Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
mehr Männer schicken, aber das habt Ihr nie getan. Ich und die Hunde müssen ganz allein Wache halten.«
»Und das macht ihr bestimmt sehr gut, dessen bin ich mir sicher. Niemand hat mir meine Steine und Schafsköttel gestohlen, das sehe ich deutlich.« Petyr deutete auf die dicke Frau. »Kella verwaltet meine riesigen Herden. Wie viele Schafe darf ich gegenwärtig mein Eigen nennen, Kella?«
Darüber musste sie einen Augenblick nachdenken. »Dreiundzwanzig, M’lord. Es waren neunundzwanzig, aber Bryns Hunde haben eins getötet, und die anderen haben wir geschlachtet und eingepökelt.«
»Ach, kalter Salzhammel. Ich muss zu Hause sein. Wenn ich erst Möweneier und Tangsuppe zum Frühstück gegessen habe, bin ich mir ganz sicher.«
»Wenn Ihr das wünscht, M’lord«, sagte die alte Grisel.
Lord Petyr verzog das Gesicht. »Kommt, schauen wir nach, ob meine Halle noch immer so trostlos ist, wie ich sie in Erinnerung habe.« Er führte sie über den steinigen Strand, der glitschig
war von verrottendem Seetang. Ein paar Schafe tummelten sich um den Feuersteinturm herum und fraßen von dem kargen Gras, das zwischen dem Pferch und dem strohgedeckten Stall wuchs. Sansa musste aufpassen, wohin sie trat, denn überall lag Dung.
Von innen wirkte der Turm noch kleiner. Eine offene Steintreppe wand sich an der Wand entlang vom Kellergewölbe bis zum Dach. Jedes Stockwerk bestand lediglich aus einem Raum. Die Diener wohnten und schliefen in der Küche im Erdgeschoss und teilten sich den Platz mit einer riesigen gestromten Dogge und einem halben Dutzend Hütehunden. Darüber befand sich eine bescheidene Halle und einen Stock höher das Schlafzimmer. Fenster gab es keine, nur Schießscharten waren in regelmäßigen Abständen entlang der Treppe in die Außenmauern eingelassen worden. Über dem Kamin hingen ein zerbrochenes Langschwert und ein verbeulter Eichenschild, von dem die Farbe abblätterte.
Das Wappen auf dem Schild kannte Sansa nicht, einen grauen Steinkopf mit feurigen Augen auf hellgrünem Grund. »Der Schild meines Großvaters«, erklärte Petyr, als er ihren Blick bemerkte. »Sein Vater wurde in Braavos geboren und kam als Söldner in Diensten von Lord Corbray ins Grüne Tal, deshalb hat sich mein Großvater den Kopf des Titanen zum Wappen gewählt, als er zum Ritter geschlagen wurde.«
»Es sieht sehr grimmig aus«, sagte Sansa.
»Etwas zu grimmig für einen so liebenswerten Menschen wie mich«, erwiderte Petyr. »Ich bevorzuge meine Nachtigall. «
Oswell fuhr noch zweimal hinaus zur Meerlingkönig , um ihre Vorräte an Land zu bringen. Bei der Ladung befanden sich auch mehrere Fässchen Wein. Wie versprochen schenkte Petyr Sansa einen Becher ein. »Hier, Mylady, das sollte Eurem Magen helfen, hoffe ich.«
Es hatte bereits geholfen, festen Boden unter den Füßen zu haben, dennoch nahm Sansa artig den Kelch mit beiden Händen
und trank einen Schluck. Der Wein war sehr gut, ein hervorragender Jahrgang vom Arbor, meinte sie. Er schmeckte nach Eiche und Frucht und heißen Sommernächten, die Aromen gingen in ihrem Mund auf wie Blüten in der Sonne. Sie betete nur, dass sie ihn bei sich behalten würde. Lord Petyr war so freundlich zu ihr, sie wollte ihm seine Güte nicht vergelten, indem sie sich vor ihm übergab und ihn womöglich noch beschmutzte.
Er sah sie über seinen Kelch hinweg an, und in seinen hellen graugrünen Augen flackerte … was, Belustigung? Oder etwas anderes? Sansa war sich nicht sicher. »Grisel«, rief er der alten Frau zu, »bring uns etwas zu essen. Nichts Schweres, Mylady hat einen zarten Magen. Ein wenig Obst vielleicht. Oswell hat ein paar Orangen und Granatäpfel von der König geholt.«
»Ja, M’lord.«
»Dürfte ich vielleicht ein heißes Bad nehmen?«, fragte Sansa.
»Ich werde Kella Wasser holen lassen, M’lady.«
Sansa trank einen Schluck Wein und überlegte, worüber man sich unterhalten könnte, doch Lord Petyr nahm ihr diese Last ab. Nachdem Grisel und die anderen Diener gegangen waren, sagte er: »Lysa wird nicht allein kommen. Ehe sie eintrifft, müssen wir uns darüber einigen, wer Ihr seid.«
»Wer ich … Ich verstehe nicht.«
»Varys hat überall seine Spitzel. Falls Sansa Stark im Grünen Tal gesehen wird, erfährt der Eunuch innerhalb eines Mondes davon, und das würde zu höchst betrüblichen … Komplikationen führen. Im Augenblick ist es für Euch nicht sicher, eine Stark zu sein. Daher werden wir Lysas Begleitern erzählen, Ihr wärt meine uneheliche
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