Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
Kindermorden ein Ende zu bereiten? «
»Um den Targaryens ein Ende zu bereiten!«, knurrte der König.
»Majestät, ich habe nie erlebt, dass du Rhaegar gefürchtet hättest.« Ned gab sich alle Mühe, nicht verächtlich zu klingen, und scheiterte damit. »Haben die Jahre dich so geschwächt, dass du den Schatten eines ungeborenen Kindes fürchtest?«
Robert wurde puterrot. »Es reicht, Ned«, warnte er und deutete auf ihn. »Kein Wort mehr. Hast du vergessen, wer hier der König ist?«
»Nein, Majestät«, erwiderte Ned. »Und du?«
»Genug!« , bellte der König. »Ich will kein Gerede mehr hören. Ich will es hinter mich bringen oder verdammt sein. Was sagt ihr?«
»Sie muss sterben«, erklärte Lord Renly.
»Wir haben keine Wahl«, murmelte Varys. »Traurig, traurig …«
Ser Barristan Selmy blickte mit seinen blassblauen Augen vom Tisch auf. »Majestät, es ist ehrenwert, sich einem Feind
auf dem Schlachtfeld zu stellen, doch nicht, ihn im Mutterbauch zu töten. Verzeiht mir, aber ich muss mich auf Lord Eddards Seite stellen.«
Groß-Maester Pycelle räusperte sich, ein Vorgang, der einige Augenblicke in Anspruch nahm. »Mein Orden dient dem Reich, nicht dem Herrscher. Einst habe ich König Aerys so treu beraten, wie ich heute König Robert berate, daher trage ich dieser seiner Tochter nichts nach. Doch will ich Euch eines fragen … sollte es wieder zum Krieg kommen, wie viele Soldaten werden sterben? Wie viele Städte werden brennen? Wie viele Kinder werden ihren Müttern entrissen, um an einem Spieß zu enden?« Er strich über seinen üppigen weißen Bart, unendlich traurig, unendlich müde. »Ist es nicht weiser, sogar gütiger, wenn Daenerys Targaryen jetzt stirbt, damit Zehntausende leben können?«
»Gütiger«, sagte Varys. »Ach, wie gut und wahr gesprochen, Groß-Maester. Es ist so wahr. Sollten die Götter in ihrer Launenhaftigkeit Daenerys Targaryen einen Sohn schenken, muss das Reich bluten.«
Kleinfinger war der letzte. Als Ned ihn ansah, unterdrückte Lord Petyr ein Gähnen. »Wenn man sich mit einer hässlichen Frau im Bett wiederfindet, schließt man am besten die Augen und bringt es hinter sich«, erklärte er. »Abzuwarten macht die Maid nicht hübscher. Küsst sie und bringt es hinter Euch.«
»Küsst sie?« , wiederholte Ser Barristan entgeistert.
»Mit stählernem Kuss«, erklärte Kleinfinger.
Robert wandte sich seiner Rechten Hand zu. »Nun, da haben wir es, Ned. Du und Selmy, ihr steht in dieser Sache allein. Dann bleibt nur die Frage, wen wir dafür finden, sie zu töten.«
»Mormont ist sehnlichst an einer königlichen Begnadigung gelegen«, rief Lord Renly ihnen in Erinnerung.
»Verzweifelt«, sagte Varys, »doch ist ihm noch mehr an seinem Leben gelegen. Inzwischen nähert sich die Prinzessin Vaes Dothrak, wo es den Tod bedeutet, eine Klinge zu ziehen.
Wenn ich euch erzählte, was die Dothraki mit dem armen Mann anstellen, der eine Waffe gegen die Khaleesi richtet, würde keiner von euch heute Nacht schlafen.« Er strich sich über die gepuderte Wange. »Also, Gift … sagen wir, die Tränen von Lys. Khal Drogo würde nie erfahren, dass es kein natürlicher Tod wäre.«
Groß-Maester Pycelles Augen blitzten auf. Misstrauisch blinzelte er den Eunuchen an.
»Gift ist die Waffe eines Feiglings«, beklagte sich der König.
Ned hatte genug gehört. »Ihr schickt gedungene Mörder, ein vierzehnjähriges Mädchen zu ermorden, und streitet noch immer um Ehre?« Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Tu es selbst, Robert. Der Mann, der das Urteil spricht, sollte auch das Schwert führen. Sieh ihr in die Augen, bevor du sie tötest. Sieh ihre Tränen, hör ihre letzten Worte. Das zumindest bist du ihr schuldig.«
»Gütige Götter«, fluchte der König, und das Wort explodierte aus ihm hervor, als könnte er seinen Zorn kaum bändigen. »Du meinst es wirklich ernst, verdammt.« Er griff nach dem Weinkrug an seinem Ellbogen, fand ihn leer und schleuderte ihn von sich, dass er an der Wand zerschellte. »Ich habe keinen Wein mehr und auch keine Geduld. Genug davon. Sorg dafür, dass es geschieht.«
»Ich werde mich nicht an einem Mord beteiligen, Robert. Mach, was du willst, nur bitte mich nicht, mein Siegel darunterzusetzen. «
Einen Moment lang schien Robert nicht zu verstehen, was Ned sagte. Missachtung war keine Speise, die er oft kostete. Langsam wandelte sich sein Gesicht, als er begriff. Seine Augen wurden schmal, und sein Hals rötete sich über den samtenen
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