Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)

Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
Blut und Eiter sickerten aus dem Stumpf, und die fehlende Hand pochte bei jedem Schritt des Pferdes.
    Sein Hals war so rau, dass er nicht essen konnte, dafür trank er jedoch Wein, wann immer sie ihm welchen gaben, und Wasser, wenn sie ihm nichts anderes anboten. Einmal reichten sie ihm einen Becher, den er in einem Zug zitternd leerte, und die Tapferen Kameraden brachen in so lautes und hartes Gelächter aus, dass es ihm in den Ohren dröhnte. »Das ist Pferdepisse, was du trinkst, Königsmörder«, erklärte ihm Rorge. Jaime war durstig und trank es trotzdem, hinterher allerdings musste er sich übergeben. Sie zwangen Brienne, ihm das Erbrochene aus dem Bart zu waschen, genauso wie sie ihr befahlen, ihn zu säubern, als er sich im Sattel beschmutzte.
    An einem feuchten kalten Morgen, an dem er sich ein wenig kräftiger fühlte, packte ihn Wahnsinn, und er ergriff das Schwert des Dornischen mit der linken Hand und zerrte es unbeholfen aus der Scheide. Sollen sie mich doch töten, dachte er, solange ich nur im Kampf und mit der Klinge in der Hand sterbe . Doch es nützte nichts. Shagwell stellte sich ihm entgegen,
hüpfte von einem Bein aufs andere und tanzte flink zur Seite, sobald Jaime nach ihm schlug. Unbeholfen taumelte er vorwärts und hackte wild auf den Narren ein, Shagwell dagegen drehte und duckte sich, bis der gesamte Mummenschanz über Jaimes vergebliche Bemühungen, einen Treffer zu landen, lachte. Schließlich stolperte er über einen Stein und fiel auf die Knie, und nun sprang der Narr herbei und drückte ihm einen feuchten Kuss auf den Kopf.
    Rorge schob ihn am Ende fort und trat Jaime das Schwert aus den schwachen Fingern, als dieser es heben wollte. »Daf war fehr amüfant, Königfmörder«, sagte Vargo Hoat, »follteft du ef jedoch noch einmal verfuchen, nehme ich dir die andere Hand auch noch, oder vielleicht einen Fuff.«
    Später lag Jaime auf dem Rücken, starrte in den nächtlichen Himmel und gab sich Mühe, den Schmerz zu ignorieren, der seinen rechten Arm hinaufkroch, wann immer er ihn bewegte. Die Nacht war von eigentümlicher Schönheit. Der Mond war eine elegante Sichel, und Jaime schien es, als habe er nie zuvor so viele Sterne gesehen. Die Königskrone stand im Zenit, und er sah den Hengst, der sich aufbäumte, und dort war der Schwan. Die Mondmaid hatte sich schüchtern wie immer hinter einer Kiefer verborgen. Wie kann eine solche Nacht so schön sein?, fragte er sich. Warum wollen die Sterne auf jemanden wie mich herunterschauen?
    »Jaime«, flüsterte Brienne so leise, dass er es zu träumen glaubte. »Jaime, was tut Ihr?«
    »Ich sterbe«, wisperte er.
    »Nein«, erwiderte sie, »nein, Ihr müsst leben.«
    Am liebsten hätte er gelacht. »Hört endlich auf, mir zu sagen, was ich zu tun habe, Mädel. Ich sterbe, wann es mir passt.«
    »Seid Ihr ein solcher Feigling?«
    Dieses Wort schockierte ihn. Er war Jaime Lennister, ein Ritter der Königsgarde, er war der Königsmörder. Kein Mann hatte ihn je einen Feigling genannt. Andere Namen hatten sie
ihm schon gegeben, ja: Eidbrüchiger, Lügner, Mörder. Sie behaupteten, er sei grausam, treulos, rücksichtslos. Aber nie feige. »Was kann ich noch tun außer zu sterben?«
    »Leben«, antwortete sie, »leben und kämpfen und Rache nehmen.« Doch sie sprach zu laut. Rorge hatte ihre Stimme, vielleicht sogar die Worte gehört, und er kam herüber, trat sie und herrschte sie an, sie solle ihren verdammten Mund halten, wenn sie Wert auf ihre Zunge legte.
    Feigling, dachte Jaime, während Brienne sich bemühte, ihr Stöhnen zu unterdrücken. Stimmt das tatsächlich? Sie haben mir meine Schwerthand genommen. War das wirklich alles, was ich war, eine Schwerthand? Bei den guten Göttern, ist das wahr?
    Das Mädel hatte Recht. Er durfte nicht sterben. Cersei wartete auf ihn. Sie würde ihn brauchen. Und Tyrion, sein kleiner Bruder, der ihn wegen einer Lüge liebte. Und seine Feinde warteten ebenfalls: der Junge Wolf, der ihn im Wisperwald geschlagen und die Männer um ihn herum getötet hatte, Edmure Tully, der ihn in der Dunkelheit eingesperrt und in Ketten gelegt hatte, diese Tapferen Kameraden.
    Am Morgen zwang er sich dazu, etwas zu essen. Sie setzten ihm eine Pampe aus Hafer vor, Pferdefutter, trotzdem würgte er jeden Löffel hinunter. Auch abends aß er wieder und am nächsten Tag. Lebe, mahnte er sich unnachgiebig, wenn er an dem Brei zu ersticken drohte, lebe für Cersei, lebe für Tyrion. Lebe für die Rache. Ein Lennister begleicht stets

Weitere Kostenlose Bücher