Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
Söhne.«
»Nein«, widersprach Sansa schockiert. »Er wird mich gehen lassen, er …«
Ser Dontos drückte ihr einen feuchten Kuss aufs Ohr. »Seid tapfer. Ich habe geschworen, Euch nach Hause zu bringen, und jetzt kann ich das auch tatsächlich tun. Der Tag steht bereits fest.«
»Wann?«, fragte Sansa. »Wann werden wir aufbrechen?«
»In der Nacht von Joffreys Vermählung. Nach dem Fest. Alles ist vorbereitet. Der Rote Bergfried wird voller Fremder sein. Der halbe Hof wird betrunken sein, die andere Hälfte wird Joffrey helfen, seine Braut ins Ehebett zu führen. Eine Weile lang wird man Euch vergessen, und die Verwirrung wird unser Verbündeter sein.«
»Die Hochzeit findet nicht vor der Mondwende statt. Margaery Tyrell ist in Rosengarten, sie haben erst jetzt nach ihr geschickt.«
»Ihr habt so lange gewartet, geduldet Euch noch ein wenig länger. Hier, ich habe etwas für Euch.« Ser Dontos kramte in seinem Beutel und zog ein silbernes Spinnennetz hervor, das zwischen seinen dicken Fingern baumelte.
Es war ein Haarnetz, das aus feinstem Silber gesponnen war, dessen Fäden so dünn und zart waren, dass das Netz nicht schwerer als ein Lufthauch zu sein schien, als Sansa es in die Hand nahm. Winzige Edelsteine waren an den Stellen befestigt, wo sich die Fäden kreuzten, dunkle Steine, die das Mondlicht in sich aufsaugten. »Was für Steine sind das?«
»Schwarze Amethyste aus Asshai. Die seltensten, die es gibt. Bei Tageslicht sind sie tief purpurn.«
»Es ist sehr hübsch«, sagte Sansa und dachte: Ich brauche ein Schiff und kein Haarnetz.
»Hübscher, als Ihr denkt, liebes Kind. Es hat Zauberkräfte, müsst Ihr wissen. Es bedeutet Gerechtigkeit. Rache für Euren Vater.« Dontos beugte sich vor und küsste sie abermals. »Es bedeutet Heimat.«
THEON
Maester Luwin kam zu ihm, als vor den Mauern die ersten Kundschafter auftauchten. »Mylord Prinz«, sagte er, »Ihr müsst Euch ergeben.«
Theon starrte auf den Teller mit Haferkuchen, Honig und Blutwurst, den man ihm zum Frühstück gebracht hatte. Nach einer weiteren schlaflosen Nacht lagen seine Nerven blank, und schon beim Anblick des Essens wurde ihm übel. »Von meinem Onkel ist keine Antwort eingetroffen?«
»Nein«, erwiderte der Maester. »Und auch nicht von Eurem Vater auf Peik.«
»Schickt weitere Vögel.«
»Das wird nichts nutzen. Bis die Vögel am Ziel ankommen …«
»Schickt sie!« Er schleuderte den Teller von sich, warf die Decken zurück und erhob sich nackt und wütend aus Ned Starks Bett. »Oder wollt Ihr meinen Tod? Ist es das, Luwin? Sagt die Wahrheit.«
Der kleine graue Mann zeigte keine Furcht. »Mein Orden dient.«
»Ja, aber wem?«
»Dem Reich«, sagte Maester Luwin, »und Winterfell. Theon, einst habe ich Euch Rechnen und Schreiben, Geschichte und Kriegskunst gelehrt. Und ich hätte Euch noch mehr beigebracht, wenn Ihr nur hättet lernen wollen. Keineswegs will ich behaupten, dass ich große Liebe für Euch hege, nein, doch ich hasse Euch auch nicht. Selbst wenn ich es täte, solange Ihr Winterfell besetzt, bin ich durch meinen Eid verpflichtet,
Euch mit Rat zur Seite zu stehen. Und deshalb rate ich Euch nun, Euch zu ergeben.«
Theon bückte sich, um seinen fleckigen Mantel vom Boden aufzuheben, schüttelte die Binsen ab und hängte ihn sich um die Schultern. Ein Feuer, ich will ein Feuer, und saubere Kleider. Wo ist Wex? Ich werde nicht in schmutzigen Gewändern in den Tod gehen.
»Ihr habt keine Hoffnung, Euch hier behaupten zu können«, fuhr der Maester fort. »Wenn Euer Hoher Vater beabsichtigte, Euch Hilfe zu schicken, wäre sie längst eingetroffen. Sein Augenmerk gilt mehr der Eng. Die Schlacht um den Norden wird in den Ruinen von Maidengraben ausgetragen.«
»Das mag sein«, sagte Theon, »und solange ich Winterfell halte, können Ser Rodrik und Starks Vasallen nicht nach Süden marschieren, um meinem Onkel in den Rücken zu fallen. « Ich bin in der Kriegskunst durchaus nicht so unbewandert, wie Ihr denkt, alter Mann. »Ich habe genug Vorräte, um ein Jahr Belagerung zu überstehen, wenn es sein muss.«
»Es wird keine Belagerung geben. Vielleicht brauchen sie ein oder zwei Tage, um Leitern zu bauen und Haken an Seile zu knoten. Dann aber werden sie an hundert Stellen gleichzeitig über die Mauern kommen. Möglicherweise könnt Ihr den Fried eine Weile halten, die Burg selbst wird in einer Stunde fallen. Daher wäre es das Beste, die Tore zu öffnen und um …«
»Um Gnade zu bitten? Ich kenne die Gnade,
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