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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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sie getötet, denn Drachen schrecklich böse Tiere. Das ist bekannt.«
    »Das ist bekannt«, gab Jhiqui ihr Recht.
    »Ein Händler aus Quarth hat mir einmal erzählt, Drachen kämen vom Mond«, steuerte die blonde Doreah bei, während sie ein Handtuch über dem Feuer wärmte. Jhiqui und Irri waren im selben Alter wie Dany, dothrakische Mädchen, die versklavt worden waren, als Drogo das Khalasar ihres Vaters vernichtet hatte. Doreah war älter, fast zwanzig. Magister Illyrio hatte sie in einem Freudenhaus in Lys gefunden.
    Silbrig feuchtes Haar fiel über ihr Gesicht, als Dany neugierig den Kopf umwandte. »Vom Mond?«
    »Er hat mir erzählt, der Mond sei ein Ei, Khaleesi «, erklärte
das Mädchen aus Lys. »Einst habe es zwei Monde am Himmel gegeben, doch einer sei der Sonne zu nah gekommen und von der Hitze geborsten. Tausende von Drachen strömten herbei und tranken die Flammen der Sonne. Deshalb speien Drachen Feuer. Eines Tages wird auch der andere Mond die Sonne küssen, dann wird auch er bersten, und die Drachen kehren zurück.«
    Die beiden dothrakischen Mädchen kicherten und lachten. »Du bist dummer Strohkopf, Sklavin«, sagte Irri. »Mond ist kein Ei. Mond ist Gott, Gattinfrau von Sonne. Das ist bekannt. «
    »Das ist bekannt«, stimmte Jhiqui ihr zu.
    Danys Haut war rosa und gerötet, als sie aus der Wanne stieg. Jhiqui legte sie nieder, um ihren Leib zu ölen und den Schmutz aus ihren Poren zu reiben. Danach besprenkelte Irri sie mit trockenen Blumen und Zimt. Während Doreah ihr Haar bürstete, bis es wie Silbergespinst aussah, dachte sie an den Mond, an Eier und Drachen.
    Ihr Abendessen war ein schlichtes Mahl aus Früchten und Käse und geröstetem Brot mit einem Krug voll Honigwein zum Spülen. »Doreah, bleib und iss mit mir«, befahl Dany, als sie ihre anderen Mägde fortschickte. Das Mädchen aus Lys hatte honigfarbenes Haar und Augen wie der Sommerhimmel.
    Sie senkte die Augen, als sie allein waren. »Ihr ehrt mich, Khaleesi «, sagte sie, doch war es keine Ehre, nur ein Dienst. Noch lange, nachdem der Mond aufgegangen war, saßen sie beisammen und redeten.
    Als Drogo in dieser Nacht kam, wartete Dany auf ihn. Er stand am Eingang ihres Zeltes und sah sie voller Überraschung an. Langsam erhob sie sich, öffnete ihr seidenes Schlafkleid und ließ es zu Boden gleiten. »Heute Nacht müssen wir hinausgehen, Mylord«, erklärte sie, denn die Dothraki glaubten, dass alles Wichtige im Leben eines Mannes unter freiem Himmel stattfinden müsse.
    Khal Drogo folgte ihr ins Mondlicht, und die Glöckchen in
seinem Haar klingelten sanft. Nur wenige Meter von ihrem Zelt entfernt war ein Bett aus weichem Gras, und dort zog Dany ihn zu Boden. Als er sie umdrehen wollte, legte sie ihm eine Hand auf die Brust. »Nein«, sagte sie. »Heute Nacht will ich in Euer Gesicht sehen.«
    Im Herzen eines Khalasar ist niemand ungestört. Dany spürte die Blicke, als sie ihn entkleidete, hörte die leisen Stimmen, als sie die Dinge mit ihm tat, die Doreah sie gelehrt hatte. Es bedeutete ihr nichts. War sie nicht Khaleesi? Allein seine Augen zählten, und als sie ihn bestieg, sah sie dort etwas, das sie nie zuvor gesehen hatte. Sie ritt ihn so wild wie ihre Silberne, und im Augenblick seiner größten Lust rief Khal Drogo ihren Namen.
    Sie waren schon auf der anderen Seite des Dothrakischen Meeres, als Jhiqui mit den Fingern über die sanfte Wölbung an Danys Bauch strich und sagte: » Khaleesi , Ihr erwartet ein Kind.«
    »Ich weiß«, antwortete Dany.
    Es war ihr vierzehnter Namenstag.

BRAN
    Unten im Hof lief Rickon mit den Wölfen um die Wette.
    Bran sah von seinem Fensterplatz aus zu. Wohin der Junge auch lief, stets war Grauwind vor ihm da, sprang voraus, um ihm den Weg abzuschneiden, bis Rickon ihn sah, vor Freude juchzte und in eine andere Richtung hastete. Struppel blieb ihm auf den Fersen, wirbelte herum und schnappte nach den anderen Wölfen, wenn diese ihm zu nahe kamen. Sein Fell war nachgedunkelt, schimmerte nun schwarz, und seine Augen waren wie grünes Feuer. Brans Wolf Sommer war der Letzte. Er war wie Silber und Rauch, mit Augen von gelbem Gold, die alles sahen, was es zu sehen gab. Kleiner als Grauwind und wachsamer. Bran fand, dass er der Klügste aus dem Wurf war. Er hörte das atemlose Lachen seines Bruders, wenn er auf seinen kleinen Beinchen über die festgetretene Erde hastete.
    Seine Augen brannten. Er wollte gern dort unten sein, lachen und rennen. Zornig über diesen Gedanken wischte Bran die

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