Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
geritten war, ein Ritter unter Tausenden. Er beobachtete ihn voller Sorge. Nur selten gab Ned etwas auf das Gerede, was man jedoch über Ser Gregor sagte, war mehr als bedenklich. Bald sollte er zum dritten Mal heiraten, und man hörte finstere Gerüchte über den Tod seiner ersten beiden Frauen. Es hieß, seine Burg sei ein grausamer Bau, in dem Diener auf unerklärliche Weise verschwanden und selbst die Hunde sich fürchteten, die Halle zu betreten. Und es hatte eine Schwester gegeben, die jung und unter seltsamen Umständen gestorben war, dazu das Feuer, das seinen Bruder entstellt hatte, und der Jagdunfall, der ihren Vater das Leben gekostet hatte. Gregor hatte die Burg geerbt, das Gold und den Besitz der Familie. Sein jüngerer Bruder Sandor war am selben Tag noch fortgegangen, um sich bei den Lennisters als Krieger zu verdingen, und es hieß, er sei nie zurückgekehrt, nicht einmal für einen Besuch.
Als der Ritter der Blumen auftrat, ging ein Raunen durch die Menge, und Ned hörte Sansa voller Inbrunst flüstern: »Oh, er ist so schön.« Ser Loras Tyrell war schlank wie eine Gerte und trug eine märchenhafte Rüstung aus Silber, die so poliert war, dass sie blendete, verziert mit verschlungenen schwarzen Reben und winzigen Vergissmeinnicht. Das Volk bemerkte im selben Augenblick wie Ned, dass das Blau der Blumen von Saphiren herrührte. Ein Stöhnen drang aus tausend Kehlen. Über der Schulter des Jungen hing ein schwerer Umhang. Er war aus Vergissmeinnicht geflochten, echten, Hunderten von frischen Blüten zu einem Tuch verwoben.
Sein Renner war so schlank wie der Reiter, eine schöne, graue Stute, für Schnelligkeit geschaffen. Ser Gregors riesiger Hengst wieherte, als er sie witterte. Der Junge aus Rosengarten ließ sie seine Schenkel spüren, und sein Pferd paradierte seitwärts, behände wie eine Tänzerin. Sansa griff nach Neds
Arm. »Vater, lass nicht zu, dass Ser Gregor ihm etwas antut«, bat sie. Wie Ned sah, trug sie die Rose, die Ser Loras ihr tags zuvor geschenkt hatte. Auch davon hatte Jory ihm erzählt.
»Es sind Turnierlanzen«, erklärte er seiner Tochter. »Man baut sie so, dass sie beim Aufprall splittern, damit niemand verletzt wird.« Doch erinnerte er sich an den toten Jungen auf dem Karren, mit dem Umhang voller Halbmonde, und die Worte kamen heiser aus seiner Kehle.
Ser Gregor hatte Schwierigkeiten, sein Pferd unter Kontrolle zu halten. Der Hengst wieherte und stampfte, schüttelte den Kopf. Der Berg trat das Tier heftig mit eisernem Stiefel. Das Pferd bäumte sich auf und warf ihn beinah ab.
Der Ritter der Blumen entbot dem König seinen Gruß, ritt zum gegenüberliegenden Ende der Bahn und hob seine Lanze, zum Kampf bereit. Ser Gregor brachte sein Tier zur Linie, rang mit den Zügeln. Und plötzlich begann es. Der Hengst des Berges galoppierte schwer, stürmte wild voran, während die Stute angriff. Ser Gregor hob sein Schild in Position, jonglierte mit der Lanze und kämpfte die ganze Zeit herum, sein widerspenstiges Pferd zu bändigen, und plötzlich war Loras Tyrell bei ihm, platzierte seine Lanze genau richtig, und einen Augenblick später fiel der Berg. Er war so groß, dass er sein Pferd in einem Knäuel aus Stahl und Fleisch mit sich zu Boden riss.
Ned hörte Applaus, Jubel, Pfiffe, erschrockenes Stöhnen, aufgeregtes Murmeln, und über allem das raue, schnarrende Lachen des Bluthundes. Der Ritter der Blumen blieb am Ende des Platzes stehen. Seine Lanze war nicht einmal gebrochen. Seine Saphire blitzten in der Sonne, als er lächelnd sein Visier anhob. Das gemeine Volk war verrückt nach ihm.
Mitten auf dem Feld befreite sich Ser Gregor und kam wütend auf die Beine. Er riss sich seinen Helm vom Kopf und schleuderte ihn zu Boden. Sein Gesicht war finster vor Zorn, und das Haar fiel über seine Augen. »Mein Schwert«, rief er seinem Knappen zu, und der Junge rannte zu ihm herüber. Inzwischen war auch sein Hengst wieder auf den Beinen.
Gregor Clegane tötete das Pferd mit einem einzigen Hieb von solcher Heftigkeit, dass er den Hals des Pferdes halb durchtrennte. Von einem Herzschlag zum nächsten wandelte sich der Jubel zu Geschrei. Der Hengst ging in die Knie, wieherte noch im Sterben. Mittlerweile stampfte Gregor die Bahn hinunter Ser Loras Tyrell entgegen, das blutige Schwert in seiner Faust. »Haltet ihn auf!«, rief Ned, doch seine Worte gingen im Tosen unter. Auch alle anderen schrien, und Sansa weinte.
Alles ging so schnell. Der Ritter der Blumen rief nach
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