Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
die gesamte Angelegenheit am liebsten schon hinter sich. Ein paar Tage noch, dann bricht Robb in die Schlacht auf, und ich werde auf Seegart zur umsorgten Gefangenen. Lord Jason würde sie mit ausgesuchter Höflichkeit behandeln, daran zweifelte sie nicht, trotzdem fühlte sie sich bei dieser Aussicht niedergeschlagen.
Sie hörte Hufgetrappel, als die lange Kolonne der Reiter über die Brücke von Burg zu Burg zog. Die schwer beladenen Wagen rumpelten über die Steine. Catelyn ging zum Fenster, schaute hinaus und beobachtete, wie Robbs Heer aus dem östlichen Turm hervorquoll. »Der Regen scheint nachzulassen.«
»Jetzt, wo wir ein Dach über dem Kopf haben.« Edmure stand vor dem Feuer und wärmte sich. »Was hältst du von Roslin?«
Zu klein und zu zart. Das Gebären wird ihr schwer fallen. Ihr Bruder indes hatte offenbar Gefallen an der jungen Frau gefunden, daher sagte sie lediglich: »Ein reizendes Mädchen.«
»Ich glaube, sie mag mich. Warum hat sie nur geweint?«
»Sie ist eine Jungfrau kurz vor der Hochzeit. Ein paar Tränen sind da zu erwarten.« Lysa hatte am Morgen vor ihrer beider Hochzeit ganze Bäche geheult, obgleich es ihr gelungen war, sich dann mit trockenen Augen und strahlendem Gesicht von Jon Arryn den cremefarbenen und blauen Mantel um die Schultern legen zu lassen.
»Sie ist hübscher, als ich zu hoffen gewagt habe.« Edmure hob die Hand, ehe sie sprechen konnte. »Ich weiß, es gibt wichtigere Dinge, erspar mir die Predigt, Septa. Und doch … hast du dir ein paar der anderen Frey-Mädchen angesehen, die da aufmarschiert sind? Die mit dem Zucken? War das die Schüttelkrankheit? Und diese Zwillinge hatten mehr Krater und Berge im Gesicht als Petyr Pickel. Als ich diesen Haufen sah, wusste ich, dass Roslin kahl und einäugig sein würde, mit so viel Verstand wie Glöckchen und dem Gemüt des Schwarzen
Walder. Dabei wirkt sie ebenso sanft, wie sie hübsch ist.« Er sah verwirrt aus. »Warum hat mir das alte Wiesel verwehrt, meine Wahl selbst zu treffen, wenn er keinen hinterhältigen Plan verfolgt?«
»Deine Schwäche für hübsche Gesichter ist wohl bekannt«, erinnerte Catelyn ihn. »Vielleicht möchte Lord Walder tatsächlich, dass du mit deiner Braut glücklich wirst.« Oder wahrscheinlich wollte er einfach wegen eines Furunkels nicht all seine Pläne aufs Spiel setzen. »Möglicherweise ist Roslin die Lieblingstochter des alten Mannes. Auf eine so gute Partie wie den Lord von Schnellwasser dürfen die meisten seiner Töchter kaum hoffen.«
»Das ist wahr.« Ihr Bruder war noch immer unsicher. »Ob das Mädchen vielleicht unfruchtbar ist?«
»Lord Walder will, dass sein Enkel Schnellwasser erbt. Was würde ihm da eine unfruchtbare Frau nützen?«
»Er wäre eine Tochter los, die sonst niemand nehmen würde.«
»Damit hätte er nichts gewonnen. Walder Frey ist ein Griesgram, kein Dummkopf.«
»Trotzdem … es wäre möglich.«
»Ja«, gestand Catelyn widerwillig ein. »Manche Krankheiten, an denen ein Mädchen in der Kindheit leiden kann, machen unfruchtbar. Allerdings gibt es keinen Grund zu glauben, Lady Roslin sei je an so etwas erkrankt.« Sie blickte sich im Zimmer um. »Die Freys haben uns freundlicher empfangen, als ich erwartet hatte, um die Wahrheit zu sagen.«
Edmure lachte. »Ein paar hässliche Worte und ein bisschen ungebührlicher Spott. Für ihn ist das Höflichkeit. Ich hatte erwartet, das alte Wiesel würde uns in den Wein pissen und verlangen, dass wir den Jahrgang preisen.«
Der Scherz beunruhigte Catelyn auf seltsame Weise. »Wenn du mich entschuldigst, ich möchte mir etwas Trockenes anziehen. «
»Wie du wünscht.« Edmure gähnte. »Ich lege mich vielleicht mal ein Stündchen aufs Ohr.«
Sie ging in ihr Zimmer. Die Truhe mit den Kleidern, die sie aus Schnellwasser mitgebracht hatte, war heraufgebracht worden und stand am Fuß des Bettes. Nachdem sie sich ausgezogen und die nassen Kleider vor dem Feuer aufgehängt hatte, legte sie ein warmes Wollkleid im Rot und Blau der Tullys an, wusch und bürstete ihr Haar, ließ es trocknen und begab sich auf die Suche nach Freys.
Lord Walders schwarzer Eichenthron war verwaist, als sie die Halle betrat, doch einige seiner Söhne tranken am Feuer. Der Lahme Lothar erhob sich unbeholfen, als er sie bemerkte. »Lady Catelyn, ich dachte, Ihr würdet ruhen. Wie kann ich Euch zu Diensten sein?«
»Sind das Eure Brüder?«, fragte sie.
»Brüder, Halbbrüder, Schwager und Neffen. Raymund und ich hatten die gleiche
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