Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
lachte, was ihr die Rote Viper erzählt hatte.
Und da saß eine Frau am Ende des dritten Tisches auf der linken Seite– die Gemahlin eines der Fossoweys, dachte er, die mit einem Kinde schwanger ging. Ihre zarte Schönheit wurde in keiner Weise durch den gerundeten Bauch beeinträchtigt, und genauso wenig ihre Freude am Essen und an den Scherzen. Tyrion beobachtete, wie ihr Mann ihr kleine Bissen von seinem Teller reichte. Sie tranken aus dem gleichen Becher und küssten sich häufig und aus heiterem Himmel. Dabei legte er
ihr jedes Mal sanft die Hand auf den Bauch, eine liebevolle, behütende Geste.
Er fragte sich, was Sansa tun würde, wenn er sich zu ihr hinüberbeugen und sie küssen würde. Vermutlich würde sie zurückzucken. Oder tapfer sein und es ertragen, wie es ihre Pflicht war. Meine Frau ist ungemein pflichtbewusst. Wenn er ihr sagen würde, dass er ihr heute Nacht die Jungfernschaft rauben wolle, würde sie das ebenfalls pflichtbewusst ertragen und nicht mehr weinen als unbedingt nötig.
Er rief nach mehr Wein. Als ihm nachgeschenkt wurde, wurde der zweite Gang aufgetragen, eine Pastete gefüllt mit Schweinefleisch, Pinienkernen und Eiern. Sansa aß abermals nur einen Bissen, und nun kündigten die Herolde den ersten der sieben Sänger an.
Hamisch der Harfner mit dem grauen Bart verkündete laut, dass er »den Ohren von Göttern und Menschen ein Lied zum Besten« gebe, welches »in allen Sieben Königslanden noch von niemandem gehört wurde«. Er nannte es »Lord Renlys Ritt«.
Seine Finger glitten über die Saiten seiner hohen Harfe und erfüllten den Thronsaal mit lieblichem Klang. »Von seinem Thron aus Gebeinen sah der Herr des Todes auf den ermordeten Lord herab«, begann Hamisch und fuhr fort zu erzählen, wie Renly, der seinen Versuch, dem Neffen die Krone zu rauben, bereute, sich dem Herrn des Todes widersetzte und ins Land der Lebenden zurückkehrte, um das Reich gegen seinen Bruder zu verteidigen.
Und dafür ist der arme Symon in einem Kessel Braunem gelandet, dachte Tyrion. Königin Margaery hatte am Ende des Liedes Tränen in den Augen, als der Schatten des tapferen Lord Renly nach Rosengarten eilte, um einen letzten Blick auf das Gesicht seiner wahren Liebe zu werfen. »Renly Baratheon hat in seinem ganzen Leben nie etwas bereut«, erklärte der Gnom Sansa, »aber wenn ich zu den Preisrichtern gehören würde, hätte Hamisch gerade die goldene Laute gewonnen.«
Der Harfner spielte im Anschluss einige bekannte Lieder. »Eine Rose aus Gold« war zweifellos für die Tyrells bestimmt, während »Der Regen von Castamaer« Tyrions Hohem Vater schmeicheln sollte. »Jungfrau, Mutter und Altes Weib« erfreute den Hohen Septon, und »Meine Hohe Gemahlin« gefiel all den jungen Mädchen, deren Herzen von romantischen Träumen erfüllt waren, und zweifelsohne auch einigen jungen Männern. Tyrion lauschte mit halbem Ohr, während er den süßen Mais und das heiße Haferbrot mit Dattel-, Apfel- und Orangenstückchen probierte und dazu an der Rippe eines Keilers knabberte.
Nun folgten Speisen und Späße einander in Hülle und Fülle, dazu flossen Wein und Bier in Strömen. Hamisch trat ab, und sein Platz wurde von einem kleinen alten Bären eingenommen, der unbeholfen zu Dudelsack und Trommel tanzte, während die Hochzeitsgäste Forelle mit Mandelkruste aßen. Mondbub stieg auf seine Stelzen und schritt zwischen den Tischen umher, wobei ihm Lord Tyrells lächerlich fetter Narr Butterstampfer folgte, und die Lords und Ladys kosteten gebratene Reiher und Zwiebel-Käse-Pasteten. Eine Truppe Akrobaten aus Pentos schlugen Rad und machten Handstand, balancierten Teller auf den nackten Füßen, kletterten einander auf die Schultern und bildeten eine Pyramide. Ihre Kunststücke begleiteten Krebse, die in den feurigen Gewürzen des Ostens gekocht waren, gehacktes Hammelfleisch in Mandelmilch mit Karotten, Rosinen und Zwiebeln und Fischtörtchen, die frisch aus dem Ofen kamen, so heiß, dass man sich daran die Finger verbrannte.
Danach riefen die Herolde den nächsten Sänger aus, Collio Quaynis aus Tyrosh, der einen zinnoberroten Bart hatte und dessen Akzent genauso lächerlich klang, wie Symon behauptet hatte. Collio begann mit seiner Fassung des »Drachentanz«, eines Liedes, das eigentlich für zwei Sänger gedacht war, für eine Frau und einen Mann. Tyrion überstand das Lied mit Hilfe von Rebhuhn in Honigingwer und mehreren Bechern Wein.
Eine tief bewegende Ballade über zwei sterbende Liebende
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