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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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verabschieden sollte, und er hatte es versucht. Nachdem die Jagdgesellschaft
ausgeritten war, ging er mit seinem Wolf durch die Burg, in der Absicht, diejenigen aufzusuchen, die er zurücklassen musste, die Alte Nan und Gage, den Koch, Mikken in seiner Schmiede, Hodor, den Stalljungen, der immer lächelte und sich um sein Pony kümmerte und nie etwas anderes als »Hodor« sagte, den Mann in den Gläsernen Gärten, der ihm stets eine Brombeere schenkte, wenn er ihn besuchte …
    Doch es ergab keinen Sinn. Zuerst war er zum Stall gegangen und hatte sein Pony dort stehen sehen, nur dass es nicht mehr sein Pony war, denn er bekam ein echtes Pferd und sollte das Pony zurücklassen, und ganz plötzlich hätte sich Bran am liebsten hingesetzt und geweint. Er drehte sich um, rannte davon, bevor Hodor und die anderen Stalljungen die Tränen in seinen Augen sahen. Damit war sein Abschied beendet. Stattdessen verbrachte Bran den Morgen allein im Götterhain, versuchte, seinem Wolf beizubringen, wie man Stöckchen holt, und scheiterte dabei. Der Wolf war klüger als alle Hunde in der Meute seines Vaters, und Bran hätte schwören können, dass er jedes Wort verstand, das man zu ihm sagte, doch zeigte er nur wenig Interesse daran, Stöckchen zu holen.
    Noch immer hatte sich Bran nicht für einen Namen entscheiden können. Robb nannte seinen Grauwind, weil er so schnell laufen konnte. Sansa hatte ihren Lady genannt, Arya ihren nach irgendeiner alten Hexe aus den Liedern, und der kleine Rickon nannte seinen Struppel, was Bran für einen ziemlich dummen Namen für einen Schattenwolf hielt. Jons Wolf, der weiße, hieß Geist. Bran wünschte, es wäre ihm zuerst eingefallen, obwohl sein Wolf nicht weiß war. Hundert Namen hatte er in den vergangenen zwei Wochen probiert, doch keiner klang passend.
    Schließlich wurde er des Stöckchenwerfens müde und beschloss, klettern zu gehen. Seit Wochen war er nicht mehr oben auf der Turmruine gewesen, so viel war los gewesen, und heute mochte die letzte Gelegenheit dazu sein.
    Er lief durch den Götterhain, nahm den langen Weg, um
dem Teich auszuweichen, wo der Herzbaum wuchs. Schon immer hatte ihm der Herzbaum Angst gemacht. Bäume sollten keine Augen haben, dachte Bran, und auch keine Blätter, die wie Hände waren. Sein Wolf jagte hinter ihm her. »Du bleibst hier«, befahl er ihm am Fuße des Wachbaumes nahe der Mauer zur Waffenkammer. »Platz. So ist es recht. Und jetzt sitz. «
    Der Wolf tat, was man ihm sagte. Bran kraulte ihn hinter den Ohren, dann wandte er sich ab, sprang hoch, packte einen Ast und zog sich nach oben. Er war schon auf halbem Weg den Baum hinauf, kletterte mühelos von einem Ast zum anderen, als der Wolf aufsprang und zu heulen begann.
    Bran sah hinab. Da schwieg sein Wolf, starrte ihn aus gelben Schlitzaugen an. Ein seltsamer, frostiger Schauer durchfuhr ihn. Wieder begann er zu klettern. Wieder heulte der Wolf. »Still«, rief er. »Platz. Sitz. Du bist ja schlimmer als Mutter.« Das Heulen begleitete ihn den ganzen Weg, bis er schließlich auf das Dach der Waffenkammer sprang, wo er nicht mehr zu sehen war.
    Die Dächer von Winterfell waren Brans zweite Heimat. Oft sagte seine Mutter, Bran habe klettern können, bevor er lief, aber er selbst konnte sich nicht mehr erinnern, wann er zu klettern begonnen hatte, also musste es wohl stimmen.
    Für einen Jungen war Winterfell ein grauer, steinerner Irrgarten aus Mauern und Türmen und Höfen und Tunneln, die sich in alle Richtungen ausbreiteten. In den älteren Teilen der Burg konnte man nie sicher sein, in welchem Stockwerk man sich gerade befand. Die Anlage war im Laufe von Jahrhunderten wie ein monströser, steinerner Baum gewachsen, so hatte Maester Luwin es ihm erklärt, und die Äste waren knorrig und dick und verdreht, die Wurzeln tief in die Erde eingegraben.
    Wenn er darunter hervorkroch und nah am Himmel auf die Beine kam, konnte Bran ganz Winterfell mit einem Blick überschauen. Es gefiel ihm, wie es aussah, wie es sich unter ihm ausbreitete und nur die Vögel über seinem Kopf kreisten,
während alles Leben in der Burg unter ihm geschah. Stundenlang konnte Bran zwischen den formlosen, vom Regen verwaschenen Wasserspeiern des Bergfrieds hocken und sich alles ansehen: die Männer, die sich im Hof mit Holz und Stahl übten, die Köche, die im Gläsernen Garten ihr Gemüse pflegten, rastlose Hunde, die in den Zwingern auf und ab liefen, die Stille im Götterhain, die plaudernden Mädchen am Waschbrunnen. Es gab

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