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Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)

Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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jenseits der Mauer, zehntausend Meilen entfernt von den Roten Bergen und der warmen Winden von Dorne.
    Rasselhemd nahm den gelben Helm ab, während er auf das Ende des Liedes wartete. Unter seiner Rüstung aus Knochen und Leder war er ein kleiner Mann; das Gesicht unter dem Riesenschädel war gewöhnlich, zeigte ein knorriges Kinn, einen dünnen Bart und gelbliche, eingefallene Wangen. Seine Augen standen eng zusammen, eine einzige Braue kroch quer über die Stirn, und das dunkle Haar wich rechts und links bereits deutlich zurück.
    Des Dornischen Weib sang stets im Bade,
mit einer Stimme wie Pfirsich so zart.
Doch des Dornischen Kling’ hatt’ ihr eigenes Lied,
und ihr Biss war Eis, so kalt und hart.
    Neben dem Kohlenbecken saß ein kleiner, dafür jedoch immens breiter Mann auf einem Hocker und aß ein Huhn vom Spieß. Heißes Fett lief ihm übers Kinn in den schneeweißen Bart, trotzdem lächelte er glücklich. An den Armen trug er dicke Goldbänder mit eingravierten Runen, und ein schwarzes Kettenhemd, das nur von einem toten Grenzer stammen konnte, bedeckte seinen Oberkörper. Ein Stück weiter stand ein größerer, schlankerer Mann in einem Lederhemd, das mit Bronzeschuppen besetzt war, und runzelte die Stirn über einer Karte. Auf den Rücken hatte er ein zweihändiges Großschwert in einer Lederscheide geschnallt. Er hielt sich so aufrecht wie ein Speer, hatte drahtige Muskeln, war sauber rasiert und kahl, hatte eine gerade Nase und tief liegende Augen. Wenn er Ohren gehabt hätte, wäre er sogar
recht ansehnlich gewesen, doch beide hatte er seit langem verloren, ob an den Frost oder an das Messer eines Feindes, wusste Jon nicht zu sagen. Ihr Fehlen verlieh dem Kopf des Mannes eine schmale, spitze Erscheinung.
    Sowohl der Weißbärtige als auch der Kahle waren Krieger, das erkannte Jon auf den ersten Blick. Diese Zwei sind wesentlich gefährlicher als Rasselhemd . Er fragte sich, wer von den beiden Manke Rayder war.
    Wie er da im Dunkeln am Boden lag,
Auf der Zunge das bittere Blut,
knieten die Brüder betend neben ihm,
doch er lachte und sang wohlgemut:
»Brüder, o Brüder, meine Tage sind um,
der Dornische hat’s Leben mir genommen.
Doch was soll das schon machen,
ein jeder muss geh’n,
und in des Dornischen Weib bin ich gekommen!«
    Während die letzten Töne des »Dornischen Weibes« verklangen, blickte der ohrlose Kahlkopf von seiner Karte auf und starrte Rasselhemd und Ygritte, zwischen denen Jon stand, finster an. »Was ist das?«, fragte er. »Eine Krähe?«
    »Der schwarze Bastard, der Orell erledigt hat«, erklärte Rasselhemd, »und dazu ein verdammter Warg.«
    »Ihr solltet sie alle umbringen.«
    »Dieser ist übergelaufen«, erklärte Ygritte. »Er hat Qhorin Halbhand eigenhändig erschlagen.«
    »Dieser Knabe?« Den Ohrlosen schien diese Nachricht zu verärgern. »Halbhand hätte mir gehören sollen. Hast du einen Namen, Krähe?«
    »Jon Schnee, Euer Gnaden.« Er fragte sich, ob er wohl auch das Knie beugen sollte.
    »Euer Gnaden?« Der Ohrlose schaute den großen Weißbärtigen an. »Da siehst du es. Er hält mich für einen König.«

    Der bärtige Mann lachte prustend und versprühte Fleischstücke. Er wischte sich mit dem Rücken seiner mächtigen Pranke das Fett vom Mund. »Der Junge muss blind sein. Wer hätte denn je von einem König ohne Ohren gehört? Na, dem würde doch die Krone ständig bis auf den Hals rutschen! Ha!« Er grinste Jon an und rieb sich die Finger an der Hose sauber. »Mach den Schnabel zu, Krähe. Dreh dich um, dort findest du vielleicht den, nach dem du suchst.«
    Jon drehte sich um.
    Der Sänger erhob sich. »Ich bin Manke Rayder«, sagte er, während er die Laute zur Seite legte. »Und du bist Ned Starks Bastard, der Schnee von Winterfell.«
    Verblüfft stand Jon einen Moment lang sprachlos da, bevor er sich wieder gefasst hatte. »Wie ... Woher wisst Ihr ...«
    »Diese Geschichte hat Zeit bis später«, sagte Manke Rayder. »Wie hat dir mein Lied gefallen, Junge?«
    »Recht gut. Ich kannte es bereits.«
    »Doch was soll das schon machen, ein jeder muss geh’n«, sagte der König-jenseits-der-Mauer froh, »und in des Dornischen Weib bin ich gekommen! Sag mir, hat mein Herr der Knochen die Wahrheit gesprochen? Hast du meinen alten Freund Halbhand erschlagen?«
    »Das habe ich.« Wenngleich es eher sein eigenes Werk war als meins.
    »Der Schattenturm hat seinen größten Schrecken verloren«, sagte der König, wobei Trauer in seiner Stimme mitschwang.

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