Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Schmerz durchzuckte ihn in heißen Wellen ... Und plötzlich drehte sich das Badehaus um ihn. Brienne fing ihn auf, ehe er stürzen konnte. Ihr Arm war mit Gänsehaut überzogen, feucht und kalt, doch sie war stark und sanfter, als er erwartet hatte. Sanfter als Cersei , dachte er, während sie ihm aus der Wanne half. Seine Beine waren so weich wie ein schlaffer Schwanz. »Wachen!« , hörte er das Mädel rufen. »Der Königsmörder!«
Jaime, dachte er, ich heiße Jaime.
Dann lag er plötzlich auf dem feuchten Boden, und die Wachen, das Mädel und Qyburn standen mit besorgten Mienen um ihn herum. Brienne war nackt, doch das schien sie für den Moment vergessen zu haben. »Die Hitze der Wanne wird es gewesen sein«, erklärte ihnen Maester Qyburn. Nein, er ist kein Maester, sie haben ihm die Kette abgenommen. »In seinem Blut ist immer noch Gift, und er ist unterernährt. Was habt ihr ihm zu essen gegeben?«
»Würmer und Pisse und graue Kotze«, sagte Jaime.
»Hartes Brot, Wasser und Haferbrei«, widersprach die Wache. »Er isst jedoch kaum davon. Was sollen wir mit ihm anstellen? «
»Schrubbt ihn ab, zieht ihn an und tragt ihn dann zum Königsbrandturm, falls er nicht gehen kann«, befahl Qyburn ihnen. »Lord Bolton besteht darauf, heute Abend mit ihm zu speisen. Die Zeit wird knapp.«
»Bringt mir saubere Kleider für ihn«, verlangte Brienne. »Ich werde mich darum kümmern, dass er gewaschen und angezogen ist.«
Die anderen waren nur allzu glücklich, ihr diese Aufgabe zu überlassen. Sie hoben ihn auf die Füße und setzten ihn auf eine Steinbank an der Wand. Brienne ging und holte ihr Handtuch, dann kehrte sie mit einer harten Bürste zurück, um ihn weiter abzuschrubben. Eine der Wachen gab ihr ein
Rasiermesser, damit sie ihm den Bart stutzen konnte. Qyburn kam mit Unterwäsche aus rauem Stoff, einer sauberen Hose aus schwarzer Wolle, einem lockeren grünen Wams und einer Lederweste, die vorne zugeschnürt wurde. Jaime hatte das Schwindelgefühl inzwischen fast überwunden, bewegte sich aber trotzdem noch unbeholfen. Mit Hilfe des Mädels schaffte er es, sich anzukleiden. »Jetzt brauche ich nur noch einen Silberspiegel.«
Der ehemalige Maester hatte auch für Brienne frische Kleidung mitgebracht; eine fleckiges, rosafarbenes Satinkleid und einen Unterrock aus Leinen. »Es tut mir leid, Mylady. Dies sind die einzigen Frauenkleider in Eurer Größe, die in Harrenhal aufzutreiben sind.«
Ganz offensichtlich war das Kleid für jemanden mit dünneren Armen, kürzeren Beinen und wesentlich volleren Brüsten genäht worden. Die feine myrische Spitze verhüllte kaum die blauen Flecken, die Briennes Haut verunzierten. Alles in allem sah das Mädel in diesem Gewand lächerlich aus. Sie hat breitere Schultern als ich und einen kräftigeren Nacken, dachte Jaime. Wen wundert’s, dass sie sich da am liebsten in Kettenhemden kleidet. Und Rosa war nicht gerade ihre Farbe. Ein Dutzend gemeiner Scherze fiel ihm ein, doch dieses eine Mal behielt er sie für sich. Am besten verärgerte er sie nicht; einhändig hatte er keine Chance gegen sie.
Qyburn hatte außerdem ein Fläschchen mitgebracht. »Was ist da drin?«, verlangte Jaime zu wissen, als der Maester ohne Kette ihn drängte, daraus zu trinken.
»In Essig eingeweichtes Süßholz mit Honig und Nelken. Es wird Euch frische Kraft verleihen und Euren Kopf klar machen.«
»Gebt mir einen Trank, der mir eine neue Hand wachsen lässt«, sagte Jaime. »Das wäre mir lieber.«
»Trinkt schon«, sagte Brienne, ohne zu lächeln, und er gehorchte.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis er sich ausreichend erholt
fühlte, um aufzustehen. Nach der trüb-feuchten Wärme im Badehaus schlug ihm die Luft draußen wie eine Ohrfeige ins Gesicht. »M’lord werden schon nach ihm suchen«, erklärte eine der Wachen Qyburn. »Und nach ihr auch. Soll ich ihn tragen?«
»Gehen kann ich noch. Brienne, leiht mir Euren Arm.«
Er hielt sich an ihr fest und ließ sich über den Hof zu einer zugigen Halle führen, die größer war als der Thronsaal in Königsmund. Riesige Kamine säumten die Wände, alle paar Schritte einer, und insgesamt mehr, als er zählen konnte, doch in keinem brannte ein Feuer, daher kroch einem die Kälte bis in die Knochen. Ein Dutzend Männer mit Spießen in Fellmänteln bewachten die Türen und die Treppen, die zu den beiden Galerien hinaufführten. Und in der Mitte dieser weitläufigen Leere stand ein Tisch, umgeben, so schien es, von endlosem glattem
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