Das Lied von Eis und Feuer 04 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 04 - A Clash of Kings (Pages 332-728)
Jungfrau, die Renly verschmäht habe, wollen manche wissen. Eine Marketenderin, die am Vorabend der Schlacht zu seinem Vergnügen bei ihm war, sagen andere. Wieder andere meinen sogar, es sei Lady Catelyn Stark gewesen.«
Der Königin gefiel das gar nicht. »Müsst Ihr unsere Zeit mit allen möglichen dummen Gerüchten verschwenden?«
»Ihr bezahlt mich gut für diese Gerüchte, meine gnädigste Königin.«
»Wir bezahlen Euch für die Wahrheit, Lord Varys. Vergesst
das nicht, oder dieser Kleine Rat wird sich noch weiter verkleinern. «
Varys kicherte nervös. »Wenn Ihr und Euer nobler Bruder so fortfahrt, wird Seine Gnaden am Ende gar keinen Rat mehr haben.«
»Ich wage die Voraussage, dass das Reich auch mit ein paar Ratsherren weniger überleben würde«, sagte Kleinfinger lächelnd.
»Lieber, lieber Petyr«, erwiderte Varys, »fürchtet Ihr nicht, der nächste Name auf der Liste der Hand könnte der Eure sein?«
»Vor Euch, Varys? Daran glaube ich im Traum nicht.«
»Möglicherweise sind wir eines Tages Brüder auf der Mauer, Ihr und ich.« Varys kicherte erneut.
»Früher, als es Euch lieb wäre, wenn Ihr nicht demnächst etwas Brauchbares von Euch gebt, Eunuch.« Ihrem Blick nach zu urteilen, hätte Cersei Varys am liebsten noch einmal kastriert.
»Könnte es sich um eine List handeln?«, fragte Kleinfinger.
»Falls ja, so ist es eine von unvergleichlicher Schläue«, sagte Varys. »Immerhin bin ich darauf hereingefallen.«
Tyrion hatte genug gehört. »Joff wird schrecklich enttäuscht sein«, wechselte er das Thema. »Er hat eine Zinne für Renlys Kopf frei gehalten. Aber wer immer den Mord begangen hat, wir müssen davon ausgehen, dass Stannis dahinter steckt. Den Gewinn trägt er davon.« Ihm gefiel die Nachricht nicht; er hatte gehofft, die Brüder Baratheon würden sich in der Schlacht gegeneinander selbst schwächen. An seinem Ellbogen pochte die Stelle, an der ihn der Morgenstern getroffen hatte. Das geschah manchmal bei feuchtem Wetter. Er massierte den Arm, doch es half nicht. »Was ist mit Renlys Heer?«
»Der größere Teil seiner Fußtruppen ist bei Bitterbrück zurückgeblieben. « Varys verließ das Kohlenbecken und kehrte zu seinem Platz am Tisch zurück. »Die meisten Lords, die
mit Renly nach Sturmkap geritten sind, haben sich mit ihren Rittern Stannis angeschlossen.«
»Und die Florents als Erste, möchte ich wetten«, sagte Kleinfinger.
Varys schenkte ihm ein gekünsteltes Lächeln. »Die Wette würdet Ihr gewinnen, Mylord. Lord Alester war in der Tat der Erste, der vor Stannis das Knie gebeugt hat. Viele andere sind seinem Beispiel gefolgt.«
»Viele«, hakte Tyrion nach, »aber nicht alle?«
»Nicht alle«, bejahte der Eunuch. »Weder Loras Tyrell noch Randyll Tarly oder Mathis Esch. Und Sturmkap hat sich ebenfalls noch nicht ergeben. Ser Cortnay Fünfrosen hält die Burg in Renlys Namen, weil er nicht an den Tod seines Lehnsherrn glauben will. Er verlangt, die sterblichen Überreste zu sehen, ehe er die Tore öffnet, aber Renlys Leiche ist anscheinend auf unerklärliche Weise verschwunden. Höchstwahrscheinlich ist sie fortgeschafft worden. Ein Fünftel von Renlys Rittern ist mit Ser Loras abgezogen, anstatt das Knie vor Stannis zu beugen. Es heißt, der Ritter der Blumen sei wahnsinnig geworden, als er den Leichnam seines Königs sah, und habe in seinem Zorn drei von Renlys Wachen erschlagen, darunter Emmon Cuy und Robar Rois.«
Leider nur drei, dachte Tyrion.
»Ser Loras ist vermutlich nach Bitterbrück unterwegs«, fuhr Varys fort. »Dort hält sich seine Schwester auf, Renlys Königin, und außerdem eine ganze Menge Soldaten, die plötzlich keinen König mehr haben. Auf welche Seite werden sie sich jetzt stellen? Eine heikle Frage. Viele dienen den Lords, die in Sturmkap geblieben sind und sich Stannis unterworfen haben.«
Tyrion beugte sich vor. »Trotzdem sehe ich dort eine Chance für uns. Wenn wir Loras Tyrell für unsere Sache gewinnen können, würden Lord Maes Tyrell und seine Gefolgsleute sich uns ebenfalls anschließen. Vielleicht haben sie zunächst Stannis die Treue geschworen, doch sie werden ihn vermutlich
kaum lieben, sonst wären sie von vornherein bei ihm gewesen.«
»Ist ihre Liebe für uns größer?«, fragte Cersei.
»Kaum«, antwortete Tyrion. »Renly haben sie geliebt, aber Renly ist tot. Möglicherweise können wir ihnen gute und überzeugende Gründe geben, Joffrey Stannis vorzuziehen … wenn wir rasch handeln.«
»Was für Gründe wollt
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