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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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einen mit Eisenspitzen besetzten Morgenstern über seinem Kopf. »Harrenhal! Harrenhal!«, rief er. Tyrion verspürte den plötzlichen Drang aufzuspringen, seine Axt zu schwingen und zu brüllen: »Casterlystein!«, doch der Irrsinn verflog schnell, und er duckte sich noch tiefer.
    Er hörte die Schreie ängstlicher Pferde und das Krachen von Metall auf Metall. Chiggens Schwert harkte durch das nackte Gesicht eines Reiters im Kettenhemd, und Bronn pflügte durch die Stammesleute wie ein Wirbelwind, schlug links und rechts von sich die Feinde nieder. Ser Rodrik hämmerte auf den großen Mann im Schattenfellumhang ein, und ihre Pferde umtanzten einander, während sie einen Hieb nach dem anderen tauschten. Jyck sprang auf ein Pferd und
galoppierte ohne Sattel in den Kampf. Tyrion sah, dass ein Pfeil aus dem Hals des Mannes mit dem Umhang aus Schattenfell ragte. Als er den Mund aufmachte, um zu schreien, kam nur Blut heraus. Als er dann fiel, rang Ser Rodrik schon mit einem anderen.
    Plötzlich schrie Marillion auf, schützte seinen Kopf mit der Harfe, als ein Pferd über ihren Felsen sprang. Tyrion kam auf die Beine, als der Reiter wendete, um sie anzugreifen, wobei er einen dornbesetzten Hammer in der Hand wog. Tyrion schwang seine Axt mit beiden Händen. Die Klinge traf das Pferd mit fleischigem Geräusch im Hals, nach oben abgewinkelt, und fast glitt sie Tyrion aus der Hand, als das Pferd schrie und zusammenbrach. Er schaffte es, die Axt freizubekommen und unbeholfen aus dem Weg zu taumeln. Marillion hatte weniger Glück. Pferd und Reiter gingen gemeinsam über dem Sänger zu Boden. Tyrion sprang wieder heran, während das Bein des Räubers noch unter dem Pferd eingeklemmt war, und schlug dem Mann die Axt in den Hals, kurz oberhalb der Schulterblätter.
    Als er darum rang, die Axt zu befreien, hörte er Marillion unter den beiden Leichen stöhnen. »Hilf mir doch jemand«, ächzte der Sänger. »Bei allen Göttern, ich blute.«
    »Ich glaube, es ist Pferdeblut«, widersprach Tyrion. Die Hand des Sängers kam unter dem toten Tier hervor, krabbelte wie eine fünfbeinige Spinne durch den Dreck. Tyrion stellte seinen Absatz auf die tastenden Finger und spürte zufrieden deren Knirschen. »Schließ die Augen und stell dich tot«, riet er dem Sänger, bevor er die Axt nahm und sich abwandte.
    Danach ergab eins das andere. Die Morgendämmerung war voll Gebrüll und Geschrei und dem Gestank von Blut, und die Welt versank im Chaos. Pfeile pfiffen an seinem Ohr vorbei und prallten von den Steinen ab. Er sah, wie Bronn vom Pferd stieg und mit dem Schwert in einer Hand kämpfte. Tyrion hielt sich am Rande der Schlacht, schlich von Fels zu Fels und schoss aus dem Schatten hervor, um auf die Beine
vorüberdonnernder Pferde einzuhauen. Er fand einen verwundeten Banditen, half ihm sterben und bediente sich bei dessen Halbhelm. Der saß zwar zu eng, doch Tyrion war froh um jede Art von Schutz. Jyck wurde von hinten niedergemacht, als er einen Mann vor sich aufschlitzte, und später stolperte Tyrion über Kurlekets Leiche. Das Schweinsgesicht war mit einer Keule eingeschlagen worden. Tyrion erkannte den Dolch, als er ihn den Fingern des toten Mannes entwand. Eben schob er ihn in seinen Gürtel, als er eine Frau schreien hörte.
    Catelyn saß an der steinernen Wand des Berges in der Falle, umgeben von drei Männern, einer noch zu Pferd, die beiden anderen zu Fuß. Sie hielt ein Messer unbeholfen in ihren zerschnittenen Händen und stand mit dem Rücken an der Wand, und sie war von drei Seiten umzingelt. Sollen sie sich die Hexe holen, dachte Tyrion, und sie bei sich willkommen heißen, doch irgendwie griff er trotzdem ein. Den ersten Mann traf er von hinten in die Kniekehle, bevor sie überhaupt merkten, dass er da war, und das schwere Eisen der Axt spaltete Fleisch und Knochen wie morsches Holz. Holz, das blutet, dachte Tyrion geistlos, als sich der zweite Mann über ihn hermachte. Tyrion duckte sich unter dessen Schwert hindurch, schwang die Axt, der Mann taumelte rückwärts … und Catelyn Stark trat von hinten an ihn heran und schnitt ihm die Kehle auf. Dem Reiter fiel urplötzlich ein, dass er andernorts dringend gebraucht wurde, und er galoppierte davon.
    Tyrion sah sich um. Der Feind war bezwungen oder geflohen. Irgendwie hatten die Kämpfe aufgehört, als er gerade nicht hinsah. Verendende Pferde und verwundete Männer lagen überall, schrien und stöhnten. Zu seinem unendlichen Erstaunen gehörte er nicht dazu. Er entspannte

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