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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Tropfen von Wasser. Still wie ein Schatten, sagte sie zu sich. Sie fragte sich, wo sie war. Als sie nach Königsmund gekommen waren, hatte sie oft Albträume gehabt,
in denen sie sich in der Burg verirrte. Vater sagte, der Rote Bergfried sei eigentlich kleiner als Winterfell, doch in ihren Träumen war er riesig, ein endloser, steinerner Irrgarten mit Mauern, die sich zu verschieben und hinter ihr zu bewegen schienen. Dort fand sie sich wieder, wie sie durch düstere Hallen wanderte, an verblassten Wandteppichen vorüber, endlose Wendeltreppen hinab, über Höfe und Brücken hetzend, und niemand antwortete auf ihr Rufen. In einigen der Räume schien Blut aus den roten Steinwänden zu tropfen, und nirgends konnte sie ein Fenster finden. Manchmal hörte sie dann die Stimme ihres Vaters, doch stets aus weiter Ferne, und so schnell sie ihr auch nachlief, wurde seine Stimme doch stets leiser und immer leiser, bis sie ganz verklungen und Arya in der Dunkelheit nun ganz allein war.
    Hier war es sehr dunkel, wie Arya auffiel. Sie legte die Arme um ihre nackten Knie, drückte sie fest an ihre Brust und zitterte. Leise wollte sie warten und bis zehntausend zählen. Dann konnte sie sicher hinausklettern und den Weg nach Hause suchen.
    Als sie bei siebenundachtzig war, hatten sich ihre Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnt. Nun nahm manches im Raum Formen an. Riesenhafte, leere Augen starrten sie hungrig aus der Finsternis an, und undeutlich sah sie die gezackten Schatten langer Zähne. Sie verzählte sich. Sie schloss die Augen, biss sich auf die Lippen und verscheuchte ihre Angst. Wenn sie wieder hinsähe, wären die Ungeheuer fort. Wären nie da gewesen. Sie tat, als wäre Syrio dort neben ihr und flüsterte ihr ins Ohr. Ruhig wie stilles Wasser, sagte sie sich. Stark wie ein Bär. Wild wie eine Wölfin. Erneut schlug sie die Augen auf.
    Die Ungeheuer waren noch da, doch die Angst war verschwunden.
    Arya stand auf, bewegte sich ganz vorsichtig. Überall um sie herum sah sie diese Köpfe. Einen davon berührte sie, neugierig, fragte sich, ob sie wohl echt waren. Ihre Fingerspitzen strichen über einen mächtigen Unterkiefer, der sich
kalt und hart anfühlte. Mit einem Finger betastete sie einen Zahn, schwarz und scharf, wie ein Dolch aus Finsternis. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
    »Es ist tot«, sagte sie laut. »Es ist nur ein Schädel, es kann mir nichts tun.« Dennoch schien das Ungeheuer zu wissen, dass sie da war. Sie spürte, wie seine leeren Augen sie in der Dunkelheit beobachteten, und in diesem trüben, höhlenartigen Raum war etwas, dem sie nicht gefiel. Sie wich vor dem Schädel zurück und stieß gegen einen zweiten, der noch größer als der erste war. Einen Moment lang fühlte sie, wie sich seine Zähne in ihre Schulter bohrten, als wollte er ein Stück aus ihr herausbeißen. Arya fuhr herum und merkte, wie Leder zerriss, als ein mächtiger Zahn an ihrem Wams nagte, und dann rannte sie. Ein weiterer Schädel ragte vor ihr auf, das größte Ungeheuer von allen, doch Arya hielt sich keinen Augenblick auf. Sie sprang über einen Grat aus schwarzen Zähnen, groß wie Schwerter, stürzte durch hungrige Mäuler und warf sich gegen die Tür.
    Ihre Hände fanden einen schweren Eisenring im Holz, und sie zog mit Leibeskräften daran. Die Tür widersetzte sich ihr kurz, bis sie langsam nach innen schwang, mit lautem Knarren, von dem Arya sicher war, dass man es in der ganzen Stadt hören konnte. Sie öffnete die Tür gerade weit genug, um in den Korridor dahinter zu schlüpfen.
    War der Raum mit den Ungeheuern schon dunkel gewesen, dann war der Korridor die schwärzeste Grube in allen sieben Höllen. Ruhig wie stilles Wasser, redete Arya sich ein, doch selbst nachdem sie ihren Augen etwas Zeit gelassen hatte, sich daran zu gewöhnen, war dort nichts weiter zu sehen als der schwache, graue Umriss der Tür, durch die sie gekommen war. Sie bewegte ihre Finger vor dem Gesicht, fühlte ihre Bewegung in der Luft, sah jedoch nichts. Sie war blind. Eine Wassertänzerin sieht mit allen Sinnen, erinnerte sie sich. Sie schloss die Augen und bemühte sich, ruhig zu atmen, eins, zwei, drei, sog die Dunkelheit in sich auf, streckte die Hände aus.

    Ihre Finger strichen über groben, unfertigen Stein zu ihrer Linken. Sie folgte der Mauer, eine Hand daran gelegt, mit kleinen vorsichtigen Schritten durch die Dunkelheit. Alle Korridore führen irgendwohin. Wo es einen Weg hinein gibt, gibt es auch einen Weg hinaus. Angst

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