Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
nein. Er stellt das Haus seiner Mutter auf dieselbe Stufe wie das des Königs.«
»Auch Frauen sind von Bedeutung!«, protestierte Arya.
Jon gluckste. »Vielleicht solltest du es ihm nachtun, kleine Schwester. Tully und Stark auf deinem Schild vereinen.«
»Ein Wolf mit einem Fisch im Maul?« Es brachte sie zum Lachen. »Es sähe lächerlich aus. Außerdem, wenn ein Mädchen nicht kämpfen darf, wozu sollte sie dann einen Wappenschild haben?«
Jon zuckte mit den Achseln. »Mädchen bekommen Schilde, aber keine Schwerter. Bastarde bekommen Schwerter, aber keine Schilde. Ich habe die Regeln nicht gemacht, kleine Schwester.«
Von unten aus dem Hof war ein Aufschrei zu hören. Prinz Tommen rollte durch den Staub, versuchte wieder aufzustehen und scheiterte. Mit den vielen Polstern wirkte er wie
eine Schildkröte auf dem Rücken. Bran beugte sich mit erhobenem Holzschwert über ihn, bereit, ihn erneut niederzustrecken, sobald er auf die Beine käme. Die Männer lachten.
»Genug!«, rief Ser Rodrik. Er reichte dem Prinzen eine Hand und zog ihn auf die Beine. »Gut gefochten. Lew, Donnis, helft ihnen aus der Rüstung.« Er sah sich um. »Prinz Joffrey, Robb, wollt Ihr noch eine Runde wagen?«
Robb, der von einem früheren Gefecht bereits verschwitzt war, trat eifrig vor. »Gern.«
Joffrey trat als Antwort auf Rodriks Ruf ins Sonnenlicht. Sein Haar leuchtete wie Goldgespinst. Er schien gelangweilt. »Das ist ein Spiel für Kinder, Ser Rodrik.«
Theon Graufreud lachte plötzlich bellend auf. »Ihr seid Kinder«, sagte er spöttisch.
»Robb mag noch ein Kind sein«, entgegnete Joffrey. »Ich bin ein Prinz. Und ich bin es müde, mit dem Holzschwert auf Starks einzuschlagen.«
»Du hast mehr Schläge eingesteckt als ausgeteilt, Joff«, hielt Robb ihm entgegen. »Hast du etwa Angst?«
Prinz Joffrey blickte ihn an. »Oh, ganz furchtbar«, sagte er. »Du bist ja so viel älter als ich.« Einige Männer der Lennisters lachten.
Stirnrunzelnd beobachtete Jon die Auseinandersetzung. »Joffrey ist wirklich ein kleiner Mistbock«, erklärte er Arya.
Nachdenklich zupfte Ser Rodrick an seinem weißen Backenbart herum. »Was schlagt Ihr vor?«, fragte er den Prinzen.
»Echten Stahl.«
»Abgemacht«, rief Robb zurück. »Es wird dir noch leidtun. «
Der Waffenmeister legte eine Hand auf Robbs Schulter, um ihn zu beruhigen. »Echter Stahl ist zu gefährlich. Ich erlaube euch Turnierschwerter mit stumpfen Schneiden.«
Joffrey sagte nichts, doch ein Mann, den Arya nicht kannte, ein großer Ritter mit schwarzem Haar und Brandnarben im Gesicht, schob sich vor den Prinzen. »Dies ist Euer Prinz.
Wer seid Ihr, dass Ihr ihm zu sagen wagt, er dürfe keine scharfe Klinge führen, Ser ?«
»Der Waffenmeister von Winterfell, Clegane, und Ihr tätet gut daran, es nicht zu vergessen.«
»Bildet Ihr hier Weiber aus?«, wollte der verbrannte Mann wissen. Er hatte Muskeln wie ein Stier.
»Ich bilde Ritter aus«, sagte Ser Rodrik scharf. »Sie werden Stahl bekommen, wenn sie dafür bereit sind. Wenn sie alt genug sind.«
Der verbrannte Mann sah Robb an. »Wie alt bist du, Junge? «
»Vierzehn«, sagte Robb.
»Mit zwölf habe ich einen Mann getötet. Seid versichert, dass es nicht mit einem stumpfen Schwert geschah.«
Arya konnte sehen, dass Robb zornig wurde. Sein Stolz war verletzt. Er wandte sich Ser Rodrik zu. »Lasst es mich tun. Ich kann ihn schlagen.«
»Dann schlag ihn mit einem Turnierschwert«, gab Ser Rodrick zurück.
Joffrey zuckte mit den Achseln. »Komm wieder, wenn du älter bist, Stark. Wenn du dann nicht zu alt bist.« Wieder lachten die Mannen der Lennisters.
Robbs Flüche hallten durch den Burghof. Erschrocken hielt sich Arya den Mund zu. Theon Graufreud packte Robb beim Arm, um ihn vom Prinzen fernzuhalten. Bestürzt zupfte Ser Rodrik an seinem Backenbart herum.
Joffrey täuschte ein Gähnen vor und wandte sich seinem jüngeren Bruder zu. »Komm mit, Tommen«, sagte er. »Die Spielstunde ist zu Ende. Überlassen wir die anderen Kinder ihrem Übermut.«
Das rief weiteres Gelächter bei den Lennisters hervor, und weitere Flüche von Robb. Ser Rodricks Gesicht glühte unter seinem weißen Backenbart vor Zorn rot wie eine Rübe. Theon hielt Robb mit festem Eisengriff, bis die Prinzen und ihr Gefolge abgezogen waren.
Jon sah ihnen hinterher, und Arya blickte Jon an. Sein Gesicht
war still wie der Tümpel im Herzen eines Götterhains. Schließlich stieg er vom Fenster herab. »Die Aufführung ist beendet«, sagte
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