Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
über dem Herzen finden, doch das bedeutet nicht, dass ich keine Freunde habe.« Petyr ging zur Treppe. »Oswell, komm herauf und lass dich von Lady Sansa anschauen.«
Augenblicke später trat der alte Mann grinsend ein und verneigte sich. Sansa beäugte ihn unsicher. »Was soll ich sehen?«
»Kennt Ihr ihn?«, fragte Petyr.
»Nein.«
»Schaut genauer hin.«
Sie betrachtete das alte, gefurchte und von Wind und Wetter gegerbte Gesicht des Mannes, die Hakennase, das weiße Haar und die riesigen knochigen Hände. Irgendetwas an ihm war ihr vertraut, dennoch musste sie den Kopf schütteln. »Ich weiß es nicht. Ich habe Oswell noch nie gesehen, ehe ich in sein Boot gestiegen bin, da bin ich mir sicher.«
Oswell grinste und zeigte einen Mund voll schiefer Zähne. »Nein, aber M’lady kennt vielleicht meine drei Söhne.«
Die »drei Söhne« und das Lächeln brachten sie drauf. »Schwarzkessel!« Sansa riss die Augen auf. »Ihr seid ein Schwarzkessel.«
»Ja, M’lady, mit Verlaub.«
»Sie ist ganz außer sich vor Freude.« Lord Petyr entließ ihn mit einem Wink und wandte sich wieder seinem Granatapfel zu, während Oswell die Stufen hinunterschlurfte. »Sag mir, Alayne, was ist gefährlicher, der Dolch, den ein Feind zieht, oder der, den dir jemand in den Rücken drückt und den du überhaupt nicht gesehen habt?«
»Der versteckte Dolch.«
»Kluges Mädchen.« Er lächelte mit den von den Granatapfelkernen roten, schmalen Lippen. »Nachdem der Gnom ihre Wachen fortgeschickt hat, hat die Königin von Ser Lancel Söldner anheuern lassen. Lancel hat die Schwarzkessels für sie aufgetrieben, was Euren kleinen Hohen Gemahl überaus erfreute, da diese Burschen durch Bronn in seinen Diensten standen.« Er kicherte. »Aber ich war es, der Oswell aufgetragen hat, seine Söhne nach Königsmund zu schaffen, als ich erfuhr, dass Bronn nach Söldnern suchte. Drei versteckte Dolche, Alayne, die jetzt genau an den richtigen Posten stehen.«
»Also hat einer der Schwarzkessels das Gift in Joffreys Kelch getan?« Ser Osmund war den ganzen Abend in der Nähe des Königs gewesen, daran erinnerte sie sich.
»Habe ich das gesagt?« Lord Petyr schnitt die Blutorange mit dem Dolch in zwei Teile und bot eine Hälfte Sansa an. »Diese Burschen sind viel zu hinterhältig, als dass ich sie bei einem solchen Komplott einsetzen würde … und Osmund ist besonders unzuverlässig, seit er der Königsgarde beigetreten ist. Dieser weiße Mantel verändert einen Mann, muss ich sagen. Sogar einen Mann wie ihn.« Er legte den Kopf zurück und quetschte die Blutorange aus, so dass ihm der Saft in den Mund lief. »Ich mag den Saft, nur die klebrigen Finger hinterher kann ich nicht leiden«, beschwerte er sich und wischte sich die Hände ab. »Saubere Hände, Sansa. Was immer Ihr tut, sorgt dafür, dass Eure Hände sauber bleiben.«
Sansa löffelte den Saft aus ihrer Hälfte. »Wenn es nun weder die Schwarzkessels noch Ser Dontos waren … Ihr wart nicht einmal in der Stadt, und Tyrion kann es nicht gewesen sein …«
»Jemand anderes fällt Euch nicht ein, Liebste?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht …«
Petyr lächelte. »Ich möchte wetten, irgendwann im Laufe des Abends hat Euch jemand gesagt, Euer Haarnetz sei verrutscht und hat es zurechtgerückt.«
Sansa schlug die Hand vor den Mund. »Ihr meint doch
nicht … sie wollte mich mit nach Rosengarten nehmen, damit ich ihren Enkel heirate …«
»Den sanften, frommen, gutherzigen Willas Tyrell. Seid dankbar, dass Euch das erspart geblieben ist, er hätte Euch zu Tode gelangweilt. Die alte Frau hingegen ist überhaupt nicht langweilig, das kann ich Euch versichern. Eine furchterregende alte Vettel, die nicht halb so gebrechlich ist, wie sie vorgibt. Als ich nach Rosengarten kam und um Margaerys Hand feilschte, hat sie ihren Hohen Sohn große Töne spucken lassen, während sie selbst gezielte Fragen über Joffreys Charakter gestellt hat. Ich habe ihn über alle Maßen gelobt, gewiss … während meine Männer unter Lord Tyrells Dienstboten Schauergeschichten gestreut haben. So spielt man das Spiel.
Außerdem habe ich sie auch auf die Idee gebracht, dass Ser Loras das Weiß anlegen solle. Vorgeschlagen habe ich es nicht gerade, das wäre zu plump gewesen. Aber meine Männer haben grausige Geschichten darüber verbreitet, wie der Pöbel Ser Preston Grünfeld getötet und Lady Lollys vergewaltigt hat, und haben Lord Tyrells Heer von Sängern heimlich einige Silbermünzen
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