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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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er. Er beugte sich vor, um Geist hinter den Ohren zu kraulen. Der weiße Wolf stand auf und rieb sich an ihm. »Du solltest besser in dein Zimmer laufen, kleine Schwester. Septa Mordane liegt dort sicher schon auf der Lauer. Je länger du dich versteckt hältst, desto strenger wird die Buße. Du wirst den ganzen Winter nähen. Wenn das Tauwetter im Frühling kommt, wird man deine Leiche mit einer Nadel in der gefrorenen Faust finden.«
    Arya fand das überhaupt nicht komisch. »Ich hasse Handarbeit! «, rief sie voller Leidenschaft. »Es ist einfach nicht gerecht! «
    »Nichts ist gerecht«, sagte Jon. Wieder zauste er ihr Haar und ging davon, Geist schweigend in seinem Schlepptau. Nymeria wollte ihm hinterher, dann blieb sie stehen und kam zurück, als sie sah, dass Arya nicht folgte.
    Widerstrebend wandte sie sich der anderen Richtung zu.
    Es war schlimmer, als Jon gedacht hatte. Nicht allein Septa Mordane erwartete sie in ihrem Zimmer. Sondern Septa Mordane und ihre Mutter.

BRAN
    Die Jagd begann im Morgengrauen. Der König wollte wilde Keiler zum abendlichen Fest. Prinz Joffrey ritt mit seinem Vater, sodass auch Robb gestattet wurde, sich den Jägern anzuschließen. Onkel Benjen, Jory, Theon Graufreud, Ser Rodrik und sogar der komische kleine Bruder der Königin waren allesamt mit ihnen ausgeritten. Schließlich war es die letzte Jagd. Am nächsten Morgen wollten sie gen Süden aufbrechen.
    Bran war mit Jon, den Mädchen und Rickon zu Hause geblieben. Aber Rickon war noch ein kleines Kind, die Mädchen waren eben Mädchen und Jon und sein Wolf nirgends aufzutreiben. Bran suchte ihn nicht gerade fieberhaft. Er glaubte, Jon sei ihm böse. In letzter Zeit schien Jon auf alle böse zu sein. Bran wusste nicht, wieso. Er würde mit Onkel Ben zur Mauer gehen, um sich dort der Nachtwache anzuschließen. Das war fast genauso gut, wie mit dem König gen Süden zu ziehen. Robb war es, der zurückbleiben würde, nicht Jon.
    Tagelang konnte Bran es kaum erwarten, abzureisen. Auf einem eigenen Pferd würde er über den Königsweg reiten, nicht auf einem Pony, sondern auf einem richtigen Pferd. Sein Vater würde die Rechte Hand des Königs sein, und sie würden in der roten Burg von Königsmund leben, der Burg, welche die Drachenlords errichtet hatten. Die Alte Nan sagte, dort gäbe es Gespenster und Verliese, in denen schreckliche Dinge vor sich gegangen seien, und dazu Drachenköpfe auf den Mauern. Der bloße Gedanke daran ließ Bran einen Schauer über den Rücken rinnen, doch fürchtete er sich nicht. Wie konnte er sich fürchten? Sein Vater wäre
bei ihm, und auch der König mit seinen Rittern und den Gefolgsleuten.
    Eines Tages würde Bran selbst Ritter sein, einer aus der Königsgarde. Die Alte Nan sagte, das seien die besten Krieger im ganzen Reich. Es gab nur sieben von ihnen, und sie trugen weiße Rüstungen und hatten weder Frauen noch Kinder, sondern lebten nur für den Dienst am König. Bran kannte sämtliche Geschichten. Ihre Namen waren wie Musik in seinen Ohren. Serwyn vom Spiegelschild. Ser Ryam Rothweyn. Prinz Aemon der Drachenritter. Die Zwillinge Ser Erryk und Ser Arryk, die vor Jahrhunderten schon durch das Schwert des anderen gestorben waren, als Bruder und Schwester einander in einem Krieg bekämpften, den die Sänger als »Drachentanz« bezeichneten. Der Weiße Bulle Gerold Hohenturm. Ser Arthur Dayne, das Schwert des Morgens. Barristan, der Kühne.
    Zwei aus der Königsgarde waren mit König Robert in den Norden gekommen. Voller Begeisterung hatte Bran sie beobachtet, doch nie gewagt, sie anzusprechen. Ser Boros war ein kahler Mann mit Hängebacken, und Ser Meryn mit den müden Augen und einem rostfarbenen Bart. Ser Jaime Lennister sah eher aus wie die Ritter in den Geschichten, und auch er gehörte der Königsgarde an, doch Robb sagte, er habe den alten Irren König erschlagen und zähle daher nicht. Der größte aller lebenden Ritter war Ser Barristan Selmy, Barristan der Kühne, Kommandant der Königsgarde. Vater hatte versprochen, dass sie Ser Barristan treffen würden, wenn sie nach Königsmund kämen, und Bran hatte die Tage an der Hand abgezählt, in Vorfreude auf die Reise, die ihm eine Welt zu Gesicht bringen sollte, von der er bisher nur geträumt hatte, um dort ein Leben zu beginnen, das er sich kaum vorzustellen wagte.
    Doch nun, da der letzte Tag angebrochen war, fühlte sich Bran verloren. Er hatte bisher immer in Winterfell gelebt. Sein Vater hatte ihm erklärt, dass er sich heute

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