Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
nach unten. »Ich mache doch bei dem Turnier gar nicht mit.«
»Die Häute brennen nicht«, sagte Jon beinahe mehr zu sich selbst als zu den anderen. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, die Schildkröte zu zermalmen, wenn sie die Mauer erreichte. Dafür brauchten sie Felsblöcke. Gleichgültig, wie stark sie gebaut war, ein riesiger Felsen, der aus über zweihundert Metern Höhe auf sie herunterkrachte, sollte eigentlich erheblichen Schaden anrichten. »Grenn, Owen, Kegs, es ist so weit.«
Entlang der Wärmehütte stand ein Dutzend großer Eichenfässer in einer Reihe. Sie waren mit zerkleinerten Steinen gefüllt,
jenem Kies, mit dem die Schwarzen Brüder sonst die Wege oben auf der Mauer streuten, damit sie nicht glatt wurden. Nachdem er gestern beobachtet hatte, wie das freie Volk die Schildkröte mit Schafshäuten bespannte, hatte Jon Grenn befohlen, die Fässer mit so viel Wasser wie möglich zu füllen. Das Wasser rann zwischen die Steinsplitter, und über Nacht war das Ganze zu einem festen Block gefroren. Das war der beste Ersatz für Felsbrocken, den sie hier oben bekommen würden.
»Warum müssen wir es denn frieren lassen?«, hatte Grenn ihn gefragt. »Warum rollen wir die Fässer nicht einfach so hinunter? «
Jon antwortete: »Wenn sie auf dem Weg nach unten an der Mauer zerschellen sollten, bersten sie und der Kies wird überall verstreut. Es soll doch nicht nur Kieselsteinchen auf diese Hurensöhne regnen, oder?«
Er stemmte sich gemeinsam mit Grenn gegen eines der Fässer, während Kegs und Owen mit einem zweiten rangen. Zusammen schaukelten sie es hin und her, bis der Eisrand aufbrach, der sich am Boden gebildet hatte. »Das Ding wiegt eine Tonne«, beschwerte sich Grenn.
»Kipp es um und roll es«, empfahl ihm Jon. »Vorsichtig, wenn es dir über den Fuß rollt, endest du wie Leerer Stiefel.«
Nachdem das Fass erst auf der Seite lag, packte Jon sich eine Fackel und schwenkte sie dicht über der Mauerkrone, damit das Eis ein wenig schmolz. Durch den dünnen Wasserfilm ließ sich das Fass leichter rollen. Zu leicht sogar, beinahe wäre es ihnen entglitten. Am Ende hatten die vier ihren künstlichen Felsen mit vereinten Kräften bis an die Kante gerollt und wieder aufrecht hingestellt.
Als Pyp schließlich schrie: »Vor unserer Tür steht eine Schildkröte!«, hatten sie vier der großen Eichenfässer oberhalb des Tores aufgereiht. Jon stemmte sein verletztes Bein in das Eis und beugte sich über den Rand. Barrikaden, Marsch hätte Barrikaden bauen sollen. So viel hätte getan werden sollen. Die Wildlinge zogen die toten Riesen vom Tor fort. Pferd und Mully
warfen Steine auf sie hinunter, und Jon sah einen Mann zusammenbrechen; um jedoch die Schildkröte zu beschädigen, waren die Steine zu klein. Er fragte sich, was das freie Volk wohl mit dem toten Mammut anstellen würde, das im Weg lag, und dann sah er es schon. Die Schildkröte war fast so breit wie eine Langhalle, und so schoben die Wildlinge sie einfach über den Kadaver hinweg. Sein Bein zuckte, aber Pferd packte ihn am Arm und zog ihn zurück in Sicherheit. »Du solltest dich nicht zu weit vorlehnen«, warnte der Junge ihn.
»Wir hätten Barrikaden errichten sollen.« Jon glaubte, das Krachen von Äxten auf Holz zu vernehmen, doch vermutlich dröhnte es ihm nur vor Angst in den Ohren. Er blickte Grenn an. »Los.«
Grenn baute sich hinter dem Fass auf, lehnte sich mit der Schulter dagegen, grunzte und begann zu schieben. Owen und Mully eilten ihm zu Hilfe. Sie schoben das Fass einen Fuß vor und dann noch einen. Plötzlich war es verschwunden.
Sie hörten das Rumpeln, als es auf dem Weg nach unten gegen die Mauer schlug, und dann, wesentlich lauter, das Knirschen und Krachen von splitterndem Holz, auf das Geschrei und Gebrüll folgten. Satin juchzte, Owen der Ochse führte einen Freudentanz auf, und Pyp beugte sich über den Mauerrand und rief: »Die Schildkröte war voller Kaninchen! Schaut nur, wie sie davonhüpfen!«
»Das Nächste!«, brüllte Jon, und Grenn und Kegs stemmten sich gegen das zweite Fass und schoben es hinaus in die Leere.
Als sie fertig waren, war der vordere Teil von Mankes Schildkröte nur noch eine zermalmte, zersplitterte Ruine, und die Wildlinge quollen unter dem hinteren Ende hervor und rannten auf ihr Lager zu. Satin legte seine Armbrust an und schoss ihnen ein paar Bolzen hinterher, um ihnen Beine zu machen. Grenn grinste durch seinen Bart, Pyp riss Witze, und keiner von ihnen würde heute
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