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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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der Farbe von Blut überzogen.
    Dann ragte Groß-Maester Pycelle über ihm auf, hielt einen Becher und flüsterte: »Trinkt, Mylord. Hier. Mohnblumensaft gegen den Schmerz.« Er erinnerte sich daran, geschluckt zu haben, und Pycelle sagte jemandem, er solle Wein zum Kochen bringen und ihm saubere Seide holen, und das war das Letzte, woran er sich erinnerte.

DAENERYS
    Das Pferdetor von Vaes Dothrak bestand aus zwei gigantischen, bronzenen Hengsten, die sich aufbäumten und deren Hufe hundert Fuß hoch über der Durchfahrt einen Bogen bildeten.
    Dany hätte nicht sagen können, wozu die Stadt ein Tor brauchte, wenn sie doch keine Mauern besaß … und keinerlei Gebäude , die sie hätte sehen können. Doch stand es dort, imposant und schön, und die großen Pferde umrahmten die fernen, roten Berge dahinter. Die bronzenen Hengste warfen lange Schatten über das wehende Gras, als Khal Drago das Khalasar den Götterpfad hinunterführte, seine Blutreiter neben sich.
    Dany folgte auf ihrer Silbernen, eskortiert von Ser Jorah Mormont und ihrem Bruder Viserys, der wieder zu Pferde saß. Nach dem Tag im Gras, als sie ihn dem Khalasar hatte hinterherlaufen lassen, hatten die Dothraki ihn lachend Khal Rhae Mhar genannt, König mit den Wunden Füßen. Am nächsten Tag hatte Khal Drogo ihm einen Platz auf einem Karren angeboten, und Viserys hatte angenommen. In seiner starrsinnigen Beschränktheit hatte er nicht einmal gemerkt, dass man ihn verspottete. Die Karren waren für Eunuchen, Krüppel, schwangere Frauen, die sehr Jungen und sehr Alten. Das brachte ihm einen weiteren Namen ein: Khal Rhaggat , der Karrenkönig. Ihr Bruder hatte geglaubt, der Khal wolle sich auf diese Weise für das entschuldigen, was Dany ihm angetan hatte. Sie hatte Ser Jorah angefleht, ihm die Wahrheit nicht zu sagen, um ihm die Scham zu ersparen. Der Ritter hatte erwidert, dass der König sehr wohl einiges an Scham
gebrauchen könne … doch hatte er getan, worum sie ihn gebeten hatte. Es war einiges Bitten vonnöten gewesen und alle weiblichen Tricks, die Doreah sie gelehrt hatte, bis sie Drogo nachgiebig stimmte und er erlaubte, dass Viserys sich ihnen an der Spitze der Kolonne wieder anschloss.
    »Wo ist die Stadt ?«, fragte sie, als sie unter dem bronzenen Bogen hindurchkamen. Es waren keine Häuser zu sehen, keine Menschen, nur das Gras und die Straße, gesäumt von uralten Monumenten aus allen Ländern, welche die Dothraki im Laufe der Jahrhunderte erobert hatten.
    »Voraus«, antwortete Ser Jorah. »Unterhalb der Berge.«
    Jenseits des Pferdetores ragten geplünderte Götter und geraubte Helden zu beiden Seiten auf. Die vergessenen Gottheiten toter Städte warfen ihre gebrochenen Blitze zum Himmel, während Dany auf der Silbernen zu ihren Füßen vorüberritt. Steinerne Könige blickten von ihren Thronen auf sie herab, die Gesichter fleckig und angeschlagen, selbst die Namen im Dunst der Zeit verloren. Junge Mädchen tanzten auf marmornen Sockeln, nur mit Blumen behängt, und gossen Luft aus geborstenen Krügen. Ungeheuer standen im Gras neben der Straße, schwarze Eisendrachen mit Juwelen als Augen, brüllende Greife, Sphinxe, die Schwänze zum Schlag bereit, und andere Tiere, die sie nicht kannte. Manche dieser Statuen waren so anmutig, dass es ihr den Atem raubte, andere so missgestaltet und schrecklich, dass Dany sie kaum ansehen konnte. Letztere, so sagte Ser Jorah, stammten wahrscheinlich aus den Schattenländern jenseits von Asshai.
    »So viele«, staunte sie, während ihre Silberne langsam voranschritt, »und aus so vielen Ländern.«
    Viserys war weniger beeindruckt. »Der Unrat toter Städte«, höhnte er. Vorsichtigerweise sprach er in der Gemeinen Zunge, die nur wenige Dothraki verstanden, und dennoch sah sich Dany zu den Männern ihres khas um, weil sie sehen wollte, ob man sie belauscht hatte. Unbekümmert fuhr Viserys fort: »Diese Wilden können nur Dinge stehlen, die bessere Menschen geschaffen haben … und töten.« Er lachte.
»Sie wissen , wie man tötet. Sonst hätte ich auch keine Verwendung für sie.«
    »Sie sind jetzt mein Volk«, sagte Dany. »Du solltest sie nicht Wilde schimpfen, Bruder.«
    »Der Drache sagt, was er will«, meinte Viserys … in der Gemeinen Zunge. Er warf einen Blick über die Schulter zu Aggo und Rakharo, die hinter ihnen ritten, und schenkte ihnen ein spöttisches Lächeln. »Siehst du, den Wilden fehlt der Geist, die Sprache zivilisierter Menschen zu verstehen.« Ein mooszerfressener, steinerner

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