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Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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verwegener. Dennoch bekam sie immer Angst, wenn sie zu weit fortflogen. Eines Tages wird einer von ihnen vielleicht nicht zurückkehren, dachte sie.
    »Euer Gnaden?«
    Sie drehte sich um und erblickte Ser Barristan. »Was wollt Ihr noch von mir, Ser? Ich habe Euch begnadigt, ich habe Euch in meine Dienste aufgenommen, jetzt gönnt mir ein wenig Ruhe.«
    »Vergebt mir, Euer Gnaden. Es war nur … Jetzt, da Ihr wisst, wer ich bin …« Der alte Mann zögerte. »Ein Ritter der Königsgarde bleibt Tag und Nacht bei seinem König. Aus diesem Grunde schwören wir auch, seine Geheimnisse ebenso zu bewahren, wie wir sein Leben beschützen. Aber Eures Vaters Geheimnisse gehören dem Recht nach nun Euch, gemeinsam mit seinem Thron, und … ich dachte, möglicherweise würdet Ihr mir einige Fragen stellen wollen.«
    Fragen? Sie hatte hundert Fragen, tausend, zehntausend. Warum fiel ihr keine ein? »War mein Vater wirklich wahnsinnig? «, platzte sie heraus. Warum frage ich das? »Viserys hat gesagt, dieses Gerede von Wahnsinn sei eine List des Usurpators …«
    »Viserys war ein Kind, und die Königin hat ihn abgeschirmt, so gut es ihr möglich war. In Eurem Vater war immer ein wenig Wahnsinn, glaube ich heute. Dennoch war er liebenswert und außerdem großzügig, daher verzieh man ihm seine Fehltritte. Seine Herrschaft begann so verheißungsvoll, doch im Laufe der Jahre mehrten sich die Fehltritte, bis …«
    Dany unterbrach ihn. »Sollte ich mir das jetzt wirklich anhören? «
    Ser Barristan dachte einen Augenblick lang nach. »Vielleicht nicht. Nicht jetzt.«
    »Nicht jetzt«, stimmte sie zu. »Eines Tages. Eines Tages müsst Ihr mir alles erzählen. Das Gute und das Schlechte. Gewiss
gibt es doch auch Gutes über meinen Vater zu berichten, nicht wahr?«
    »Sicherlich, Euer Gnaden. Von ihm und von jenen, die ihm vorausgingen. Von Eurem Großvater Jaehaerys und seinem Bruder, von ihrem Vater Aegon, Eurer Mutter … und von Rhaegar. Vor allem von ihm.«
    »Ich wünschte, ich hätte ihn gekannt.« Ihre Stimme klang wehmütig.
    »Ich wünschte, er hätte Euch gekannt«, antwortete der alte Ritter. »Wenn Ihr bereit seid, werde ich Euch alles erzählen. «
    Dany küsste ihn auf die Wange und schickte ihn hinaus.
    An diesem Abend brachten die Zofen ihr Lamm, Salat aus in Wein eingelegten Rosinen und Karotten und ein heißes Brot aus Blätterteig, von dem der Honig tropfte. Sie konnte nichts davon essen. Ob Rhaegar jemals so erschöpft war?, fragte sie sich. Oder Aegon nach seiner Eroberung?
    Später, zur Schlafenszeit, holte Dany Irri zu sich ins Bett, zum ersten Mal seit der Nacht auf dem Schiff. Doch sogar als sie erbebte und die Finger in das dichte Haar der Zofe krallte, stellte sie sich vor, Drogo halte sie in den Armen … Doch irgendwie verwandelte sich sein Gesicht in das von Daario. Wenn ich Daario will, brauche ich ihn nur zu rufen. Sie lag da, die Beine mit Irris verschlungen. Seine Augen sahen heute beinahe violett aus.
    Danys Träume waren düster in dieser Nacht; dreimal erwachte sie aus Albträumen, an die sie sich nur halb erinnern konnte. Nach dem dritten war sie zu unruhig, um erneut einzuschlafen. Das Mondlicht fiel durch die schrägen Fenster und tauchte den Marmorboden in Silber. Eine kühle Brise wehte durch die offenen Terrassentüren hinein. Irri schlief fest neben ihr, ihr Lippen waren leicht geöffnet, eine dunkelbraune Brustwarze lugte aus dem seidenen Nachtgewand hervor. Einen Augenblick lang geriet Dany in Versuchung, doch es war Drogo, nach dem sie sich sehnte, oder vielleicht Daario. Nicht Irri.
Die Zofe war lieblich und geschickt, nichtsdestotrotz schmeckten ihre Küsse nach Pflichterfüllung.
    Sie erhob sich und ließ Irri im Mondlicht schlafen. Jhiqui und Missandei lagen in ihren Betten. Dany zog sich einen Morgenmantel über und schlich barfuß über den Marmorboden hinaus auf die Terrasse. Die Luft war kühl, doch es gefiel ihr, wie sich das Gras zwischen ihren Zehen anfühlte und wie die Blätter miteinander tuschelten. Kleine Wellen jagten einander über das Wasser des Badebeckens und ließen das Spiegelbild des Mondes tanzen und schimmern.
    Sie lehnte sich auf die niedrige Ziegelbrüstung und schaute auf die Stadt hinunter. Meereen schlief ebenfalls. Es träumt vielleicht von besseren Zeiten. Die Nacht bedeckte die Straßen mit einer schwarzen Decke und verbarg die Leichen und die grauen Ratten, die aus den Kanälen kamen und sich an den Toten gütlich taten, verbarg die

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