Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
erinnern.«
Die alte Frau roch nach Rosenwasser. Meine Güte, sie ist ja nur ein winziges Ding. Nichts an ihr erinnerte auch im Entferntesten an Dornen. »Gib mir einen Kuss, Kind«, sagte Lady Olenna und zerrte mit ihrer weichen, fleckigen Hand an Sansas Handgelenk. »Es ist wirklich nett von dir, mit mir und meiner Schar dummer Hennen zu speisen.«
Pflichtschuldig küsste Sansa die alte Frau auf die Wange. »Es ist auch sehr nett von Euch, mich zu Euch einzuladen, Mylady.«
»Ich kannte deinen Großvater Lord Rickard, wenn auch nicht besonders gut.«
»Er starb, ehe ich geboren wurde.«
»Dessen bin ich mir durchaus bewusst, Kind. Man sagt, dein Großvater Tully liege ebenfalls im Sterben. Lord Hoster, gewiss hat man dir davon erzählt, oder? Ein alter Mann, wenngleich nicht so alt wie ich. Doch die Nacht senkt sich am Ende über uns alle, und über manchen zu früh. Du weißt das vermutlich besser als die meisten, armes Kind. Schließlich hattest du schon einige enge Verwandte zu betrauern. Unser Beileid zu deinen Verlusten.«
Sansa blickte Margaery an. »Ich war betrübt, als ich von Lord Renlys Tod hörte, Euer Gnaden. Er war so stattlich.«
»Lieb von dir, das zu sagen«, antwortete Margaery.
Ihre Großmutter schnaubte. »Stattlich, ja, und bezaubernd und sehr reinlich. Er wusste, wie man sich kleidet und wie man lächelt und wie man badet, und irgendwoher hatte er die Idee, das genüge, um aus ihm einen König zu machen. Die Baratheons hatten schon immer seltsame Einfälle. Man möchte meinen, das rühre von ihrem Targaryenblut her.« Sie rümpfte die Nase. »Mich wollten sie auch einmal an einen Targaryen verheiraten, aber das habe ich mir nicht gefallen lassen.«
»Renly war tapfer und liebenswürdig, Großmutter«, erwiderte Margaery. »Vater mochte ihn auch, und Loras ebenfalls. «
»Loras ist jung«, sagte Lady Olenna, »und sehr gut darin, Männer mit einem Stock von Pferden zu stoßen. Das bedeutet nicht, dass er Weisheit besitzt. Was deinen Vater angeht, so wünsche ich mir manchmal nur, ich wäre als einfache Bauersfrau mit einem großen Kochlöffel geboren worden, dann hätte ich ihm mehr Verstand in seinen dicken Kopf prügeln können.«
»Mutter«, schalt Lady Alerie.
»Still, Alerie, sprich nicht in diesem Ton mit mir. Und nenn
mich nicht Mutter. Wenn ich dich in diese Welt gesetzt hätte, würde ich mich bestimmt daran erinnern. Mir kann man nur die Schuld für deinen Gemahl anlasten, den Lord Hornochsen von Rosengarten.«
»Großmutter«, mahnte Margaery, »haltet Eure Zunge im Zaum, was wird Sansa sonst von uns denken?«
»Sie könnte denken, wir hätten noch etwas Verstand. Oder zumindest eine von uns.« Die alte Frau wandte sich wieder an Sansa. »Es ist Hochverrat, ich habe sie gewarnt, Robert hat zwei Söhne, und Renly hat einen älteren Bruder, wie kann er da auch nur den geringsten Anspruch auf diesen hässlichen Eisenstuhl erheben? ›Ts-ts‹, macht mein Sohn und fragt mich doch tatsächlich, ob ich meine süße Kleine denn nicht als Königin sehen möchte? Ihr Starks wart einmal Könige, die Arryns und die Lennisters ebenso, und sogar die Baratheons durch die weibliche Linie, aber die Tyrells haben es nur zu Haushofmeistern gebracht, bis Aegon der Drache kam und den rechtmäßigen König der Weite auf dem Feld des Feuers grillte. Um die Wahrheit zu sagen, ist sogar unser Anspruch auf Rosengarten ein bisschen wackelig, wie diese entsetzlichen Florents immer jammern. ›Was heißt das schon?‹, fragst du, und natürlich heißt es gar nichts, außer für Hornochsen wie meinen Sohn. Bei dem Gedanken, sein Enkel könnte eines Tages auf dem Eisernen Thron sitzen, plustert sich Maes auf wie ein ... na, wie nennt man das? Margaery, du bist klug, sei ein liebes Kind und sag deiner armen, alten, halb übergeschnappten Großmutter, wie dieser eigentümliche Fisch von den Sommerinseln heißt, der sich zu seiner zehnfachen Größe aufplustert, wenn man ihn berührt.«
»Er heißt Plusterfisch, Großmutter.«
»Natürlich. Das Volk von den Sommerinseln hat keine Fantasie. Mein Sohn sollte sich den Plusterfisch zum Wappen wählen. Er könnte ihm eine Krone aufsetzen, so wie die Baratheons ihrem Hirschen, vielleicht wäre er dann glücklich. Wenn ihr mich fragt, hätten wir uns aus diesen verfluchten
Torheiten heraushalten sollen, aber wenn die Kuh einmal gemolken ist, bringt nichts die Sahne zurück ins Euter. Nachdem Lord Plusterfisch Renly die Krone auf den Kopf gesetzt hatte,
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