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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Sehnsucht erfüllt.
    »Auch ich bete um eine Heimat«, erklärte sie ihm und glaubte daran.
    Ser Jorah lachte. »Dann seht Euch um, Khaleesi .«
    Doch war es nicht die Steppe, die Dany sah. Es waren Königsmund und der große Rote Bergfried, den Aegon, der Eroberer, errichtet hatte. Es war Drachenstein, wo sie geboren war. Vor ihrem inneren Auge brannten in ihnen tausend Lichter, ein Feuerschein in jedem Fenster. Vor ihrem inneren Auge waren alle Türen rot.
    »Mein Bruder wird die Sieben Königslande nie zurückerobern«, stellte Dany fest. Sie merkte, dass sie es seit langem schon gewusst hatte. Ihr ganzes Leben hatte sie es gewusst. Nur hatte sie sich nie gestattet, die Worte auszusprechen, nicht einmal im Flüsterton, doch nun sagte sie diese, damit Ser Jorah und alle Welt sie hören sollten.
    Ser Jorah warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Ihr glaubt nicht daran?«
    »Er könnte keine Armee führen, nicht einmal, wenn mein Herr und Hoher Gatte ihm eine gäbe«, sagte Dany. »Er hat kein Geld, und der einzige Ritter, der ihm folgt, schimpft ihn geringer als eine Schlange. Die Dothraki verhöhnen seine Schwäche. Er wird uns niemals in die Heimat führen.«

    »Kluges Kind.« Der Ritter lächelte.
    »Ich bin kein Kind«, fuhr sie ihn böse an. Ihre Fersen pressten sich in die Flanken ihres Pferdes, was die Silberne zum Galopp trieb. Schneller und immer schneller raste sie voran, ließ Jorah und Irri und die anderen weit hinter sich, mit warmem Wind im Haar und der versunkenen Sonne rot im Gesicht. Als sie das Khalasar erreichte, dämmerte der Abend.
    Die Sklaven hatten ihr Zelt am Ufer eines Teiches aufgebaut. Sie hörte raue Stimmen aus dem geflochtenen Graspalast auf dem Hügel. Bald schon würde man Gelächter von dort hören, wenn die Männer ihres khas erzählten, was heute im Gras geschehen war. Wenn sich Viserys humpelnd wieder unter die anderen mischte, würde jeder Mann, jede Frau und jedes Kind im Lager wissen, dass er ein Fußgänger war. Es gab keine Geheimnisse im Khalasar.
    Dany überließ ihre Silberne den Sklaven zum Striegeln und betrat ihr Zelt. Kühl und finster war es unter der Seide. Als sie die Zelttür hinter sich zufallen ließ, sah Dany, wie ein Finger von staubig rotem Licht durchs Zelt nach ihren Dracheneiern griff. Einen Augenblick lang verschwammen tausend Tropfen roter Flammen vor ihren Augen. Sie blinzelte, und dann waren sie fort.
    Stein , sagte sie zu sich. Sie sind nur aus Stein, selbst Illyrio hat es gesagt, die Drachen sind alle tot. Sie legte ihre Handfläche an das schwarze Ei, die Finger sanft um die Rundung des Eis gespreizt. Der Stein war warm. Fast schon heiß. »Die Sonne«, flüsterte Dany. »Sie haben sich beim Reiten in der Sonne erwärmt.«
    Sie befahl ihren Dienerinnen, ihr ein Bad zu bereiten. Doreah schichtete draußen vor dem Zelt Holz für ein Feuer auf, während Irri und Jhiqui die große Kupferwanne – ebenfalls ein Brautgeschenk – von den Lastpferden und Wasser vom Teich holten. Als das Bad dampfte, half Irri ihr hinein und stieg dann dazu.
    »Habt ihr je einen Drachen gesehen?«, fragte sie, während
Irri ihr den Rücken schrubbte und Jhiqui Sand aus ihrem Haar wusch. Sie hatte gehört, dass die ersten Drachen aus dem Osten gekommen seien, aus den Schattenländern jenseits von Asshai und den Inseln der Jadesee. Vielleicht lebten dort noch immer welche, in fremden und wilden Reichen.
    »Die Drachen sind ausgestorben, Khaleesi «, sagte Irri.
    »Tot«, gab Jhiqui ihr Recht. »Lange, lange schon.«
    Viserys hatte ihr erzählt, die letzten Drachen der Targaryen seien vor kaum mehr als anderthalb Jahrhunderten gestorben, während der Regentschaft Aegons III., den man Drachentod nannte. Das schien Dany nicht sehr lange her zu sein. »Überall?«, sagte sie enttäuscht. »Sogar im Osten?« Zauberkräfte waren im Westen verschwunden, als der Untergang über Valyria und die Länder des Langen Sommers kam, und weder mit Zauberkraft geschmiedeter Stahl noch Sturmsänger oder Drachen konnten ihn verdrängen, doch hatte Dany stets gehört, im Osten sei es anders gewesen. Es hieß, dass Sphinxen die Inseln des Jademeeres durchstreiften, dass Basilisken den Urwald von Yi Ti unsicher machten, dass Bannsänger, Hexenmeister und Wetterpropheten ihre Künste in Asshai offen ausübten, während Schattenfänger und Blutmagier im Schutze der Nacht schreckliche Zaubereien vollbrachten. Warum sollte es nicht auch Drachen geben?
    »Keine Drachen«, sagte Irri. »Tapfere Männer

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