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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Kragen hinaus. Wütend zeigte er mit dem Finger auf Ned. »Ihr seid die Rechte Hand des Königs, Lord Stark. Ihr werdet tun, was ich Euch befehle, oder ich suche mir eine Hand, die es tut«, sagte er so förmlich, wie er seit ihrem Wiedersehen nicht mehr mit ihm gesprochen hatte.

    »Ich wünsche dir allen Erfolg.« Ned löste die schwere Spange, die seinen Umhang zusammenhielt, die verzierte Silberhand, die seine Amtsbrosche darstellte. Er legte sie vor dem König auf den Tisch, traurig über die Erinnerung an den Mann, der sie ihm angesteckt hatte, den Freund, den er geliebt hatte. »Ich hatte dich für einen besseren Mann gehalten, Robert. Ich dachte, wir hätten einen edleren König.«
    Roberts Gesicht war dunkelrot. »Hinaus«, krächzte er, erstickte fast an seinem Zorn. »Hinaus, verdammt, ich bin fertig mit dir. Worauf wartest du? Geh, lauf zurück nach Winterfell. Und sorg dafür, dass ich dich nie wieder zu Gesicht bekomme, oder ich schwöre, ich lasse deinen Kopf auf einen Spieß stecken!«
    Ned verneigte sich und machte wortlos auf dem Absatz kehrt. Er spürte Roberts Blick in seinem Rücken. Als er die Ratskammer verließ, wurde das Gespräch fast ohne Pause fortgeführt. »Auf Braavos gibt es eine Gesellschaft, die sich die Männer ohne Gesicht nennt«, erklärte Groß-Maester Pycelle.
    »Habt Ihr eine Ahnung davon, wie kostspielig die sind?«, klagte Kleinfinger. »Für die Hälfte des Preises könnte man eine ganze Armee gewöhnlicher Söldner mieten, und das gilt für einen Kaufmann. Ich wage nicht, mir vorzustellen, was sie für eine Prinzessin fordern.«
    Als die Tür hinter ihm geschlossen wurde, wurden die Stimmen abgeschnitten. Ser Boros Blount stand im langen, weißen Umhang und der Rüstung der Königsgarde draußen vor der Kammer. Er warf Ned einen kurzen, neugierigen Blick aus dem Augenwinkel zu, doch stellte er keine Fragen.
    Der Tag fühlte sich schwül und drückend an, als er über den Burghof zum Turm der Hand ging. Er spürte den drohenden Regen in der Luft. Der wäre Ned nur recht gewesen. Vielleicht hätte er sich dann weniger unrein gefühlt. Als er in seinen Solar kam, rief er Vayon Pool zu sich. Der Haushofmeister
kam sofort. »Ihr habt mich rufen lassen, Mylord Hand?«
    »Keine Hand mehr«, erklärte Ned. »Der König und ich haben gestritten. Wir kehren nach Winterfell zurück.«
    »Ich werde sofort die nötigen Vorbereitungen treffen, Mylord. Wir werden zwei Wochen brauchen, um alles für die Reise bereitzuhaben.«
    »Vielleicht bleiben uns keine zwei Wochen. Vielleicht bleibt uns nicht mal ein Tag. Der König erwähnte, dass er meinen Kopf auf einem Spieß sehen wolle.« Ned runzelte die Stirn. Er glaubte nicht wirklich, dass der König ihm etwas antun würde, nicht Robert. Er war jetzt wütend, doch wenn Ned erst aus seinem Blickfeld war, würde sein Zorn abkühlen, wie er es immer tat.
    Immer? Plötzlich und unangenehmerweise fiel ihm Rhaegar Targaryen ein. Fünfzehn Jahre tot, doch Robert hasst ihn wie eh und je. Das war eine beunruhigende Erkenntnis … und dann war da diese andere Sache, die Angelegenheit mit Catelyn und dem Zwerg, vor der Yoren ihn am Abend zuvor gewarnt hatte. Das würde bald ans Licht kommen, so sicher wie der Sonnenaufgang, und wenn der König von derart schwarzem Zorn ergriffen war … Robert mochte sich einen feuchten Kehricht für Tyrion Lennister interessieren, doch würde es ihm an den Stolz gehen, und man konnte nicht sagen, was die Königin tun würde.
    »Es könnte das Sicherste sein, wenn ich vorausreite«, erklärte er Pool. »Ich nehme meine Töchter und ein paar Gardisten. Ihr anderen könnt nachkommen, wenn ihr so weit seid. Informiert Jory, aber sagt es niemandem sonst, und unternehmt nichts, bis ich mit den Mädchen fort bin. Die Burg hat Augen und Ohren, und es wäre mir lieber, wenn mein Plan unbekannt bliebe.«
    »Wie Ihr befehlt, Mylord.«
    Als er gegangen war, trat Eddard Stark ans Fenster und stand brütend da. Robert hatte ihm keine Wahl gelassen. Er hätte ihm danken sollen. Es wäre gut, nach Winterfell heimzukehren.
Er hätte es nie verlassen dürfen. Dort warteten seine Söhne. Vielleicht würden Catelyn und er einen neuen Sohn zeugen, wenn sie wiederkäme, noch waren sie nicht zu alt. Und in letzter Zeit hatte er oft vom Schnee geträumt, von der tiefen Stille des Wolfswaldes bei Nacht.
    Und doch ärgerte ihn der Gedanke an die Abreise auch. So vieles war noch ungetan. Wenn niemand sie in die Schranken wies, würden Robert

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