf Schnellwasser war angespannt und ernst gewesen; alle konnten einen Kelch Wein und ein wenig Hoffnung vertragen.
In dieser Nacht hörte man in der Burg überall den Lärm der Feiernden. » Schnellwasser!«, rief das gemeine Volk und »Tully! Tully!« Verängstigt und hilflos waren sie hier angekommen, und Catelyns Bruder hatte sie eingelassen, während die meisten anderen Lords die Tore geschlossen hätten. Ihre Stimmen strömten zu den hohen Fenstern hinein und drangen unter den schweren Rotholztüren hindurch in ihr Zimmer. Rymund spielte auf seiner Harfe und ließ sich von Trommeln und einem Jungen mit einer Rohrflöte begleiten. Catelyn lauschte mädchenhaftem Lachen und dem aufgeregten Geplapper der unerfahrenen Knaben, die ihr Bruder zur Verteidigung der Burg zurückgelassen hatte. Wohlklingende Laute … und doch berührten sie sie nicht. Sie konnte ihr Glück nicht teilen.
Im Solar ihres Vaters fand sie ein schweres, in Leder gebundenes Buch mit Karten. Sie öffnete es bei den Flusslanden. Sofort entdeckte sie den Lauf des Roten Arms und fuhr ihn bei flackerndem Kerzenlicht mit dem Finger entlang. Er marschiert nach Südosten, dachte sie. Inzwischen hatte er vermutlich den Hauptlauf des Schwarzwassers erreicht, entschied sie.
Sie klappte das Buch zu, und ihr war unbehaglicher zu Mute als zuvor. Die Götter hatten ihnen Sieg auf Sieg geschenkt. Bei der Steinmühle, bei
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