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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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hindurchzukommen. Schnell wie eine Schlange, dachte sie. Ihre Hände schlossen sich um ihn. Sie drückte ihn an ihre Brust, fuhr herum und lachte laut, während seine Krallen über ihr Lederwams kratzten. Blitzschnell küsste sie ihn zwischen die Augen und riss den Kopf gleich wieder zurück, bevor die Krallen ihr Gesicht gefunden hatten. Der Kater heulte und fauchte.
    »Was machst du mit der Katze, Junge?«
    Erschrocken ließ Arya die Katze fallen und drehte sich zu der Stimme um. Der Kater machte sich augenblicklich davon. Am Ende der Gasse stand ein Mädchen mit einem Wust von goldenen Locken, gekleidet wie eine Puppe in blauen Satin. Neben ihr stand ein pausbackiger, kleiner, blonder Junge, auf dessen Wams mit Perlen ein stolzierender Hirsch gestickt war, und an seiner Seite trug er ein kleines Schwert.
Prinzessin Myrcella und Prinz Tommen, dachte Arya. Eine Septa, die so groß war wie ein Zugpferd, ragte über ihnen auf, und hinter ihr standen zwei große Männer in roten Mänteln, die Leibgarde der Lennisters.
    »Was hast du mit der Katze gemacht, Junge?«, fragte Myrcella erneut mit ernster Stimme. Zu ihrem Bruder sagte sie: »Was für ein zerlumpter Junge, nicht? Sieh ihn dir an.« Sie kicherte.
    »Ein lumpiger, dreckiger, stinkiger Junge«, gab Tommen ihr Recht.
    Sie erkennen mich nicht, dachte Arya. Sie merken nicht mal, dass ich ein Mädchen bin. Was nicht verwundern konnte. Sie war barfuß und schmutzig, ihr Haar vom langen Rennen durch die Burg zerzaust, und bekleidet war sie mit einem von Katzenkrallen zerfetzten Lederwams und groben, braunen Hosen, die über ihren verschorften Knien abgeschnitten waren. Man trägt nicht Samt und Seide, wenn man Katzen jagt. Eilig senkte sie den Blick und fiel auf ein Knie. Vielleicht würden sie sie nicht erkennen. Falls sie es täten, würde sie es auf ewig zu hören bekommen. Septa Mordane wäre zu Tode gekränkt, und Sansa würde wegen der Schande nie mehr mit ihr sprechen.
    Die alte, fette Septa trat vor. »Junge, wie bist du hier hereingekommen? In diesem Teil der Burg hast du nichts verloren. «
    »Seinesgleichen kann man nicht draußen halten«, sagte einer der roten Mäntel. »Das ist, als wollte man die Ratten fernhalten.«
    »Zu wem gehörst du, Junge?«, forderte die Septa zu wissen. »Antworte mir. Was ist los mit dir? Bist du stumm?«
    Aryas Stimme blieb in ihrer Kehle stecken. Wenn sie antwortete, würden Tommen und Myrcella sie ganz sicher erkennen.
    »Godwyn, bring ihn her«, verlangte die Septa. Der größere der beiden Gardisten kam die Gasse herunter.
    Panik packte ihre Kehle wie die Hand eines Riesen. Arya
hätte nicht sprechen können und wenn ihr Leben davon abgehangen hätte. Ruhig wie stilles Wasser, formte sie tonlos mit ihrem Mund.
    Als Godwyn nach ihr griff, wich Arya ihm aus. Schnell wie eine Schlange. Sie beugte sich nach links, ließ seine Finger von ihrem Arm abgleiten, tänzelte um ihn herum. Sanft wie Sommerseide. Bis er sich umgedreht hatte, rannte sie schon die Gasse hinunter. Flink wie ein Reh. Die Septa kreischte ihr hinterher. Arya kroch zwischen Beinen hindurch, die dick und weiß wie Marmorsäulen waren, sprang auf, stieß mit Prinz Tommen zusammen und hüpfte über ihn hinweg, als er auf den Allerwertesten plumpste und »Uff« sagte, wich der zweiten Wache aus, und schon hatte sie alle hinter sich und rannte ihnen davon.
    Sie hörte Rufen, dann stampfende Schritte, die immer näher kamen. Sie ließ sich fallen und rollte ab. Der rote Mantel stürmte an ihr vorüber, stolperte. Arya sprang wieder auf die Beine. Sie sah ein Fenster über sich, hoch und schmal, kaum mehr als eine Schießscharte. Arya sprang, bekam den Sims zu fassen, zog sich nach oben. Sie hielt die Luft an, als sie sich hindurchschob. Glatt wie ein Aal. Als sie vor einer erschrockenen Putzfrau auf den Boden sprang, hüpfte sie auf, bürstete die Binsen von ihren Kleidern und war schon wieder unterwegs, zur Tür hinaus durch einen langen Korridor, eine Treppe hinunter, über einen verborgenen Hof, um eine Ecke und über eine Mauer und durch ein niedriges, schmales Fenster in einen stockfinsteren Keller. Die Geräusche hinter ihr wurden immer leiser.
    Arya war außer Atem und hatte sich verirrt. Falls man sie erkannt hatte, war sie jetzt fällig, aber daran glaubte sie nicht. Sie war zu schnell gewesen. Flink wie ein Reh.
    Sie kauerte sich in der Dunkelheit an eine feuchte Mauer und lauschte ihren Verfolgern, doch hörte sie nur ihren Herzschlag und das ferne

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