Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
seinem Gürtel und den Schnüren seiner Hose herumnestelte. Eine barbusige Hure beugte sich aus der Stalltür hervor und kicherte ihn an.
»Reiten wir jetzt zur Burg zurück, Mylord?«, fragte Jory. Ned nickte und schwang sich in den Sattel. Kleinfinger stieg neben ihm auf. Jory und die anderen folgten.
»Chataya führt ein erlesenes Etablissement«, meinte Kleinfinger, während sie ritten. »Ich bin fast geneigt, es zu kaufen. Bordelle sind als Investition um vieles sicherer als Schiffe, wie ich feststellen musste. Huren gehen selten unter, und wenn sie von Piraten geentert werden, nun, dann zahlen die Piraten wie alle anderen in guter Münze.« Lord Petyr gluckste über seinen eigenen Witz.
Ned ließ ihn plappern. Nach einer Weile wurde er stiller, und schließlich ritten sie schweigend. Die Straßen von Königsmund waren dunkel und verlassen. Der Regen hatte alles unter die Dächer getrieben. Er prasselte auf Neds Kopf ein, warm wie Blut und gnadenlos wie alte Sünden. Dicke Wassertropfen liefen über sein Gesicht.
»Robert wird sich nie auf ein Bett beschränken«, hatte Lyanna ihm auf Winterfell gesagt, eines Nachts vor langer Zeit, als ihr Vater ihre Hand dem jungen Lord von Sturmkap versprochen hatte. »Wie ich höre, hat er einem Mädchen im Grünen Tal ein Kind gemacht.« Ned hatte den Säugling im Arm gehalten. Er konnte ihr schwerlich widersprechen, und auch wollte er seine Schwester nicht belügen, doch versicherte
er ihr, dass nichts von alledem, was Robert vor ihrer Verlobung getan habe, von Bedeutung sei, dass er ihr ein guter und ehrlicher Mann sein würde, der sie von ganzem Herzen liebte. Lyanna hatte nur gelächelt. »Liebe ist süß, liebster Ned, doch kann sie das Wesen eines Menschen nicht verändern.«
Das Mädchen war so jung gewesen, dass Ned nicht gewagt hatte, nach ihrem Alter zu fragen. Zweifellos war sie noch Jungfrau gewesen. Die besseren Bordelle konnten immer eine Jungfrau auftreiben, sofern die Börse dick genug war. Sie hatte hellrotes Haar und die Nase mit Sommersprossen gesprenkelt, und als sie eine Brust freilegte, um sie ihrem Kind zu geben, sah er, dass auch diese von Sommersprossen übersät war. »Ich habe sie Barra genannt«, sagte sie, während sie das Kind stillte. »Sie sieht ihm so ähnlich, hab ich nicht Recht, Mylord? Sie hat seine Nase und sein Haar …«
»Das hat sie.« Eddard Stark hatte das feine, dunkle Haar des Kindes berührt. Wie schwarze Seide floss es durch seine Finger. Roberts Erstgeborener hatte das Gleiche feine Haar, so schien es ihm zumindest.
»Sagt es ihm, wenn Ihr ihn seht, Mylord, wenn es … wenn es Euch beliebt. Sagt ihm, wie schön sie ist.«
»Das will ich tun«, versprach Ned ihr. Es war sein Fluch. Robert schwor ihnen ewige Liebe und hatte sie noch vor Einbruch der Dunkelheit vergessen, doch Ned Stark stand für seine Schwüre ein. Er dachte an die Versprechen, die er Lyanna gemacht hatte, als sie im Sterben lag, und an den Preis, den er gezahlt hatte, um sie einzulösen.
»Und sagt ihm, dass ich bei niemand anderem war. Ich schwöre es, Mylord, bei den alten und den neuen Göttern. Chataya sagte, ich könnte ein halbes Jahr bekommen, für das Kind und für die Hoffnung, dass er wiederkommt. Sagt ihm also, ich würde warten, wollt Ihr das tun? Ich will keine Juwelen oder irgendwas, nur ihn. Er war immer gut zu mir, wahrlich.«
Gut zu dir , dachte Ned mit schalem Geschmack. »Ich werde
es ihm sagen, Kind, und ich verspreche dir, Barra soll es an nichts mangeln.«
Da hatte sie gelächelt, ein Lächeln so ängstlich und süß, dass es ihm das Herz aus der Brust schnitt. Während er nun durch die Nacht ritt, sah Ned Jon Schnees Gesicht vor sich, so sehr eine jüngere Ausgabe seiner selbst. Wenn die Götter den Bastarden so wenig wohl wollend gesonnen waren, dachte er trübsinnig, wieso waren die Männer so sehr von Lust getrieben? »Lord Baelish, was wisst Ihr über Roberts Bastarde?«
»Nun, er hat mehr als Ihr, so viel ist klar.«
»Wie viele?«
Kleinfinger zuckte mit den Achseln. Kleine Rinnsale liefen über den Rücken seines Umhangs. »Was macht es schon? Wenn man mit genügend Frauen ins Bett geht, geben manche einem Geschenke, und Seine Majestät war in dieser Hinsicht nie schüchtern. Ich weiß, dass er diesen Jungen in Sturmkap anerkannt hat, den er an dem Abend gezeugt hat, als Lord Stannis getraut wurde. Es blieb ihm kaum etwas anderes übrig. Die Mutter war eine Florent, eine Nichte von Lady Selyse. Renly sagte, Robert
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