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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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den man den Ritter der Blumen nannte.
    Ser Loras war der jüngste Sohn von Maas Tyrell, dem Lord von Rosengarten und Wächter des Südens. Mit sechzehn war er der jüngste Reiter auf dem Platz, doch hatte er am Morgen bei seinen ersten Kämpfen drei Ritter der Königsgarde aus dem Sattel gehoben. Nie zuvor hatte Sansa einen so schönen Mann gesehen. Seine Rüstung war kunstvoll verziert und
als Strauß von tausend verschiedenen Blumen bemalt, und sein schneeweißer Hengst war mit einer Decke aus roten und weißen Rosen behängt. Nach jedem Sieg nahm Ser Loras seinen Helm ab, ritt langsam am Zaun entlang, zupfte eine einzelne weiße Rose aus der Decke und warf sie einer schönen Maid in der Menge zu.
    Sein letzter Kampf des Tages ging gegen den jüngeren Rois. Die Runen von Ser Robars Vorvätern boten nur wenig Schutz, als Ser Loras seinen Schild spaltete und ihn aus dem Sattel trieb, dass er mit schrecklichem Krachen zu Boden stürzte. Stöhnend lag Robar da, als der Sieger seine Runde um den Platz drehte. Schließlich rief man nach einer Trage und trug ihn, benommen und reglos, in sein Zelt. Nichts von alledem sah Sansa. Sie hatte nur Augen für Ser Loras. Als das weiße Pferd vor ihr stehen blieb, glaubte sie, das Herz würde ihr übergehen.
    Den anderen Jungfern hatte er weiße Rosen gegeben, doch für sie pflückte er eine rote. »Holde Jungfer«, sagte er, »kein Sieg ist auch nur halb so schön wie Ihr.« Schüchtern nahm Sansa die Blume entgegen, sprachlos ob seiner Galanterie. Sein Haar war eine Pracht fließender, brauner Locken, die Augen waren flüssiges Gold. Sie atmete den süßen Duft der Rose ein, saß da und drückte sie noch an sich, nachdem Ser Loras schon lange fortgeritten war.
    Als Sansa endlich aufblickte, beugte sich ein Mann über sie und starrte sie an. Er war klein, mit spitzem Bart und einer Silbersträhne im Haar, fast so alt wie ihr Vater. »Ihr müsst eine ihrer Töchter sein«, sagte er zu ihr. Er hatte graugrüne Augen, die nicht lächelten, wenn sein Mund es tat. »Ihr seht aus wie eine Tully.«
    »Ich bin Sansa Stark«, erwiderte sie beklommen. Der Mann trug einen schweren Umhang mit pelzbesetztem Kragen, befestigt mit einer silbernen Nachtigall, er hatte die unangestrengte Art und Weise eines hohen Herrn an sich, und doch kannte sie ihn nicht. »Ich hatte noch nicht die Ehre, Mylord.«

    Eilig mischte sich Septa Mordane ein. »Liebes Kind, das ist Lord Petyr Baelish aus dem Kleinen Rat des Königs.«
    »Eure Mutter war einst meine Schönheitskönigin«, gestand der Mann leise. Sein Atem roch nach Minze. »Ihr habt ihr Haar.« Seine Finger berührten ihre Wange, als er über eine kastanienbraune Locke strich. Jäh wandte er sich ab und ging davon.
    Inzwischen stand der Mond hoch am Himmel, und die Menge war müde, sodass der König erklärte, die drei letzten Kämpfe sollten am Morgen ausgetragen werden, vor dem Buhurt, einem ritterlichen Spiel, bei dem die Edlen sich in Gruppen miteinander maßen. Während das gemeine Volk nach Hause ging, von den Kämpfen des Tages sprach und dem Rest des Turniers, das am Morgen stattfinden sollte, zog sich der Hof ans Ufer zurück und begann das Festmahl. Drei mächtige Auerochsen wurden seit Stunden gegrillt und drehten sich langsam auf Holzspießen, während Küchenjungen sie mit Butter und Kräutern begossen, bis das Fleisch knisterte und spritzte. Vor den Zelten standen Bänke und Tische mit Bergen von Erdbeeren und frisch gebackenem Brot.
    Sansa und Septa Mordane bekamen Plätze von hohen Ehren, zur Linken des erhöhten Podiums, auf dem der König neben seiner Königin saß. Als Prinz Joffrey sich zu ihrer Rechten setzte, spürte Sansa, wie sich ihr die Kehle zuschnürte. Kein Wort hatte er zu ihr gesagt, seit diese schreckliche Sache geschehen war, und sie hatte nicht gewagt, ihn anzusprechen. Anfangs glaubte sie, ihn für das, was sie Lady angetan hatten, zu hassen, doch nachdem die Tränen getrocknet waren, dachte sie bei sich, dass es nicht Joffreys Werk gewesen war, nicht wirklich. Die Königin hatte es getan, sie war die Hassenswerte, sie und Arya. Wäre Arya nicht gewesen, wäre auch nichts Schlimmes geschehen.
    Sie konnte Joffrey heute Abend nicht hassen. Dafür war er zu hübsch. Er trug ein dunkelblaues Wams, besetzt mit einer Doppelreihe von goldenen Löwenköpfen, und um seine
Stirn eine schmale, kleine Krone aus Gold, mit Saphiren besetzt. Sein Haar war so hell wie das Metall. Sansa sah ihn an und zitterte, fürchtete, er könne

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