Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
und Margaery ritten auf zwei weißen Rössern in den Thronsaal ein. Pagen liefen vor ihnen her und verteilten Rosenblüten auf dem Boden. König und Königin hatten sich ebenfalls für das Fest umgekleidet. Joffrey trug eine schwarzrot gestreifte Hose und ein Wams aus Goldtuch mit schwarzen Satinärmeln und Manschettenknöpfen aus Onyx. Margaery hatte das sittsame Gewand, das sie in der Septe getragen hatte, gegen ein sehr viel offenherzigeres Kleid aus hellgrüner schwerer Seide mit eng geschnürtem Mieder getauscht, dessen Ausschnitt die Schultern und die Oberseite ihrer kleinen Brüste sehen ließ. Das weiche braune Haar fiel ihr offen fast bis zur Hüfte über die weißen Schultern und den Rücken. Ihre Stirn umspannte ein dünner goldener Kronreif. Margaery lächelte süß und schüchtern. Ein reizendes Mädchen, dachte Tyrion, und eine bessere Partie, als mein Neffe verdient hat.
Die Königsgarde geleitete sie zum Podest, zu den Ehrenplätzen im Schatten des Eisernen Throns, der zu diesem Anlass
mit langen Seidenbändern im Gold der Baratheons, dem Scharlachrot der Lennisters und dem Grün der Tyrells geschmückt war. Cersei umarmte Margaery und küsste sie auf die Wangen. Lord Tywin tat das Gleiche, dann Lancel und Ser Kevan. Joffrey wurde vom Brautvater und seinen beiden neuen Brüdern Loras und Garlan geküsst. Niemand schien besonders viel Wert darauf zu legen, Tyrion zu küssen. Nachdem König und Königin Platz genommen hatten, erhob sich der Hohe Septon und sprach ein Gebet. Zumindest leiert er nicht so schlimm wie der letzte, tröstete sich Tyrion.
Ihn und Sansa hatte man weit zur Rechten des Königs platziert, neben Ser Garlan Tyrell und seiner Gemahlin, Lady Leonette. Ein Dutzend andere saßen näher bei Joffrey, was ein empfindlicheres Gemüt wohl als Herabsetzung aufgefasst hätte, wenn man bedachte, dass Tyrion noch vor kurzem die Hand des Königs gewesen war. Er hingegen hätte am liebsten hundert Gäste zwischen sich und dem König gehabt.
»Füllen wir die Becher!«, verkündete Joffrey, nachdem man der Pflicht gegenüber den Göttern Genüge getan hatte. Sein Mundschenk schüttete einen ganzen Krug dunklen roten Arbor in den goldenen Hochzeitskelch, den Lord Tyrell ihm am Morgen geschenkt hatte. Der König musste das Trinkgefäß mit beiden Hände ergreifen, um es anzuheben. » Auf meine Gemahlin, die Königin!«
»Margaery!«, dröhnte es aus der Halle zurück. »Margaery! Margaery! Auf die Königin!« Tausend Becher stießen an, und das Hochzeitsfest nahm wahrlich seinen Anfang. Tyrion Lennister trank mit dem Rest, leerte seinen Becher schon beim ersten Trinkspruch und gab einem Diener das Zeichen zum Nachfüllen, sobald er sich wieder gesetzt hatte.
Als erster Gang wurde eine Cremesuppe aus Pilzen und gebutterten Schnecken in vergoldeten Schüsseln aufgetragen. Tyrion hatte kaum gefrühstückt, und der Wein war ihm längst zu Kopf gestiegen, daher war ihm das Essen nun willkommen. Rasch hatte er die Schüssel geleert. Ein Gang geschafft, sechsundsiebzig
kommen noch. Siebenundsiebzig Speisen, während in der Stadt noch immer Kinder verhungern und Männer für einen Rettich töten würden. Wenn das Volk uns jetzt sehen könnte, würde auch seine Liebe für die Tyrells schwinden.
Sansa probierte einen Löffel von der Suppe und schob die Schüssel zurück. »Schmeckt es Euch nicht, Mylady?«, fragte Tyrion.
»Es wird so viel zu essen geben, Mylord, und ich habe einen kleinen Magen.« Sie befingerte nervös ihr Haar und blickte den Tisch entlang zu Joffrey und seiner Tyrell-Königin hinüber.
Wünscht sie sich noch immer an Margaerys Stelle? Tyrion furchte die Stirn. Selbst ein Kind sollte mehr Verstand haben. Er wandte sich ab, wollte sich ablenken, doch überall, wohin sein Blick fiel, saßen Frauen, schöne, edle, hübsche, glückliche Frauen, die anderen Männern gehörten. Margaery natürlich, die süß lächelte, während sie und Joffrey gemeinsam aus dem großen siebeneckigen Hochzeitskelch tranken. Ihre Mutter, die hübsche Lady Alerie mit dem Silberhaar, die stolz neben Maes Tyrell saß. Dann die drei jüngeren Basen der Königin, bunt wie Vögel. Lord Sonnwetters dunkelhaarige Gemahlin aus Myr mit ihren großen, schwarzen sinnlichen Augen. Ellaria Sand inmitten der Dornischen (Cersei hatte sie an einen eigenen Tisch gesetzt, auf einen erhöhten Ehrenplatz gleich vor dem Podest, jedoch so weit von den Tyrells entfernt, wie es die Breite des Saals erlaubte), die über etwas
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