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Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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glänzten. »Euer armer Florian ist fett und alt und betrunken, ich bin derjenige, der Angst haben sollte. Ich bin schon einmal von meinem Pferd gefallen, wisst Ihr nicht mehr? Damit hat alles angefangen. Ich war betrunken und bin vom Pferd gestürzt, und Joffrey wollte meinen Narrenkopf, aber Ihr habt mich gerettet. Ihr habt mich gerettet, süßes Kind.«
    Er weint, stellte sie fest. »Und jetzt habt Ihr mich gerettet.«
    »Nur wenn Ihr hinabsteigt. Wenn nicht, werde ich für unser beider Tod verantwortlich sein.«
    Er war es, dachte sie. Er hat Joffrey getötet. Sie musste hinunter, um seinet- ebenso sehr wie um ihretwillen. »Geht voraus, Ser.« Falls er tatsächlich abstürzte, sollte er ihr wenigstens nicht auf den Kopf fallen und sie mit in die Tiefe reißen.
    »Wie Ihr wünscht, Mylady.« Er gab ihr einen feuchten Kuss, schwang unbeholfen die Beine über den Abgrund und suchte mit den Füßen nach einem Halt. »Gewährt mir einen kleinen Vorsprung, bevor Ihr folgt. Aber Ihr kommt doch nach? Schwört es mir!«
    »Ich komme nach«, versprach sie.
    Ser Dontos verschwand. Sie hörte ihn schnaufen und keuchen,
während er den Abstieg begann. Sansa lauschte dem Läuten der Glocken und zählte jeden Schlag. Bei zehn schob sie sich behutsam über die Kante und stocherte mit den Zehen nach einer Stelle, wo sie sich abstützen konnte. Die Burgmauern ragten hoch über ihr auf, und einen Augenblick lang hätte sie sich am liebsten wieder hinaufgezogen, um in ihr warmes Schlafzimmer im Küchenturm zu rennen. Sei tapfer, machte sie sich Mut, sei tapfer, wie eine Lady aus einem Heldenlied.
    Nach unten zu schauen wagte sie nicht. Sie hielt die Augen auf die Steilwand vor sich gerichtet und prüfte jeden Halt, ehe sie ihr Gewicht darauf verlagerte. Der Fels war rau und kalt. Manchmal fühlte sie, wie ihre Finger abrutschten, und die Steiglöcher waren nicht immer gleich weit voneinander entfernt. Die Glocken hörten nicht auf zu läuten. Noch ehe sie die Hälfte des Abstiegs zurückgelegt hatte, zitterten ihre Arme, und sie war sicher, jeden Moment abzustürzen. Einen Schritt noch, sagte sie sich, einen Schritt noch. Sie musste in Bewegung bleiben. Wenn sie einmal innehielt, würde sie niemals weiterklettern, und in der Dämmerung würde man sie starr vor Angst in der Steilwand finden. Einen Schritt noch, einen Schritt noch.
    Überraschend erreichte sie den Boden. Sie stolperte und fiel hin, dabei schlug ihr das Herz bis zum Hals. Als sie sich auf den Rücken rollte und nach oben schaute, von wo sie gekommen war, wurde ihr schwindelig, und sie krallte die Finger in die Erde. Ich habe es geschafft. Ich habe es geschafft. Ich bin nicht abgestürzt. Ich habe den Abstieg geschafft, und jetzt fahre ich nach Hause.
    Ser Dontos zog sie auf die Beine. »Hier entlang. Leise jetzt, ganz leise, leise.« Er hielt sich in den Schatten, die schwarz und dicht die Klippe verhüllten. Glücklicherweise brauchten sie nicht weit zu gehen. Fünfzig Schritt flussabwärts saß ein Mann in einem kleinen Ruderboot, das halb von einer großen ausgebrannten Galeere verborgen war, die hier auf Grund gelaufen war. Dontos humpelte schnaufend zu ihm hinüber. »Oswell?«

    »Keine Namen«, erwiderte der Mann. »Ins Boot.« Er saß über die Ruder gebeugt da, ein alter Mann, groß und schlaksig, mit langem weißen Haar und einer großen Hakennase. Die Augen lagen im Schatten einer Kapuze. »Steigt ein, beeilt Euch«, murmelte er. »Wir müssen fort.«
    Nachdem beide eingestiegen waren, schob der Mann mit dem Kapuzenmantel die Riemen ins Wasser und begann zu rudern, hinaus in Richtung Kanal. Hinter ihnen verkündeten die Glocken weiterhin den Tod des Knabenkönigs. Sie hatten den dunklen Fluss ganz für sich allein.
    Mit langen, gleichmäßigen Schlägen fuhren sie mit der Strömung hinab und glitten über gesunkene Galeeren hinweg, an gebrochenen Masten, ausgebrannten Rümpfen und zerrissenen Segeln vorbei. Die Ruder waren mit Lumpen umwickelt, so dass sie fast kein Geräusch machten. Über dem Wasser erhob sich Nebel. Sansa sah den befestigten Schutzwall eines der Windentürme des Gnoms vor sich aufragen, doch die große Kette war heruntergelassen worden, und so fuhren sie ungehindert über die Stelle hinweg, an der tausend Mann verbrannt waren. Das Ufer entfernte sich immer mehr, der Nebel wurde dichter, und das Läuten der Glocken blieb hinter ihnen zurück. Schließlich waren sogar die Lichter verschwunden, irgendwo weit hinter ihnen zurückgeblieben.

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