Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
nur bis zu einem bestimmten Punkt zum Erfolg. Wie schade, dass Ned Stark seine Töchter mit nach Süden genommen hatte; ansonsten hätte Theon seinen Anspruch auf Winterfell durch die Heirat mit einer der beiden untermauern können. Sansa war doch ganz hübsch, und inzwischen vermutlich alt genug fürs Bett. Doch leider war sie tausend Meilen entfernt in den Fängen der Lennisters. Schade.
Der Wald wurde immer undurchdringlicher. Die Kiefern
und Wachbäume machten riesigen dunklen Eichen Platz. Weißdornbüsche verbargen trügerische Gräben und Furchen unter sich. Es ging steinige Hügel hinauf und hinunter. Sie passierten eine Pächterhütte, die verlassen und überwuchert war, und umrundeten einen gefluteten Steinbruch, dessen stilles Wasser grau wie Stahl schimmerte. Als die Hunde zu bellen anfingen, glaubte Theon, dass die Flüchtlinge in der Nähe sein mussten. Er trieb seinen Lächler an, doch er fand lediglich den Kadaver eines jungen Elchs … oder was davon übrig geblieben war.
Er stieg ab und sah sich das tote Tier genauer an. Es war noch frisch und offensichtlich von Wölfen zur Strecke gebracht worden. Die Hunde schnüffelten gierig daran herum, und einer der Mastiffs biss in einen Schenkel, doch Farlen rief ihn zurück. Nichts ist herausgeschnitten worden, fiel Theon auf. Die Wölfe haben gefressen, aber die Menschen haben sich nicht daran gütlich getan. Obwohl Osha bestimmt kein Feuer riskieren wollte, hätte sie ihnen in jedem Fall ein paar Stücke herausgeschnitten. Es hatte schließlich keinen Sinn, so gutes Fleisch verrotten zu lassen. »Farlen, bist du wirklich sicher, dass wir auf der richtigen Fährte sind?«, wollte Theon wissen. »Könnten die Hunde die falschen Wölfe verfolgt haben?«
»Meine Hündin kennt den Geruch von Sommer und Struppi sehr gut.«
»Das hoffe ich. Um deinetwillen.«
Keine Stunde später führte der Weg hinunter zu einem schlammigen Bach, der durch die Regenfälle der letzten Zeit stark angeschwollen war. Dort verloren die Hunde die Spur. Farlen und Wex wateten mit den Hunden hindurch und kamen kopfschüttelnd zurück, während die Tiere am anderen Ufer hin und her liefen und schnüffelten. »Sie sind hier hineingegangen, M’lord, aber wo sie herausgekommen sind, kann ich nicht erkennen«, erklärte der Hundemeister.
Theon stieg ab, kniete neben dem Bach nieder und tauchte
die Hand ins Wasser. Es war kalt. »Sie werden nicht lange drin geblieben sein«, sagte er. »Nehmt die eine Hälfte der Hunde bachabwärts, ich gehe in die andere …«
Wex klatschte laut in die Hände.
»Was ist denn?«, wollte Theon wissen.
Der stumme Junge zeigte auf etwas.
Der Boden am Bach war nass und schlammig. Die Spuren, die die Wölfe hinterlassen hatten, waren deutlich genug. »Pfotenabdrücke, ja. Und?«
Wex trat mit dem Absatz in den Matsch und drehte seinen Fuß hin und her. Er hinterließ ein tiefes Loch.
Joseth begriff. »Ein Mann von Hodors Größe hätte eine deutliche Spur im Schlamm hinterlassen«, sagte er. »Vor allem, da er noch den Jungen auf dem Rücken trägt. Trotzdem sind außer unseren eigenen Abdrücken keine anderen zu finden. Seht nur selbst.«
Erschrocken erkannte Theon, dass Joseth Recht hatte. Nur die Wölfe waren in das angeschwollene braune Wasser gestiegen. »Osha muss schon vorher abgebogen sein. Vermutlich vor dem Elch. Sie hat die Wölfe allein weitergeschickt und gehofft, wir würden ihnen hinterherjagen.« Er drehte sich zu den Jägern aus Winterfell um. »Wenn ihr beide ein falsches Spiel mit mir getrieben habt …«
»Wir haben nur die eine Spur gefunden, Mylord, ich schwöre es«, beteuerte Gariss. »Und die Schattenwölfe würden sich niemals von den Jungen trennen. Jedenfalls nicht für lange Zeit.«
Das stimmt, dachte Theon. Sommer und Struppi waren vielleicht auf der Jagd gewesen, doch früher oder später würden sie sich wieder zu Bran und Rickon gesellen. »Gariss, Murch, nehmt vier Hunde, geht zurück und sucht die Stelle, an der wir sie verloren haben. Aggar, du bewachst sie, ich dulde keinen Verrat. Farlen und ich folgen den Schattenwölfen. Stoßt ins Horn, wenn ihr die Spur wieder aufgenommen habt. Zwei Stöße, wenn ihr die Tiere selbst findet. Wenn wir
erst einmal herausgefunden haben, in welche Richtung sie gelaufen sind, werden sie uns zu ihren Herren führen.«
Er nahm Wex, den Freyjungen und Gynir Rotnase mit, um die Suche bachaufwärts fortzusetzen. Er und Wex ritten auf einer Seite des Baches, Rotnase und Walder Frey
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