Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Orientierung verlor, und der Wind ging durch alle Kleider hindurch und ließ meine Knochen gefrieren, doch schließlich stieß ich auf sie, und sie war genauso eingewickelt wie ich.
Die Frau hatte ein fürchterliches Temperament, und sie wehrte sich wie eine Wilde, als ich Hand an sie legte. Aber mir gelang es mit Mühe und Not, sie nach Hause zu schleppen und aus all den Pelzen zu befreien, und oho, sie war noch heißer, als ich sie in Erinnerung hatte, und danach ging ich schlafen. Am nächsten Morgen wachte ich auf. Es schneite nicht mehr, und die Sonne schien, doch ich war nicht im richtigen Zustand, das zu genießen. Überall hatte ich Schnitte und Kratzer, mein kleiner Freund war mir zur Hälfte abgebissen worden, und auf meinem Fußboden lag der Pelz einer Bärin. Bald darauf erzählte das freie Volk Geschichten über diesen nackten Bären, den man mit zwei eigenartigen Jungen im Wald gesehen habe. Ha!« Er schlug sich auf den fleischigen Schenkel. »Wenn ich sie nur wieder finden könnte. Diese Bärin war eine rechte Wonne im Bett. Keine Frau hat mir je einen solchen Kampf geliefert oder so kräftige Söhne geschenkt.«
»Was könntest du denn noch tun, wenn du sie tatsächlich finden würdest?«, fragte Jon lächelnd. »Du hast doch gesagt, sie hätte dir deinen kleinen Freund abgebissen.«
»Nur die Hälfte. Und mein halber kleiner Freund ist
doppelt so groß wie der jedes anderen Mannes.« Tormund schnaubte. »Und jetzt zu dir ... Stimmt es, dass sie euch den kleinen Freund abschneiden, wenn ihr zur Mauer kommt?«
»Nein«, sagte Jon gekränkt.
»Ich glaube aber schon. Warum hast du Ygritte sonst zurückgewiesen? Sie hätte sich vermutlich überhaupt nicht gegen dich gewehrt, scheint mir. Das Mädchen will dich in sich spüren, das ist doch wohl klar.«
Zu verdammt klar , dachte Jon, und offensichtlich hat es die halbe Kolonne mitbekommen. Er betrachtete den rieselnden Schnee, damit Tormund nicht bemerkte, wie er errötete. Ich bin ein Mann der Nachtwache , ermahnte er sich. Warum kam er sich dann vor wie eine schamhafte Jungfrau?
Er verbrachte den Großteil seiner Tage in Ygrittes Gesellschaft, und auch die meisten Nächte. Manke Rayder hatte Rasselhemds Misstrauen gegenüber der »übergelaufenen Krähe« wohl bemerkt, daher hatte er, nachdem er Jon seinen neuen Schaffellmantel geschenkt hatte, gemeint, er würde vielleicht gern mit Tormund Riesentod reiten. Jon hatte freudig zugestimmt, und am nächsten Tag hatten Ygritte und Langspeer Ryk ebenfalls Rasselhemds Gruppe verlassen und waren zu Tormund gestoßen. »Das freie Volk reitet, mit wem es will«, erklärte das Mädchen ihm, »und von diesem Knochensack habe ich die Nase voll.«
Jeden Abend, wenn sie das Lager aufschlugen, warf Ygritte ihre Schlaffelle neben seine, egal ob er sich dicht am Feuer oder weiter entfernt davon niederließ. Einmal wachte er auf und fand sie eng an ihn geschmiegt, einen Arm über seine Brust gelegt. Er lauschte lange auf ihren Atem und versuchte die Spannung in seinen Lenden zu ignorieren. Grenzer krochen der Wärme wegen häufig gemeinsam unter eine Decke, aber Ygritte war nicht allein auf Wärme aus, vermutete er. Danach hatte er sich Geists bedient, um sie sich vom Leib zu halten. Die Alte Nan hatte immer Geschichten über Ritter und ihre Damen erzählt, die um der Ehre willen in einem
Bett mit einer Klinge zwischen sich schliefen, allerdings war dies wohl das erste Mal, dass ein Schattenwolf den Platz des Schwertes einnahm.
Sogar dann blieb Ygritte noch beharrlich. Vorgestern machte Jon den Fehler, sich heißes Wasser für ein Bad zu wünschen. »Kaltes ist besser«, hatte sie ihm erklärt, »wenn du hinterher jemanden zum Aufwärmen hast. Der Fluss ist nur zum Teil vereist, geh schon.«
Jon lachte. »Willst du, dass ich erfriere?«
»Haben alle Krähen Angst vor Gänsehaut? Ein bisschen Eis bringt dich nicht um. Ich springe mit dir rein, um es zu beweisen. «
»Und dann reiten wir den Rest des Tages in nassen Kleidern, die uns auf der Haut festfrieren?«, wandte er ein.
»Jon Schnee, du weißt gar nichts. Man geht doch nicht in den Kleidern ins Wasser.«
»Ich gehe überhaupt nicht rein«, sagte er entschlossen, kurz bevor er Tormund Donnerfaust nach sich rufen hörte (der hatte gar nicht gerufen, aber das war egal).
Bei den Wildlingen schien Ygritte wegen ihres Haares als eine große Schönheit zu gelten; rotes Haar kam beim freien Volk selten vor, und jenen, die es besaßen, sagte man nach, sie seien
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