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Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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den Dolch mit beiden Händen, um ihn ruhig zu halten. Der Wiedergänger schien das Drachenglas nicht zu fürchten. Vielleicht wusste er einfach nicht, worum es sich dabei handelte. Er bewegte sich langsam, aber der Kleine Paul hatte auch im Leben nicht zu den Schnellsten gehört. Hinter ihm murmelte Goldy beruhigend auf das Pferd ein und versuchte, es zur Tür zu ziehen. Doch das Pferd musste den seltsamen, kalten Geruch des Wiedergängers gewittert haben. Plötzlich bäumte sich die Stute auf und schlug mit den Hufen in die frostige Luft. Paul drehte sich nach dem Lärm um und verlor offenbar jegliches Interesse an Sam.
    Zeit zu denken, zu beten oder Angst zu haben blieb ihm nicht. Samwell Tarly warf sich vorwärts und versenkte den Dolch im Rücken des Kleinen Paul. Halb abgewandt sah der Wiedergänger ihn nicht kommen. Der Rabe kreischte und flog auf. »Du bist tot!«, schrie Sam, während er zustach. »Du bist tot, du bist tot.« Er stach zu und schrie, wieder und wieder, schnitt riesige Risse in Pauls schweren schwarzen Mantel. Drachenglasscherben flogen umher, als die Klinge an dem eisernen Kettenhemd unter der Wolle zerbrach.

    Sams Geheul hinterließ weißen Nebel in der schwarzen Luft. Er ließ das nutzlose Heft fallen und trat hastig einen Schritt zurück, als der Kleine Paul herumfuhr. Ehe er sein anderes Messer ziehen konnte, jenes aus Stahl, das jeder Bruder bei sich trug, hatte der Wiedergänger ihn mit den schwarzen Händen unter dem Doppelkinn gepackt. Pauls Finger waren so kalt, dass sie auf der Haut brannten. Sie gruben sich tief in das weiche Fleisch um Sams Kehle. Lauf, Goldy, lauf, wollte er rufen, doch als er den Mund öffnete, brachte er nur ein Würgen hervor.
    Schließlich fand er den Dolch und stieß ihn dem Wiedergänger in den Bauch, doch die Spitze glitt an den eisernen Kettengliedern ab, und der Dolch fiel Sam aus der Hand. Der Kleine Paul verstärkte seinen Griff und verdrehte die Hände gegeneinander. Er reißt mir den Kopf ab, dachte Sam verzweifelt. Seine Kehle fühlte sich wie gefroren an, seine Lunge schien in Flammen zu stehen. Er schlug auf die Handgelenke des Wiedergängers ein und zerrte daran, jedoch ohne Erfolg. Er trat Paul zwischen die Beine, es war nutzlos. Die Welt schrumpfte zu zwei blauen Sternen, einem fürchterlichen Schmerz und einer bitteren Kälte zusammen, die die Tränen in seinen Augen gefrieren ließ. Sam krümmte sich und riss verzweifelt … Und dann sprang er vorwärts.
    Der Kleine Paul war groß und stark, doch Sam war trotzdem schwerer, und Wiedergänger standen unsicher auf den Beinen, das hatte er schon auf der Faust beobachtet. Der plötzliche Stoß brachte Paul ins Taumeln, und Lebender und Toter gingen gemeinsam zu Boden. Die Wucht des Aufschlags löste eine Hand von Sams Kehle, und so war es Sam möglich, nach Luft zu schnappen, ehe die eisigen schwarzen Finger zurückkehrten. Er schmeckte Blut. Rasch drehte er den Kopf herum, suchte nach seinem Messer und sah einen trüben orangefarbenen Schein. Das Feuer! Nur Glut und Asche waren übrig, aber immerhin … Er konnte weder atmen noch denken … Sam schob sich seitwärts, zog Paul mit sich, krabbelte über den Boden,
streckte sich, durchwühlte die Asche, bis er etwas Heißes fand – einen verkohlten Holzklotz, der rot und orange in der Dunkelheit glühte … Seine Finger schlossen sich darum, und er drückte ihn Paul in den Mund, bis er fühlte, wie Zähne zerbrachen.
    Doch noch immer lockerte der Wiedergänger den Griff nicht. Sams letzte Gedanken galten der Mutter, die ihn geliebt und dem Vater, den er enttäuscht hatte. Die Langhalle drehte sich um ihn, als er eine winzige Rauchfahne zwischen den zerborstenen Zähnen des Kleinen Paul entweichen sah. Dann ging das Gesicht des toten Mannes in Flammen auf, und die Hände waren verschwunden.
    Sam holte tief Luft und rollte sich mühsam zur Seite. Der Wiedergänger brannte, Raureif tropfte aus dem Bart, während sich das Fleisch darunter schwarz färbte. Sam hörte den Raben schreien, Paul selbst gab jedoch keinen Laut von sich. Als er den Mund öffnete, kamen nur Flammen heraus. Und die Augen … Es ist verschwunden, das blaue Glühen ist verschwunden.
    Er kroch zur Tür. In der kalten Luft schmerzte das Atmen, aber dieser Schmerz fühlte sich wunderbar an. Geduckt trat er durch die Tür ins Freie. »Goldy?«, rief er. »Goldy, ich habe ihn getötet. Gol…«
    Sie stand mit dem Rücken zum Wehrholzbaum und hielt den Jungen in den Armen. Die

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