Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Kriegshörner und Dudelsäcke, wiehernde Hengste und das schrille Klirren von Stahl auf Stahl, doch alle Geräusche schienen weit weg zu sein. Für sie existierte nur noch
der heranstürmende Reiter mit der Streitaxt in der Hand. Er trug einen Überwurf über seiner Rüstung, und sie erkannte die beiden Türme, die ihn als Frey auswiesen. Das verstand sie nicht. Ihr Onkel heiratete doch Lord Freys Tochter, die Freys waren demnach die Freunde ihres Bruders. »Nein!«, schrie sie, als er um den Wagen herumritt, doch er achtete nicht darauf.
Als er Arya angriff, warf sie den Stein, so wie sie einst den Holzapfel nach Gendry geworfen hatte. Gendry hatte sie genau zwischen die Augen getroffen, diesmal jedoch hatte sie nicht so gut gezielt, und der Stein prallte von der Schläfe des Mannes ab. Das genügte zwar, um seinen Angriff erst einmal abzuwehren, für mehr jedoch reichte es nicht. Sie wich zurück und rannte auf den Fußballen über den matschigen Boden, bis sie den Wagen wieder zwischen sich und den Ritter gebracht hatte. Dieser folgte ihr im Trab; hinter seinen Augenschlitzen war nur Dunkelheit zu sehen. Sie hatte nicht einmal seinen Helm verbeult. Einmal, zweimal, dreimal ging es um den Karren. Der Ritter fluchte. »Du kannst nicht ewig weg …«
Die Axt traf ihn mitten in den Hinterkopf, durchschlug Helm und Schädel und warf ihn bäuchlings aus dem Sattel. Hinter ihm ragte der Bluthund auf Fremder empor. Wo habt Ihr die Axt her?, hätte sie ihn beinahe gefragt, ehe sie es selbst herausfand. Einer der anderen Freys lag unter seinem Pferd und ertrank im knietiefen Wasser. Der dritte Mann lag auf dem Rücken und rührte sich nicht. Er hatte keine Halsberge getragen, und ein fußlanges Stück einer abgebrochenen Klinge ragte aus seinem Hals.
»Hol meinen Helm«, herrschte Clegane sie an.
Der war auf dem Karren hinter dem Fass mit den eingelegten Schweinspfoten, ganz unten in einem Sack getrockneter Äpfel. Arya schüttete den Sack aus und warf ihm den Helm zu. Er schnappte ihn mit einer Hand aus der Luft, setzte ihn auf, und wo zuvor ein Mann im Sattel gesessen hatte, sah man nun einen stählernen Hund, der das Feuer anknurrte.
»Mein Bruder …«
»Tot!«, schrie er ihr zu. »Oder glaubst du, sie metzeln seine Männer nieder und lassen ihn am Leben?« Er wandte sich wieder dem Lager zu. »Schau hin. Schau hin, verdammt.«
Das Lager hatte sich in ein Schlachtfeld verwandelt. Nein, in einen Schlachthof. Die Flammen schlugen aus den Festzelten hoch in den Himmel. Einige der Unterkünfte brannten ebenfalls, und auch ein halbes Hundert seidener Pavillons. Überall sangen die Schwerter. Nun weint der Regen über seiner Burg, und niemand hört ihn mehr. Sie sah zwei Ritter, die einen Mann niederritten, der zu Fuß floh. Ein Holzfass krachte auf eines der brennenden Zelte nieder, zerplatzte, und die Flammen schlugen doppelt so hoch empor. Ein Katapult, begriff sie. Die Burg verschoss Öl oder Pech oder was auch immer.
»Komm mit.« Sandor Clegane streckte die Hand aus. »Wir müssen hier weg, und zwar sofort.« Fremder warf ungeduldig den Kopf zurück und blähte die Nüstern, als er das Blut roch. Das Lied war zu Ende. Nur eine einzige Trommel war noch zu hören, ein langsamer, monotoner Takt, der wie das Schlagen eines riesigen Herzens über den Fluss hallte. Der schwarze Himmel weinte, der Fluss grollte, Männer fluchten und starben. Arya hatte Schlamm zwischen den Zähnen, und ihr Gesicht war nass. Regen. Das ist nur Regen. Nichts weiter. »Wir sind da !«, schrie sie. Ihre Stimme klang dünn und ängstlich wie die Stimme eines kleinen Mädchens. »Robb ist dort in der Burg und meine Mutter auch. Das Tor ist sogar offen.« Der Strom der Freys war versiegt. Ich bin so weit gekommen. »Wir müssen meine Mutter holen.«
»Dummes kleines Biest.« Das Feuer funkelte auf der Schnauze seines Helms und ließ die Stahlzähne glänzen. »Wenn du dort hineingehst, kommst du nicht mehr lebend heraus. Vielleicht lässt Frey dich die Leiche deiner Mutter küssen.«
»Vielleicht können wir sie retten …«
»Du vielleicht. Ich hänge an meinem Leben.« Er ritt auf sie zu und trieb sie zu dem Karren zurück. »Bleib hier oder geh, Wölfin. Lebe oder stirb. Deine …«
Arya fuhr herum und rannte auf das Tor zu. Das Fallgitter wurde heruntergelassen, sehr langsam allerdings. Ich muss schneller laufen. Der Schlamm behinderte sie allerdings und dann das Wasser. Lauf so flink wie ein Wolf. Die Zugbrücke wurde hochgezogen,
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