Das Lied von Eis und Feuer 05 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 05 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (1)
Rhoynischen Kriege abzulenken, wobei er sich kaum die Elefanten vorstellen konnte, weil er ständig Shaes Lächeln vor Augen sah. Nachmittags legte er das Buch beiseite und ließ sich ein Bad richten. Er schrubbte sich ab, bis das Wasser kalt wurde, und dann musste Pod seinen Bart stutzen. Sein Bart war eine Strafe für ihn, ein Gewirr aus gelben, weißen und schwarzen Haaren, ungleichmäßig und rau, und unansehnlich war schon eine schmeichelnde Bezeichnung dafür. Trotzdem leistete er ihm gute Dienste, weil er einen Teil seines Gesichts verhüllte, und das war sehr gut.
Nachdem er selbst sauber und rosig und der Bart so ordentlich war, wie es sich machen ließ, begutachtete Tyrion seine Garderobe und wählte eine enge Satinhose im Scharlachrot der Lennisters, dazu sein bestes Wams aus schwerem schwarzen Samt mit Löwenkopfnieten. Er hätte auch seine Kette mit den goldenen Händen angelegt, wenn sein Vater ihm diese nicht gestohlen hätte, als er wehrlos und praktisch im Sterben zu Bett lag. Erst nachdem er sich fertig angekleidet hatte, erkannte er die Größe seiner Torheit. Bei den sieben Höllen, Zwerg, hast du zusammen mit deiner Nase auch deinen Verstand verloren? Jeder, der dich sieht, wird sich wundern, weshalb du deine Hofkleidung angelegt hast, um den Eunuchen zu besuchen. Fluchend zog sich Tyrion aus und abermals an, diesmal einfacher: schwarze Wollhose, ein altes weißes Hemd und eine abgewetzte braune Lederweste. Es spielt keine Rolle, sagte er sich, während er auf den Mondaufgang wartete. Wie auch immer du dich kleidest, du bleibst ein Zwerg. So groß wie dieser Ritter auf der Treppe wirst du niemals werden, wirst niemals so lange grade Beine haben, so einen flachen Bauch und so breite männliche Schultern.
Schließlich spähte der Mond über die Burgmauern, und er sagte Podrick Payn, dass er Varys einen Besuch abstatten werde. »Werdet Ihr lange fort sein?«, erkundigte sich der Junge.
»Oh, ich hoffe es.«
Da der Rote Bergfried so voller Menschen war, durfte Tyrion nicht hoffen, unbemerkt zu bleiben. Ser Balon Swann stand an der Tür Wache, und Ser Loras Tyrell an der Zugbrücke. Tyrion blieb kurz stehen und wechselte mit beiden ein paar freundliche Worte. Es war eigenartig, den Ritter der Blumen, der sonst so bunt wie ein Regenbogen gekleidet gewesen war, nun in Weiß zu sehen. »Wie alt seid Ihr, Ser Loras? «, fragte Tyrion.
»Siebzehn, Mylord.«
Siebzehn und wunderschön und bereits eine Legende. Die Hälfte aller Mädchen im Königreich möchte zu ihm ins Bett kriechen, und alle Jungen wollen genauso sein wie er. »Wenn Ihr mir die Frage gestattet, Ser ... Warum tritt man mit siebzehn in die Königsgarde ein?«
»Prinz Aemon der Drachenritter hat sein Gelübde ebenfalls mit siebzehn abgelegt«, antwortete Ser Loras. »Und Euer Bruder Jaime war noch jünger.«
»Ich kenne ihre Gründe. Was sind die Euren? Die Ehre, neben solchen Helden zu dienen wie Meryn Trant und Boros Blount?« Er lächelte den Jungen spöttisch an. »Um das Leben des Königs zu beschützen, gebt Ihr Euer eigenes auf, und damit Eure Ländereien und Titel, die Hoffnung auf eine Heirat und Kinder ...«
»Das Haus Tyrell lebt durch meine Brüder fort«, sagte Ser Loras. »Ein drittgeborener Sohn muss nicht heiraten oder Kinder zeugen.«
»Er muss nicht, doch vielen gefällt es. Was ist mit der Liebe? «
»Wenn die Sonne gesunken ist, kann keine Kerze sie ersetzen.«
»Stammt das aus einem Lied?« Tyrion legte den Kopf schief und lächelte. »Ja, Ihr seid siebzehn, das sehe ich jetzt.«
Ser Loras richtete sich auf. »Wollt Ihr mich verspotten?«
Ein empfindlicher Bursche. »Nein. Sollte ich Euch beleidigt
haben, vergebt mir. Ich hatte auch einmal eine Liebe, und wir hatten auch unser Lied.« Ich liebte ein Mädchen, blond wie der Sommer, mit Sonnenschein im Haar ... Er wünschte Ser Loras einen guten Abend und ging seines Wegs.
Bei den Hundezwingern ließ eine Gruppe Soldaten zwei Hunde kämpfen. Tyrion blieb kurz stehen, sah zu, wie der kleinere Hund dem größeren das halbe Gesicht zerriss, und erntete ein paar heisere Lacher für seine Bemerkung, dass der Verlierer nun Sandor Clegane ähnele. Er hoffte, ihr Misstrauen zerstreut zu haben, ging weiter zur Nordmauer und stieg die kurze Treppe zum kargen Domizil des Eunuchen hinab. Die Tür öffnete sich, als er gerade die Hand hob, um anzuklopfen.
»Varys?« Tyrion schlüpfte hinein. »Seid Ihr hier?« Eine einsame Kerze erhellte die Dunkelheit und verbreitete
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