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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Tür. »Mord!«, rief er, »Kerkermeister! Mord, ich brauche Euch!« Gut zehn Minuten musste er rufen, bis er Schritte hörte. Nur einen Augenblick, bevor die Tür mit einem Krachen aufflog, trat Tyrion zurück.
    »Macht Lärm«, knurrte Mord mit Blut in den Augen. Von seiner fleischigen Hand baumelte ein Lederband, breit und dick, doppelt um die Faust gewickelt.
    Zeig ihnen niemals, dass du dich fürchtest , sagte sich Tyrion. »Wie würde es dir gefallen, reich zu sein?«, fragte er.
    Mord schlug ihn. Er schwang den Riemen mit der Rückhand, träge nur, doch traf das Leder Tyrion oben am Arm. Die Wucht ließ ihn taumeln, und der Schmerz ließ ihn die Zähne zusammenbeißen. »Kein Mund, Zwergmann«, warnte Mord.
    »Gold«, sagte Tyrion mit gespieltem Lächeln. »Casterlystein ist voller Gold … ahhhh …« Diesmal war der Hieb eine Vorhand, und Mord legte mehr von seinem Arm in den Schwung, ließ das Leder knallen und springen. Er traf Tyrion in die Rippen, dass dieser wimmernd auf die Knie fiel. Tyrion zwang sich, zum Kerkermeister aufzusehen. »Reich wie die Lennisters«, keuchte er. »So sagt man, Mord …«
    Mord grunzte. Der Riemen pfiff durch die Luft und traf Tyrion mit voller Wucht ins Gesicht. Der Schmerz war so schlimm, dass er sich nicht erinnern konnte, gefallen zu sein, doch als er die Augen wieder aufschlug, lag er am Boden seiner Zelle. In seinem Ohr klingelte es, und sein Mund war voller Blut. Er suchte Halt, um sich hochzuziehen, und seine Finger strichen über … nichts. Tyrion riss seine Hand so schnell zurück, als hätte er sich verbrüht, und gab sich alle Mühe, nicht zu atmen. Er war direkt auf die Kante gefallen, nur einen Daumenbreit vom Blau entfernt.
    »Noch was?« Mord hielt den Riemen in seiner Faust und
riss daran. Das Knallen ließ Tyrion zusammenzucken. Der Kerkermeister lachte.
    Er wird mich nicht hinunterstoßen , betete sich Tyrion verzweifelt vor, als er vor dem Rand zurückwich. Catelyn Stark will mich lebend, er wird es nicht wagen, mich zu töten. Mit dem Handrücken wischte er sich das Blut von den Lippen und grinste. »Das war nicht übel, Mord.« Der Kerkermeister blinzelte ihn an, versuchte herauszufinden, ob er verspottet wurde. »Ich hätte Verwendung für einen starken Mann wie Euch.« Der Riemen flog ihm entgegen, doch diesmal gelang es Tyrion, ihm auszuweichen. Er bekam einen Streifschlag an die Schulter, mehr nicht. »Gold«, wiederholte er und kroch rückwärts wie ein Krebs, »mehr Gold, als du je im Leben gesehen hast. Genug, um Land zu kaufen, Frauen, Pferde … Du könntest ein Lord werden. Lord Mord.« Tyrion hustete Blut und Speichel hervor und spuckte beides in den Himmel.
    »Ist kein Gold«, sagte Mord.
    Er hört mir zu!, dachte Tyrion. »Man hat mir meinen Geldbeutel genommen, als ich gefangen wurde, doch das Gold gehört noch immer mir. Catelyn Stark mag einen Mann gefangen nehmen, aber sie wird sich nicht so weit erniedrigen, ihn zu berauben. Hilf mir, und das ganze Gold gehört dir.« Mords Riemen schnalzte vor, doch nur mit einem halbherzigen, flüchtigen Hieb, langsam und verächtlich. Tyrion fing das Leder mit der Hand und hielt es fest. »Es gibt für dich kein Risiko. Du bräuchtest nur eine Nachricht zu übermitteln. «
    Der Kerkermeister riss den Lederriemen aus Tyrions Griff. »Nachricht«, sagte er, als hätte er das Wort nie zuvor gehört. Sein fragender Blick zog tiefe Falten über seine Stirn.
    »Ihr habt mich gehört, Mylord. Überbringt nur meine Worte Eurer Lady. Sagt ihr …« Was? Was mochte Lady Arryn einlenken lassen? Die Eingebung kam Tyrion Lennister ganz plötzlich. »… sagt ihr, ich möchte meine Verbrechen gestehen. «
    Mord hob seinen Arm, und Tyrion machte sich auf den
nächsten Hieb gefasst, doch der Kerkermeister zögerte. Misstrauen und Gier rangen in seinem Blick miteinander. Er wollte dieses Gold, nur fürchtete er eine List. Er sah aus wie jemand, der oft überlistet worden war. »Ist Lüge«, murmelte er finster. »Zwergmann betrügt mich.«
    »Ich werde mein Versprechen schriftlich festhalten«, schwor Tyrion.
    Manche Analphabeten verachteten alles Schriftliche. Andere schienen eine abergläubische Ehrfurcht vor dem geschriebenen Wort zu haben, als wäre es eine Art Zauber. Glücklicherweise gehörte Mord zu Letzteren. Der Kerkermeister ließ den Riemen sinken. »Schreib auf Gold. Viel Gold.«
    »Oh, viel Gold«, versicherte ihm Tyrion. »Die Börse ist nur ein Vorgeschmack, mein Freund. Mein Bruder trägt eine

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