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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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ein gebrochener Mann aus«, entgegnete Catelyn.
    Lady Lysa schenkte ihr keine Beachtung. »Sagt, was Ihr zu sagen habt«, befahl sie Tyrion.
    Und jetzt fallen die Würfel , dachte er mit einem weiteren, kurzen Blick auf Bronn. »Wo soll ich beginnen? Ich bin ein böser, kleiner Mann, das gestehe ich. Meine Verbrechen und Sünden sind nicht zu zählen, Mylords und Myladys. Ich habe bei Huren genächtigt, nicht einmal, sondern Hunderte von Malen. Ich habe meinem eigenen Hohen Vater den Tod
gewünscht und meiner Schwester, unserer gütigen Königin, ebenso.« Hinter ihm lachte jemand leise. »Nicht immer habe ich meine Diener freundlich behandelt. Ich habe gespielt. Ich habe sogar betrogen, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. Ich habe viele schreckliche und bösartige Dinge über die edlen Herren und Damen des Hofes gesagt.« Das rief offenes Gelächter hervor. »Einmal habe ich …«
    »Still!« Lysa Arryns blasses Gesicht war flammend rosa geworden. »Was glaubst du, was du hier tust, Zwerg?«
    Tyrion neigte seinen Kopf zu einer Seite. »Nun, ich gestehe meine Sünden, Mylady.«
    Catelyn Stark trat einen Schritt nach vorn. »Man beschuldigt Euch, einen gedungenen Mörder ausgesandt zu haben, der meinen Sohn Bran im Bett ermorden sollte, und außerdem beschuldigt man Euch der Verschwörung zum Mord an Lord Jon Arryn, der Rechten Hand des Königs.«
    Tyrion zeigte ein hilfloses Achselzucken. » Diese Untaten kann ich nicht gestehen, wie ich fürchte. Ich weiß nichts von irgendwelchen Morden.«
    Lady Lysa erhob sich von ihrem Wehrholzthron. »Ich werde mich nicht verspotten lassen. Du hattest deinen kleinen Spaß, Gnom. Ich denke, du hast ihn genossen. Ser Vardis, bringt ihn in seinen Kerker zurück … doch sucht ihm diesmal eine kleine Zelle mit abschüssigem Boden.«
    »Wird so im Grünen Tale Recht gesprochen?«, brüllte Tyrion so laut, dass Ser Vardis für einen Augenblick erstarrte. »Endet die Ehre am Bluttor? Ihr werft mir Verbrechen vor, ich streite sie ab, und deshalb werft Ihr mich in eine offene Zelle, damit ich dort verhungere und erfriere.« Er hob den Kopf, damit sie alle einen Blick auf die Prellungen werfen konnten, die Mord in seinem Gesicht zurückgelassen hatte. »Wo ist das Recht des Königs? Ist Hohenehr nicht Teil der Sieben Königslande? Ich stehe unter Anklage, so sagt Ihr. Also schön. Ich verlange eine Verhandlung! Lasst mich sprechen und richtet offen darüber, ob ich die Wahrheit sage oder nicht, vor den Menschen und vor den Göttern.«

    Leises Murmeln erfüllte die Hohe Halle. Er hatte sie, das wusste Tyrion. Er war von hoher Geburt, der Sohn des mächtigsten Lords im ganzen Reich, der Bruder der Königin. Man konnte ihm den Prozess nicht verweigern. Gardisten in hellblauen Umhängen hatten sich zu Tyrion aufgemacht, doch Ser Vardis hieß sie stehen bleiben und sah zu Lady Lysa hinüber.
    Ihr kleiner Mund zuckte mit verdrießlichem Lächeln. »Falls man Euch den Prozess macht und der Verbrechen, derer Ihr angeklagt seid, für schuldig befindet, müsst Ihr mit Eurem Blut bezahlen. Wir haben keinen Henker auf Hohenehr, Mylord von Lennister. Öffnet die Tür zum Mond.«
    Die Menge der Zuschauer teilte sich. Eine schmale Wehrholztür stand zwischen zwei schlanken Marmorsäulen, ein Halbmond war ins weiße Holz geschnitzt. Jene, die ihr am nächsten standen, wichen zurück, als zwei Gardisten durch die Menge marschierten. Ein Mann entfernte die schweren Bronzeriegel. Der zweite zog die Tür nach innen. Ihre blauen Umhänge peitschten von den Schultern, als sich der plötzliche Wind darin verfing, der durch die offene Tür heulte. Dahinter lag die Leere des nächtlichen Himmels, gefleckt von kalten, achtlosen Sternen.
    »Erschaut das Recht des Königs«, sagte Lysa Arryn. Flammen flackerten wie Wimpel entlang der Mauern, und hier und da erlosch die eine oder andere Fackel.
    »Lysa, ich halte das für unklug«, sagte Catelyn Stark, als der schwarze Wind durch die Halle fuhr.
    Ihre Schwester achtete nicht auf sie. »Ihr wollt ein Verfahren, Mylord von Lennister. Also schön, Ihr sollt Euer Verfahren haben. Mein Sohn wird sich anhören, was immer Ihr zu sagen habt, und Ihr werdet sein Urteil hören. Dann könnt Ihr gehen … durch die eine Tür oder durch die andere.«
    Sie sah so zufrieden mit sich aus, dachte Tyrion, und es nahm nicht wunder. Wie konnte ein Verfahren sie gefährden, wenn ihr Schwächling von einem Sohn der oberste Richter war? Tyrion sah sich die Tür zum Mond an. Mutter,

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