Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
wurde, nicht wahr? Wie schrecklich für Eure arme Schwester!«
»Für Margaery?« Seine Stimme klang scharf. »Gewiss. Sie war jedoch in Bitterbrück und hat von all dem nichts mitbekommen. «
»Trotzdem, nachdem sie davon gehört hat ...«
Ser Loras strich leicht mit der Hand über den Griff seines Schwertes. Der Griff war mit weißem Leder überzogen, den Knauf bildete eine Rose aus Alabaster. »Renly ist tot. Robar ebenfalls. Was für einen Sinn hat es, über sie zu sprechen? «
Die Schärfe seines Tons überraschte sie. »Ich ... Mylord, ich ... ich wollte Euch nicht beleidigen, Ser.«
»Das könntet Ihr auch gar nicht, Lady Sansa«, antwortete Ser Loras, doch die Herzlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. Er ergriff auch ihren Arm nicht wieder.
Schweigend stiegen sie die gewundene Treppe hinauf.
Oh, warum musste ich Ser Robar erwähnen? , schalt Sansa sich. Ich habe alles ruiniert. Jetzt ist er mir böse . Sie versuchte sich etwas auszudenken, womit sie ihren Fehler wieder gutmachen
konnte, doch die Worte, die ihr in den Sinn kamen, waren sämtlich lahm und schwach. Halt einfach nur den Mund, sonst machst du alles nur noch schlimmer , ermahnte sie sich.
Lord Maes Tyrell und sein Gefolge hatte man hinter der königlichen Septe untergebracht, in einem länglichen, mit Schiefer gedeckten Turm, der den Namen Jungfrauengewölbe trug, seit König Baelor der Selige seine Schwestern dort eingesperrt hatte, damit ihr Anblick ihn nicht auf unzüchtige Gedanken brachte. Draußen vor den hohen, geschnitzten Türen standen zwei Wachen mit vergoldeten Halbhelmen und grünen Mänteln, die mit goldenem Satin gesäumt waren und auf deren Brust die goldene Rose von Rosengarten gestickt war. Beide waren über zwei Meter groß, äußerst muskulös, hatten breite Schultern und eine schmale Taille. Als Sansa nahe genug herankam, um ihre Gesichter zu erkennen, konnte sie eines nicht vom anderen unterscheiden. Beide hatten das gleiche kräftige Kinn, dieselben tiefblauen Augen und die gleichen dichten roten Schnurrbärte. »Wer sind sie?«, erkundigte sie sich bei Ser Loras, wobei sie ihre Verunsicherung für einen Moment vergessen hatte.
»Die Leibwache meiner Großmutter«, erklärte er ihr. »Ihre Mutter hat ihnen die Namen Erryk und Arryk gegeben, allerdings kann Großmutter sie nicht auseinanderhalten, daher nennt sie die beiden Links und Rechts.«
Links und Rechts öffneten die Türflügel, und Margaery Tyrell trat persönlich heraus und flog ihnen die kurze Treppe herunter entgegen, um sie zu begrüßen. »Lady Sansa«, rief sie, »wie schön, Euch zu sehen. Seid willkommen.«
Sansa kniete zu Füßen der zukünftigen Königin nieder. »Ihr erweist mir eine große Ehre, Euer Gnaden.«
»Möchtet Ihr mich nicht Margaery nennen? Bitte, erhebt Euch doch. Loras, hilf der Lady Sansa auf. Darf ich Euch Sansa nennen? Wollen wir uns nicht duzen?«
»Wenn du möchtest.« Ser Loras half ihr auf.
Margaery entließ ihn mit einem schwesterlichen Kuss und
nahm Sansa bei der Hand. »Komm, meine Großmutter wartet, und sie ist nicht gerade die Allergeduldigste.«
Im Kamin knisterte ein Feuer, und süß duftende Binsen bedeckten den Fußboden. Um einen langen Tisch herum hatte ein Dutzend Frauen Platz genommen.
Sansa erkannte lediglich Lord Tyrells hochgewachsene, würdevolle Gemahlin, Lady Alerie, deren langer, silbergrauer Zopf von mit Edelsteinen besetzten Ringen gehalten wurde. Margaery übernahm es, Sansa den anderen vorzustellen. Es waren drei Basen der Tyrells anwesend, Megga, Alla und Elinor, die alle ungefähr in Sansas Alter waren. Die dralle Lady Janna war Lord Tyrells Schwester und mit einem der Grünapfel-Fossoweys vermählt; die zierliche Lady Leonette gehörte ebenfalls zu den Fossoweys und war die Angetraute von Ser Garlan. Septa Nysterica hatte ein wenig anziehendes, pockennarbiges Gesicht, wirkte ansonsten jedoch sehr fröhlich. Die blasse, elegante Lady Gnadenfurt ging mit einem Kinde, und Lady Bulwer war ein Kind, kaum älter als acht. Und »Sonnie« sollte sie die ausgelassene, rundliche Sonnhild Kranich nennen, keinesfalls jedoch durfte sie Lady Sonnwetter so anreden, eine sinnliche, schwarzäugige Schönheit aus Myr.
Zum Schluss brachte Margaery sie zu der runzligen, weißhaarigen Frau am Kopf der Tafel, die wie eine Puppe aussah. »Ich habe die Ehre, dich meiner Großmutter Lady Olenna vorzustellen, der Witwe des verstorbenen Luthor Tyrell, Lord von Rosengarten, an den wir uns alle gern
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