Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Prendahl na Ghezn und Sallor dem Kahlen gewesen.
Oben auf den Mauern wurde das höhnische Gejohle lauter, und jetzt nahmen sich Hunderte von Verteidigern ein Beispiel an ihrem Helden und pissten von den Wehrgängen, um ihre Verachtung für die Belagerer auszudrücken. Sie pissen auf Sklaven und zeigen damit, wie wenig sie uns fürchten, dachte sie. Das würden sie niemals wagen, wenn ein Khalasar der Dothraki vor ihren Toren stünde.
»Auf diese Beleidigung müssen wir reagieren«, drängte Arstan erneut.
»Das werden wir auch«, sagte Dany, während der Held seinen Penis wieder verstaute. »Sagt dem Starken Belwas, ich brauche ihn.«
Sie fanden den riesigen braunen Eunuchen im Schatten ihres Pavillons, wo er saß und eine Wurst aß. Er beendete sein Mahl mit drei Bissen, wischte sich die schmierigen Hände an der Hose sauber und schickte Arstan Weißbart los, ihm seine Waffe zu bringen. Der betagte Knappe schärfte Belwas’ Arakh jeden Abend und rieb es mit leuchtend rotem Öl ein.
Als Weißbart das Schwert brachte, begutachtete der Starke Belwas die Lederscheide, grunzte, schob die Klinge wieder
hinein und band sich den Schwertgurt um den gewaltigen Bauch. Arstan hatte auch den Schild mitgebracht, eine runde Stahlscheibe, die kaum größer war als ein Teller und die der Eunuch mit der Hand hielt und nicht, wie in Westeros üblich, mit Riemen am Unterarm befestigte. »Besorg mir Leber und Zwiebeln, Weißbart«, sagte Belwas. »Nicht für jetzt, sondern für hinterher. Töten macht den Starken Belwas hungrig.« Er wartete keine Erwiderung ab, sondern marschierte aus dem Olivenhain auf Oznak zo Pahl zu.
»Warum er, Khaleesi ?«, wollte Rakharo wissen. »Er ist fett und dumm.«
»Der Starke Belwas hat hier als Sklave in den Kampfarenen gedient. Wenn dieser hochgeborene Oznak gegen einen solchen Mann fällt, beschämt es die Großen Meister, während im Falle eines Sieges … Nun, es wäre ein armseliger Sieg für einen solchen Edelmann, einer, auf den Meereen kaum stolz sein kann.« Und anders als Ser Jorah, Daario, der Braune Ben und ihre drei Blutreiter führte der Eunuch keine Truppen an, plante keine Schlachten und stand ihr nie mit Rat und Tat zur Seite. Er isst nur ständig, prahlt und brüllt Arstan Weißbart an. Belwas war derjenige, auf den sie am leichtesten verzichten konnte. Und außerdem war es an der Zeit, den Beschützer auf die Probe zu stellen, den ihr Magister Illyrio geschickt hatte.
Wellen der Erregung durchliefen die Belagerungslinien, als Belwas auf die Stadt zutrottete, von den Mauern und Türmen Meereens ertönte dagegen weiter Hohn und Spott. Oznak zo Pahl stieg wieder auf und wartete mit aufrechter Lanze. Das Streitross warf ungeduldig den Kopf und stampfte mit den Hufen auf den sandigen Boden. Im Vergleich zu dem Helden auf seinem Pferd wirkte der eigentlich massige Eunuch klein.
»Ein ritterlicher Mann würde absteigen«, sagte Arstan.
Oznak zo Pahl senkte die Lanze und griff an.
Belwas blieb breitbeinig stehen. In einer Hand hielt er den kleinen runden Schild, in der anderen das geschwungene
Arakh , das Arstan stets mit solcher Sorgfalt wetzte. Sein großer brauner Bauch und seine Hängebrüste über der gelben Seidenschärpe waren nackt, und außer der nietenbesetzten, absurd kleinen Lederweste, die kaum seine Brustwarzen bedeckte, trug er keinerlei Rüstung. »Wir hätten ihm ein Kettenhemd geben sollen«, meinte Dany plötzlich besorgt.
»Ein Kettenhemd würde ihn nur behindern«, erwiderte Ser Jorah. »In den Arenen trägt niemand eine Rüstung. Die Zuschauer kommen schließlich, weil sie Blut sehen wollen.«
Die Hufe des weißen Schlachtrosses wirbelten Staub auf. Oznak donnerte auf den Starken Belwas zu, sein gestreifter Mantel wehte im Wind. Ganz Meereen schien ihm zuzujubeln. Die Anfeuerungen der Belagerer klangen dagegen leise und dünn, ihre Unbefleckten standen schweigend in ihren Reihen und schauten mit versteinerten Mienen zu. Auch Belwas selbst hätte aus Stein sein können. Der Streithengst preschte genau auf ihn zu, seine Weste spannte sich über dem breiten Rücken. Oznaks Lanze zielte mitten auf seine Brust. Die helle Stahlspitze funkelte im Sonnenlicht. Er wird ihn aufspießen, dachte sie … als der Eunuch zur Seite wirbelte. Und im nächsten Augenblick war der Reiter an ihm vorbei, wendete das Pferd und hob die Lanze erneut. Belwas machte keine Anstalten, ihn anzugreifen. Die Meereener auf den Mauern brüllten noch lauter. »Was tut er da?«, erkundigte
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