Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
ihrer Tante glänzten Tränen. »Warum hast du sie ins Grüne Tal gebracht, Petyr? Sie gehört nicht hierher. Nicht an diesen Ort.«
»Dann werden wir sie fortschicken. Zurück nach Königsmund, wenn du möchtest.« Er trat einen Schritt auf die beiden zu. »Lass sie jetzt los. Lass sie von der Tür fort.«
»NEIN!« Erneut zerrte Lysa an Sansas Kopf. Schnee umwirbelte sie, der Wind ließ ihre Röcke laut flattern. »Du kannst sie doch nicht begehren. Nicht sie! Sie ist ein dummes Mädchen ohne Verstand. Sie kann dich nicht so lieben wie ich. Ich habe dich immer geliebt. Habe ich es dir nicht bewiesen?« Tränen rannen über das geschwollene rote Gesicht ihrer Tante. »Ich habe dir meine Jungfräulichkeit geopfert. Auch einen Sohn hätte ich dir geschenkt, aber sie haben ihn mit Mondtee ermordet, mit Alraune und Pfefferminz und Wermut, einem Löffel Honig und einem Tropfen Poleiminze. Ich war es nicht, ich wusste es nicht einmal, ich habe nur getrunken, was Vater mir gegeben hat …«
»Das ist längst vorbei, Lysa. Lord Hoster ist tot und sein alter Maester ebenso.« Kleinfinger trat näher an sie heran. »Hast du wieder Wein getrunken? Du solltest nicht so viel reden. Wir wollen doch nicht, dass Alayne mehr weiß als unbedingt nötig, nicht wahr? Oder Marillion?«
Darüber ging Lady Lysa stillschweigend hinweg. »Cat war nie für dich da. Ich habe dir deinen ersten Posten verschafft, ich habe dich von Jon an den Hof holen lassen, damit wir uns nahe sein konnten. Du hast mir versprochen, das würdest du mir niemals vergessen.«
»Das habe ich auch nicht. Wir sind zusammen, genauso wie du es dir stets gewünscht hast, so wie wir es immer geplant haben. Lass nur einfach Sansas Haar los …«
»Nein! Ich habe gesehen, wie du sie im Schnee geküsst hast. Sie ist genau wie ihre Mutter. Catelyn hat dich im Götterhain geküsst, aber sie hat es nicht ernst gemeint, sie wollte dich überhaupt nicht. Warum hast du sie immer mehr geliebt? Ich war es doch immer, iiiich!!«
»Ich weiß, Liebste.« Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. »Und hier bin ich. Du brauchst nur meine Hand zu ergreifen, komm nur.« Er streckte sie ihr entgegen. »Es gibt keinen Grund für all diese Tränen.«
»Tränen, Tränen, Tränen «, schluchzte sie hysterisch. »Kein Grund für Tränen … Aber das hast du in Königsmund nicht gesagt. Du hast mir gesagt, ich solle die Tränen in Jons Wein gießen, und ich habe es getan. Für Robert und für uns ! Und ich habe Catelyn geschrieben und ihr erzählt, die Lennisters hätten meinen Hohen Gemahl getötet, genau wie du es gesagt hast. Das war so klug … Immer warst du so klug, Vater habe ich das auch gesagt, ich habe gesagt, Petyr ist so klug, er wird es weit bringen, bestimmt, ganz bestimmt , und er ist süß und sanft, und ich trage sein kleines Kind in meinem Bauch … Warum hast du sie geküsst? Warum? Wir sind doch jetzt zusammen, nach so langer Zeit sind wir endlich zusammen, nach so langer, so langer, langer Zeit, warum also wolltest du siiieee küssen?«
»Lysa.« Petyr seufzte. »Nach all den Stürmen, die wir zusammen durchgemacht haben, solltest du mir mehr Vertrauen schenken. Ich schwöre dir, ich werde niemals wieder von deiner Seite weichen, solange wir beide am Leben sind.«
»Wirklich?«, fragte sie weinend. »Oh, wirklich ?«
»Wirklich. Jetzt lass das Mädchen los und gib mir einen Kuss.«
Lysa warf sich Kleinfinger schluchzend in die Arme. Während sie einander umschlungen hielten, kroch Sansa auf Händen und Knien von der Mondpforte fort und umklammerte die nächstliegende Säule. Sie fühlte das Klopfen ihres Herzens. In ihrem Haar hing Schnee, und ihr rechter Schuh war fort. Er muss hinuntergefallen sein. Sie schauderte und umklammerte die Säule noch fester.
Kleinfinger ließ Lysa einen Augenblick lang an seiner Brust schluchzen, ehe er seine Hände auf ihre Arme legte und sie sanft küsste. »Mein süßes, dummes, eifersüchtiges Weib«, sagte er und lachte leise. »Ich habe immer nur eine einzige Frau geliebt, das versichere ich dir.«
Lysa Arryn lächelte zitternd. »Nur eine. Oh, Petyr, schwörst du es? Nur eine?«
»Nur Cat.« Er versetzte ihr einen kurzen heftigen Stoß.
Lysa taumelte rückwärts und rutschte auf dem nassen Marmor aus. Und dann war sie verschwunden. Sie schrie nicht einmal. Lange Zeit hörte man nichts außer dem Wind.
Marillion keuchte. »Ihr … Ihr …«
Die Wachen schrien vor der Tür und hämmerten mit den Schäften ihrer
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