Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
Vom Netzwerk:
Kastellan in Sturmkap in Obhut.
    Auch an Roberts erstes Kind erinnerte sich Ned, eine Tochter, die im Grünen Tal geboren wurde, als Robert selbst kaum mehr als ein kleiner Junge war. Ein süßes Mädchen, in das der junge Lord von Sturmkap sich vernarrt hatte. Einst stattete er dem Mädchen täglich seinen Besuch ab, lange noch nachdem er das Interesse an der Mutter verloren hatte. Oft
wurde Ned zur Gesellschaft mitgeschleift, ob er nun wollte oder nicht. Das Mädchen musste inzwischen siebzehn oder achtzehn sein, älter als Robert, als dieser sie gezeugt hatte. Ein seltsamer Gedanke.
    Cersei war von den unehelichen Kindern ihres Mannes sicher nicht eben begeistert, doch am Ende machte es nur wenig, ob der König einen Bastard oder hundert hatte. Gesetz und Sitte gaben denen von niederer Geburt nur wenig Rechte. Gendry, das Mädchen aus dem Grünen Tal, der Junge in Sturmkap, keiner konnte Roberts ehelichen Kindern zur Bedrohung werden …
    Seine Überlegungen endeten mit einem leisen Klopfen an der Tür. »Ein Mann will Euch sprechen, Mylord«, rief Harwin. »Er will seinen Namen nicht nennen.«
    »Schickt ihn herein«, antwortete Ned überrascht.
    Der Besucher war ein untersetzter Mann mit rissigen, schlammverklebten Stiefeln und einem braunen Umhang von gröbstem Tuch, sein Gesicht war von einer Kapuze verborgen, die Hände in bauschigen Ärmeln zurückgezogen.
    »Wer seid Ihr?«, fragte Ned.
    »Ein Freund«, sagte der Kapuzenmann mit eigentümlicher, leiser Stimme. »Wir müssen unter vier Augen sprechen, Lord Stark.«
    Neugier war stärker als Vorsicht. »Harwin, geht bitte«, befahl er. Erst als sie hinter verschlossener Tür allein waren, schob der Besucher seine Kapuze zurück.
    »Lord Varys?«, sagte Ned erstaunt.
    »Lord Stark«, sagte Varys höflich und setzte sich. »Ob ich Euch wohl um einen Trunk bitten dürfte?«
    Ned schenkte zwei Becher voll Sommerwein und reichte einen davon Varys. »Ich hätte einen Schritt neben Euch hergehen können und hätte Euch doch nicht erkannt«, sagte er ungläubig. Nie zuvor hatte er den Eunuchen in anderer Kleidung als Seide und Samt und prunkvollstem Damast gesehen, und dieser Mann roch nach Schweiß an Stelle von Veilchen.

    »Das hatte ich inständig gehofft«, sagte Varys. »Es wäre nicht gut, wenn gewisse Leute erführen, dass wir miteinander gesprochen haben. Die Königin beobachtet Euch aufmerksam. Dieser Wein ist erlesen. Seid bedankt.«
    »Wie seid Ihr am Rest meiner Garde vorbeigekommen?«, fragte Ned. Porther und Cayn standen draußen vor dem Turm und Alyn auf der Treppe.
    »Der Rote Bergfried war stets nur den Geistern und Spinnen bekannt.« Varys lächelte entschuldigend. »Ich werde Euch nicht lange aufhalten, Mylord. Es gibt Dinge, die Ihr wissen solltet. Ihr seid die Rechte Hand des Königs, und der König ist ein Narr.« Das Unangenehme in der Stimme des Eunuchen war fort. Jetzt war seine Stimme dünn und scharf wie eine Peitsche. »Euer Freund, ich weiß, und dennoch ein Narr … und dem Untergang geweiht, wenn Ihr ihn nicht rettet. Heute war er nah dran. Sie hatten gehofft, ihn im Handgemenge töten zu können.«
    Einen Moment lang war Ned sprachlos vor Schreck. »Wer?«
    Varys nippte an seinem Wein. »Wenn ich es Euch wirklich sagen muss, dann seid Ihr ein noch größerer Narr als Robert, und ich stehe auf der falschen Seite.«
    »Die Lennisters«, sagte Ned. »Die Königin … nein, das will ich nicht glauben, nicht einmal von Cersei. Sie hat ihn gebeten, nicht zu kämpfen!«
    »Sie hat ihm verboten zu kämpfen, vor seinem Bruder, seinen Rittern und dem halben Hof. Sagt ehrlich, wüsstet Ihr eine bessere Möglichkeit, Robert zum Handgemenge zu bewegen? Ich frage Euch.«
    Ned wurde flau im Magen. Der Eunuch hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sag Robert, er kann nicht, soll nicht oder darf etwas nicht tun, und es ist so gut wie getan. »Selbst wenn er gekämpft hätte … wer würde es wagen, den König zu schlagen?«
    Varys zuckte mit den Schultern. »Vierzig Reiter waren im Handgemenge. Die Lennisters haben viele Freunde. Inmitten
dieses Durcheinanders von wiehernden Pferden und splitternden Knochen und Thoros von Myr, der sein albernes Feuerschwert schwingt, wer wollte es da Mord nennen, wenn ein Hieb zufällig Seine Majestät töten würde?« Er ging zum Weinkrug und schenkte sich nach. »Wenn es geschehen wäre, würde sich der Mörder neben ihn hocken und trauern. Fast kann ich ihn weinen hören. Wie traurig. Doch ohne jeden Zweifel

Weitere Kostenlose Bücher