Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
in einem solchen Duell zu verlieren. Sie hielten ihr Khalasar zusammen und waren zudem ihre besten Kundschafter.
»Eine weise Entscheidung«, stimmte Ser Jorah zu, während sie dem Helden von dem Platz vor ihrem Pavillon zuschauten. »Soll der Narr doch auf und ab reiten und schreien, bis sein Pferd lahm geht. Er fügt uns ja keinen Schaden zu.«
»O doch«, widersprach Arstan Weißbart. »Kriege werden nicht allein mit Schwertern und Lanzen gewonnen, Ser. Wenn zwei Heere von gleicher Stärke aufeinandertreffen, wird das eine sein Heil in der Flucht suchen, während das andere standhält. Dieser Held baut den Mut in den Herzen seiner Männer auf und pflanzt den Samen des Zweifels in unsere.«
Ser Jorah schnaubte. »Und wenn unser Recke verliert, was für ein Samen würde dann gepflanzt?«
»Ein Mann, der die Schlacht fürchtet, wird keine Siege erringen, Ser.«
»Wir reden nicht von einer Schlacht. Meereens Tore werden sich nicht öffnen, wenn dieser Narr fällt. Warum sollte man sein Leben umsonst riskieren?«
»Um der Ehre willen, würde ich sagen.«
»Ich habe genug gehört.« Dany missfiel dieses Gerede, wo sie doch ganz andere Sorgen plagten. Meereen hielt wesentlich ernstere Gefahren bereit als diesen Helden in Rosa und Weiß mit seinen Beleidigungen, und sie durften sich nicht ablenken lassen. Ihr Heer zählte nach Yunkai achtzigtausend Köpfe, doch kaum ein Viertel davon waren Soldaten. Der Rest … Nun, Ser Jorah nannte sie wandelnde Münder, und bald würde Hunger unter ihnen herrschen.
Die Großen Meister von Meereen hatten sich vor Danys Anmarsch zurückgezogen, hatten die Ernte eingefahren, soweit
dies möglich war, und den Rest niedergebrannt. Überall fand Dany verbrannte Felder und vergiftete Brunnen vor. Das Schlimmste jedoch war, dass man an jeden Meilenpfosten entlang der Küstenstraße von Yunkai ein Sklavenkind genagelt hatte, ein lebendes Kind, dem die Gedärme aus dem Bauch hingen und dessen einer Arm so befestigt wurde, dass er nach Meereen zeigte. Daario, der die Vorhut anführte, hatte angeordnet, die Kinder herunterzunehmen, ehe Dany sie sah, doch diesen Befehl hatte sie widerrufen, als sie davon erfahren hatte. »Ich werde sie mir anschauen«, sagte sie, »jedes einzelne werde ich mir anschauen, ich werde sie zählen und ihnen ins Gesicht blicken. Und keines von ihnen vergessen.«
Als sie vor Meereen ankamen, das an der Salzküste lag, hatte sie hundertdreiundsechzig Kinder gezählt. Ich werde diese Stadt erobern, schwor sich Dany einmal mehr.
Der Held in Rosa und Weiß verspottete die Belagerer eine Stunde lang, verhöhnte ihre mangelnde Männlichkeit, ihre Mütter, ihre Frauen und Götter. Meereens Verteidiger jubelten ihm von den Mauern zu. »Sein Name ist Oznak zo Pahl«, teilte ihr der Braune Ben Pflum mit, als er zum Kriegsrat eintraf. Ihn hatten die Zweitgeborenen zum neuen Hauptmann gewählt. »Früher habe ich seinem Onkel als Leibwächter gedient, ehe ich den Zweitgeborenen beigetreten bin. Die Großen Meister, was für ein Haufen fetter Maden. Die Frauen waren gar nicht mal so übel, obwohl es einen das Leben kosten konnte, wenn man die Falsche auf die falsche Weise angeschaut hat. Ich kannte mal einen Mann, Skarb, dem dieser Oznak die Leber herausgeschnitten hat. Hat behauptet, er wolle nur die Ehre einer Dame beschützen, sagte, Skarb habe sie mit den Augen geschändet. Wie kann man ein Mädchen mit den Augen vergewaltigen, frage ich Euch? Aber sein Onkel ist der reichste Mann Meereens, und sein Vater befehligt die Stadtwache, deshalb musste ich wie eine Ratte davonlaufen, ehe er mich ebenfalls umbrachte.«
Sie sahen zu, wie Oznak zo Pahl von seinem weißen Ross
abstieg, seine Hose öffnete, seine Männlichkeit hervorholte und in hohem Bogen in Richtung des Olivenhains urinierte, wo Danys goldener Pavillon unter den verbrannten Bäumen stand. Er pisste noch immer, als Daario Naharis mit dem Arakh in der Hand heranritt. »Soll ich ihm sein Ding abschneiden und es ihm ins Maul stopfen, Euer Gnaden?« Seine Zähne glänzten golden inmitten seines blauen, gegabelten Bartes.
»Ich will seine Stadt, nicht seine dürre Männlichkeit.« Allmählich stieg jedoch auch in ihr Zorn auf. Wenn ich das noch länger ignoriere, halten meine eigenen Leute mich für schwach. Doch wen konnte sie entsenden? Daario brauchte sie ebenso sehr wie ihre Blutreiter. Ohne den aufgeputzten Tyroshi hätte sie keinen Einfluss mehr auf die Sturmkrähen, denn viele von ihnen waren Anhänger von
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