Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
schlummern, doch vielleicht würde er Bran hören, wenn dieser nur laut genug schrie, oder jemand anders. »Hodor, komm schnell! Osha! Meera, Jojen, ist denn niemand da?« Bran legte die Hände wie einen Trichter vor den Mund. »HOOOOODOOOOOOR!«
Doch als die Tür hinter ihm krachend aufgestoßen wurde, handelte es sich bei dem Mann, der eintrat, um niemanden, den Bran kannte. Er trug ein Lederwams, das mit sich überlappenden Eisenscheiben benäht war, hielt einen Dolch in der Hand und hatte eine Axt über die Schulter geworfen.
»Was willst du hier?«, wollte Bran verängstigt wissen. »Das ist mein Zimmer! Raus hier!«
Theon Graufreud trat hinter dem Mann herein. »Wir wollen dir nichts tun, Bran.«
»Theon?« Bran wurde ganz schwindlig vor Erleichterung. »Hat Robb dich geschickt? Ist er auch hier?«
»Robb ist weit fort. Er kann dir nicht helfen.«
»Mir helfen?« Er war verwirrt. »Mach mir keine Angst, Theon.«
»Prinz Theon heißt es jetzt. Wir sind beide Prinzen, Bran. Wer hätte sich das träumen lassen? Aber ich habe deine Burg eingenommen, mein Prinz.«
»Winterfell?« Bran schüttelte den Kopf. »Nein, das kannst du nicht machen.«
»Lass uns allein, Werlag.« Der Mann mit dem Dolch ging hinaus. Theon setzte sich auf das Bett. »Ich habe vier Männer mit Wurfhaken und Seilen über die Mauer geschickt, und sie haben ein Seitentor für die anderen geöffnet. Meine Männer kümmern sich gerade um deine. Ich versichere dir, Winterfell gehört mir.«
Bran verstand es nicht. »Aber du bist Vaters Mündel.«
»Und jetzt seid du und dein Bruder meine Mündel. Sobald die Kämpfe vorüber sind, werden meine Männer den Rest deiner Leute in der Großen Halle versammeln. Du und ich, wir werden zu ihnen sprechen. Du sagst ihnen, dass du Winterfell an mich übergeben hast und befiehlst ihnen, mir als ihrem neuen Lord zu dienen und zu gehorchen, wie sie es für dich getan haben.«
»Das tue ich nicht «, entgegnete Bran. »Wir werden gegen euch kämpfen und euch hinauswerfen. Ich habe mich noch nie ergeben, und du kannst mich nicht dazu zwingen.«
»Dies ist kein Spiel, Bran, also treib es nicht zu weit, das lasse ich mir nicht gefallen. Die Burg gehört mir, aber diese Menschen sind noch immer dein. Wenn der Prinz um ihre Sicherheit besorgt ist, sollte er besser tun, was man ihm sagt.«
Er erhob sich und trat zur Tür. »Man wird dich anziehen und in die Große Halle tragen. Denk gut darüber nach, was du sagen wirst.«
Während er warten musste, fühlte sich Bran noch hilfloser als zuvor. Er saß auf der Fensterbank und starrte hinaus auf die dunklen Türme und Mauern, die schwarz wie Schatten waren. Einmal glaubte er, Schreie und so etwas wie das Klirren von Schwertern aus Richtung der Wachhalle zu hören, doch er besaß weder Sommers Gehör noch seine Nase. Wach bin ich noch immer ein Krüppel, aber wenn ich schlafe, wenn ich Sommer bin, kann ich laufen und kämpfen und hören und riechen.
Er hatte Hodor oder vielleicht eins der Dienstmädchen erwartet, doch als die Tür schließlich aufging, stand Maester Luwin mit einer Kerze in der Hand vor ihm. »Bran«, begann er, »Ihr … wisst Ihr, was geschehen ist? Hat man es Euch bereits berichtet?« Die Haut über seinem linken Auge war aufgeplatzt, und Blut rann über sein Gesicht.
»Theon war hier. Er hat behauptet, Winterfell würde jetzt ihm gehören.«
Der Maester stellte die Kerze ab und wischte sich das Blut von der Wange. »Sie sind durch den Burggraben geschwommen. Kletterten mit Haken und Seil die Mauern hoch. Nass und tropfend und mit Stahl in der Hand sind sie hereingekommen. « Er setzte sich auf den Stuhl an der Tür, während frisches Blut hervorquoll. »Bierbauch war am Tor, sie haben ihn auf dem Wachturm überrascht und getötet. Heukopf ist verwundet. Mir blieb noch Zeit, zwei Raben loszuschicken, ehe sie hereinplatzten. Der Vogel nach Weißwasserhafen konnte entkommen, aber den anderen haben sie abgeschossen. « Der Maester starrte in die Binsen. »Ser Rodrik hat zu viele Männer mitgenommen, doch ich muss mir selbst ebenfalls die Schuld geben. Ich habe diese Gefahr nicht kommen sehen, ich habe nie …«
Jojen hat sie gesehen, dachte Bran. »Am besten helft Ihr mir jetzt beim Anziehen.«
»Ja, das ist wohl das Beste.« In der schweren Truhe mit den Eisenbändern am Fußende von Brans Bett fand der Maester Unterwäsche, eine Hose und ein Wams. »Ihr seid der Stark in Winterfell und Robbs Erbe. Ihr müsst aussehen wie ein Prinz.«
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