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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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habe das Mädchen während des Festmahls nach oben getragen und sei mit dem Ehebett der frisch Vermählten zusammengebrochen, derweil Stannis und seine Braut noch tanzten. Lord Stannis schien damit die Ehre der Familie seiner Frau besudelt gesehen zu haben, denn als der Junge geboren war, schickte man ihn zu Renly.« Er warf Ned einen Seitenblick zu. »Außerdem habe ich gehört, Robert hätte Zwillinge mit einer Kellnerin in Casterlystein, vor drei Jahren, als er zu Lord Tywins Turnier im Westen war; Cersei hat die Kinder töten und die Mutter an einen durchreisenden Sklavenhändler verkaufen lassen. Eine allzu große Beleidigung der Ehre einer Lennister, so nah an ihrer Heimat.«
    Ned Stark verzog das Gesicht. Hässliche Geschichten wie die erzählte man sich von jedem großen Herrn im Reich. Von Cersei Lennister jedoch wollte er es wohl glauben … doch
würde der König danebenstehen und es geschehen lassen? Der Robert, den er gekannt hatte, hätte es nicht getan, nur war der Robert, den er gekannt hatte, auch nie so geübt darin gewesen, die Augen vor Dingen zu verschließen, die er nicht sehen wollte. »Warum sollte Jon Arryn so plötzlich Interesse an den unehelichen Kindern des Königs entwickeln?«
    Der kleine Mann zuckte mit den nassen Schultern. »Er war die Rechte Hand des Königs. Zweifellos hat Robert ihn gebeten, sich darum zu kümmern, ob sie gut versorgt sind.«
    Ned war nass bis auf die Knochen, und seine Seele fror. »Es muss mehr als das gewesen sein, warum hätte man ihn sonst getötet?«
    Kleinfinger schüttelte den Regen aus seinem Haar und lachte. »Jetzt verstehe ich. Lord Arryn hat erfahren, dass Seine Majestät die Bäuche einiger Huren und Fischweiber gefüllt hatte, und dafür musste man ihn zum Schweigen bringen. Kein Wunder. Gestattet einem solchen Mann zu leben, und als Nächstes platzt er damit heraus, dass die Sonne im Osten aufgeht.«
    Die einzige Antwort, die Ned darauf einfallen wollte, war ein Stirnrunzeln. Zum ersten Mal seit Jahren musste er an Rhaegar Targaryen denken. Er fragte sich, ob Rhaegar Bordelle besucht hatte. Irgendwie konnte er sich das nicht vorstellen.
    Der Regen wurde immer heftiger, brannte in den Augen und trommelte auf die Erde. Bäche von schwarzem Wasser rannen den Hügel hinab, als Jory rief: »Mylord« , und seine Stimme war heiser vor Sorge. Und einen Augenblick später war die Straße voller Soldaten.
    Ned sah Ketten auf Leder, Panzerhandschuhe und Beinschienen, Stahlhelme mit goldenen Löwen als Helmschmuck. Ihre Umhänge klebten an den Rücken, nass vom Regen. Ihm blieb keine Zeit zu zählen, doch waren es mindestens zehn, eine Reihe von ihnen – zu Fuß – sperrte die Straße mit Langschwertern und eisenbesetzten Speeren. »Zurück!« , hörte er Wyl aufschreien, und als er sein Pferd wendete, waren dort
noch mehr Soldaten, schnitten ihnen den Weg ab. Singend kam Jorys Schwert aus der Scheide: »Macht den Weg frei oder sterbt!«
    »Die Wölfe heulen«, sagte ihr Anführer. Ned sah, wie ihm der Regen übers Gesicht lief. »Aber es ist nur ein kleines Rudel. «
    Kleinfinger führte sein Pferd voran, vorsichtig Schritt für Schritt. »Was hat das zu bedeuten? Das ist die Rechte Hand des Königs.«
    »Er war die Rechte Hand des Königs.« Der Schlamm dämpfte die Hufe des blutroten Hengstes. Die Reihe teilte sich vor ihm. Auf einem goldenen Brustharnisch brüllte der Löwe von Lennister seine Verachtung heraus. »Nun, wenn ich die Wahrheit sagen soll, bin ich mir nicht sicher, was er eigentlich ist.«
    »Lennister, das ist Wahnsinn«, sagte Kleinfinger. »Lasst uns passieren. Wir werden auf der Burg erwartet. Was glaubt Ihr, was Ihr hier tut?«
    »Er weiß, was er tut«, sagte Ned ruhig.
    Jaime Lennister lächelte. »Das stimmt. Ich suche meinen Bruder. Ihr erinnert Euch doch an meinen Bruder, nicht wahr, Lord Stark? Er war mit uns auf Winterfell. Blond, ungleiche Augen, scharfe Zunge. Ein kleiner Mann.«
    »Ich erinnere mich gut«, antwortete Ned.
    »Anscheinend hatte er unterwegs Probleme bekommen. Mein Hoher Vater ist ausgesprochen irritiert. Ihr habt nicht zufällig eine Ahnung, wer meinem Bruder vielleicht übel mitspielen möchte, oder?«
    »Euer Bruder wurde auf meinen Befehl hin festgenommen, damit er sich für seine Verbrechen verantwortet«, gab Ned Stark zurück.
    Kleinfinger stöhnte vor Entsetzen auf. »Mylord …«
    Ser Jaime riss sein Langschwert aus der Scheide und trieb seinen Hengst voran. »Zeigt mir Euren Stahl, Lord Eddard. Ich

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