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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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seine Finger und ließ die Axt mit dumpfem Schlag zu Boden fallen. Seine Hände waren ganz klebrig vom Blut. Er hätte schwören können, dass er einen halben Tag lang gekämpft hatte, die Sonne hingegen schien sich kaum bewegt zu haben.

    »Deine erste Schlacht?«, fragte Bronn später, während er sich über Jycks Leiche beugte und ihr die Stiefel auszog. Es waren gute Stiefel, wie es sich für einen von Lord Tywins Männern gehörte, schweres Leder, weich und gut gefettet, weit besser als das, was Bronn trug.
    Tyrion nickte. »Mein Vater wird wirklich stolz auf mich sein«, sagte er. Die Krämpfe in seinen Beinen waren so heftig, dass er kaum stehen konnte. Seltsam nur, während des Kampfes hatte er die Schmerzen nicht gespürt.
    »Jetzt bräuchte man eine Frau«, sagte Bronn mit einem Funkeln in den schwarzen Augen. Er schob die Stiefel in seine Satteltasche. »Nichts geht über eine Frau, wenn ein Mann seine blutige Feuertaufe erlebt hat, das kannst du mir glauben. «
    Chiggen unterbrach seine Leichenfledderei gerade so lange, dass er prusten und sich die Lippen lecken konnte.
    Tyrion sah zu Lady Stark hinüber, die Ser Rodriks Wunden verband. »Ich wäre bereit, wenn sie es wäre«, sagte er. Die Reiter brachen in Gelächter aus, und Tyrion grinste und dachte: Das ist doch mal ein Anfang.
    Später kniete er am Bach und wusch sich mit eiskaltem Wasser das Blut vom Gesicht. Als er wieder zu den anderen humpelte, sah er sich die Toten noch einmal an. Die erschlagenen Stammesleute waren magere, zerlumpte Männer, ihre Pferde knochig und von kleinem Wuchs, bei denen man jede Rippe erkennen konnte.
    Was Bronn und Chiggen ihnen an Waffen gelassen hatten, war nicht allzu eindrucksvoll. Schlägel, Keulen, eine Sichel … Er dachte an den großen Mann mit seinem Umhang aus Schattenfell, der mit einem zweihändigen Großschwert gegen Ser Rodrik gekämpft hatte, doch als er die Leiche auf dem steinigen Boden liegend fand, war der Mann gar nicht mehr so groß, der Umhang fort, und Tyrion sah, dass die Klinge tiefe Kerben hatte und der billige Stahl von Rostflecken überzogen war. Kein Wunder, dass der Stamm neun Leichen am Boden zurückgelassen hatte.

    Sie selbst hatten nur drei Tote zu beklagen, zwei von Lord Brackens Soldaten, Kurleket und Mohor, und dazu Jyck, einen seiner Mannen, der mit seiner Attacke ohne Sattel einen solch verwegenen Auftritt hingelegt hatte. Ein Narr bis in den Tod, dachte Tyrion.
    »Lady Stark, ich rate Euch weiterzuziehen in aller Eile«, sagte Ser Willis Wode, während seine Augen durch den Spalt in seinem Helm wachsam die Felswände absuchten. »Für den Augenblick haben wir sie vertrieben, aber sie werden nicht weit sein.«
    »Wir müssen unsere Toten begraben, Ser Willis«, gab sie zurück. »Es waren tapfere Männer. Ich werde sie nicht den Krähen und Schattenkatzen überlassen.«
    »Diese Erde ist zu steinig zum Graben«, sagte Ser Willis.
    »Dann sammeln wir Steine, um sie damit zu bedecken.«
    »Sammelt alle Steine, die Ihr sammeln wollt«, erklärte Bronn, »aber tut es ohne Chiggen und mich. Ich weiß Besseres zu tun, als Steine auf toten Männern aufzuhäufen … atmen zum Beispiel.« Er sah den Rest der Überlebenden an. »Jeder von Euch, der hofft, bei Einbruch der Dunkelheit noch am Leben zu sein, reitet mit uns.«
    »Mylady, ich fürchte, er spricht wahr«, sagte Ser Rodrik müde. Der alte Ritter schien in der Schlacht verwundet worden zu sein, beklagte einen tiefen Schnitt im linken Arm, und ein Speer hatte seinen Nacken gestreift. Er klang so alt, wie er tatsächlich war. »Wenn wir hierbleiben, fallen sie mit Sicherheit wieder über uns her, und einen zweiten Angriff überleben wir vielleicht nicht.«
    Tyrion konnte den Zorn in Catelyns Gesicht sehen, doch hatte sie keine Wahl. »Dann mögen uns die Götter vergeben. Wir reiten gleich.«
    Nun herrschte kein Mangel an Pferden mehr. Tyrion hob seinen Sattel auf Jycks gescheckten Wallach, der kräftig genug aussah, noch mindestens drei oder vier Tage durchzuhalten. Eben wollte er aufsteigen, als Lharys an ihn herantrat. »Gib mir diesen Dolch zurück, Zwerg.«

    »Lasst ihn den Dolch behalten.« Catelyn Stark sah von ihrem Pferd herab. »Und sorgt dafür, dass er auch seine Axt wiederbekommt. Wir könnten sie gebrauchen, falls wir noch einmal angegriffen werden.«
    »Seid meines Dankes gewiss, Lady«, sagte Tyrion und stieg auf.
    »Spart ihn Euch«, sagte sie schroff. »Ich traue Euch nicht mehr als vorher.« Sie war fort, bevor

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