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Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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frischem Fleisch und
heißem dunklem Blut füllen. Bei dem Gedanken lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
    Es dauerte eine Weile, bis er begriff, was hier vor sich ging. Dann sprang er auf. »Geist?« Jon wandte sich dem Wald zu, und da war der Wolf, tappte lautlos aus der grünen Dämmerung hervor, und warmer weißer Atem strömte hechelnd aus seinem offenen Maul. »Geist!«, rief er, und der Schattenwolf stürmte los. Er war schlanker geworden, aber auch größer, und das einzige Geräusch, das er verursachte, war das leise Rascheln von totem Laub unter seinen Pfoten. Als er Jon erreichte, sprang er ihn an, und die beiden wälzten sich im braunen Gras und in den langen Schatten, während über ihnen bereits die ersten Sterne zum Vorschein kamen. »Bei den Göttern, Wolf, wo hast du nur gesteckt ?«, fragte Jon, als Geist seinen Unterarm endlich losließ. »Ich habe schon gedacht, du wärst auch gestorben wie Robb und Ygritte und all die anderen. Seit ich über die Mauer geklettert bin, habe ich dich nicht mehr spüren können, auch in meinem Träumen warst du nicht mehr.« Der Schattenwolf antwortete nicht, sondern leckte Jon das Gesicht mit einer Zunge, die an eine nasse Feile erinnerte. Seine Augen fingen das letzte Licht ein und leuchteten wie zwei große rote Sonnen.
    Rote Augen, begriff Jon, aber nicht so wie Melisandres. Der Schattenwolf hatte die Augen eines Wehrholzbaums. Rote Augen, roter Rachen, weißes Fell. Blut und Knochen wie ein Herzbaum. Er gehört den alten Göttern. Und er allein von allen Schattenwölfen war weiß. Sechs Welpen hatten sie im Schnee des Spätsommers gefunden, er und Robb; fünf davon waren grau, schwarz und braun gewesen, für die fünf Starks, und einer war weiß gewesen, weiß wie Schnee.
    Jetzt wusste er die Antwort.
    Unterhalb der Mauer entzündeten die Männer der Königin ihr Nachtfeuer. Er sah Melisandre, die neben dem König aus dem Tunnel trat, um die Gebete zu sprechen, von denen sie glaubte, dass sie die Dunkelheit fernhalten würden. »Komm,
Geist«, sagte Jon zu dem Wolf. »Zu mir. Du bist hungrig, ich weiß. Ich konnte es fühlen.« Zusammen schritten sie auf das Tor zu und umgingen in weitem Bogen das Nachtfeuer, das mit hohen Flammen nach dem schwarzen Leib der Nacht gierte.
    In den Höfen der Schwarzen Festung waren viele Männer des Königs zu sehen. Sie hielten inne, als Jon vorbeiging, und gafften ihn an. Keiner von ihnen hatte je zuvor einen Schattenwolf gesehen, wurde ihm bewusst, und Geist war doppelt so groß wie die gemeinen Wölfe, die durch die grünen Wälder im Süden streiften. Auf dem Weg zur Waffenkammer blickte Jon nach oben und sah Val an ihrem Turmfenster stehen. Es tut mir leid, dachte er, ich bin nicht der Mann, der dich dort herausrauben wird.
    Im Übungshof stieß er auf ein Dutzend Männer des Königs mit Fackeln und langen Speeren in den Händen. Ihr Feldwebel schaute Geist an und zog ein finsteres Gesicht, und zwei seiner Männer senkten die Spieße, bis der Ritter, der sie anführte, sagte: »Tretet zur Seite und lasst ihn passieren.« Zu Jon sagte er: »Du kommst spät zum Essen.«
    »Dann geht mir aus dem Weg, Ser«, erwiderte Jon, und das tat der Ritter.
    Er hörte den Lärm schon, ehe er das Ende der Treppe erreichte, laute Stimmen, Flüche, jemand schlug immer wieder auf den Tisch. Jon betrat das Gewölbe, und niemand beachtete ihn. Seine Brüder drängten sich auf den Bänken und an den Tischen, aber die meisten standen da und brüllten, und niemand aß. Es gab auch gar kein Essen. Was geht denn hier vor? Lord Janos Slynt schrie etwas von Abtrünnigen und Verrat, der Eiserne Emmett stand auf einem Tisch und hielt das blanke Schwert in der Hand, Drei-Finger-Hobb verfluchte einen Grenzer aus dem Schattenturm … Und einer der Männer aus Ostwacht drosch wieder und wieder mit der Faust auf den Tisch und verlangte Ruhe, wobei er den Krach, der von der Decke widerhallte, nur noch schlimmer machte.

    Pyp entdeckte Jon als Erster. Beim Anblick von Geist grinste er, schob zwei Finger in den Mund und stieß einen Pfiff aus, wie ihn nur der Sohn eines fahrenden Mimen hervorbringen konnte. Der schrille Ton durchdrang den Lärm wie ein Schwert. Als Jon auf die Tische zuging, bemerkten ihn weitere Brüder, und Stille breitete sich im Keller aus, bis nur noch Jons Schritte auf dem Steinboden und das leise Knistern der Scheite im Kamin zu hören waren.
    Ser Allisar brach das Schweigen. »Der Abtrünnige beehrt uns schließlich doch noch mit seiner

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